Im Tal von Elah

Das Tal von Elah ist jenes Tal, auf dessen Höhen sich in biblischer Zeit Israeliten und Philister gegenüberstanden. Täglich ging Goliath, der stärkste Krieger der Philister, hinunter in das Tal und forderte einen der Israeliten zum Zweikampf heraus. Aber keiner wagte, gegen ihn anzutreten, bis eines Tages der Hirtenjunge David ins Lager der Israeliten kam, um seinen Brüdern Proviant zu bringen …

Hank Deerfield (Tommy Lee Jones) ist ein pensionierter Soldat, der früher bei der Militärpolizei tätig war. Er erhält eines Morgens einen Anruf, dass sein Sohn Mike, von dem er annimmt, er sei noch im Iran, von seiner Basis in New Mexiko vermisst wird. Hank macht sich noch am selben Tag auf, um seinen Sohn zu suchen. Da ihm die Militärpolizei des Stützpunktes nicht weiterhilft, wendet er sich an die örtliche Polizei um Hilfe. Dort trifft er auf Emily Sanders (Charlize Theron), die ihn zuerst auch abwimmeln will. Doch dann wird die Leiche Mikes in der Nähe der Basis gefunden; er ist offensichtlich Opfer eines Mordes geworden. Das Militär reklamiert zwar seine Zuständigkeit, aber Hank kann durch eine sorgfältige Untersuchung des Tatortes nachweisen, dass der Mord im Zuständigkeitsbereich der städtischen Polizei geschehen ist. Damit beginnt ein Tauziehen um die Aufklärung des Falles zwischen Hank und Emily einerseits und dem Militär andererseits, das den Fall um jeden Preis vertuschen will. Wird sich auch diesmal David gegen Goliath durchsetzen?

Regisseur Paul Haggis (L. A. Crash) hat mit »Im Tal von Elah« einen Film abgeliefert, der die Zuschauer angesichts der Banalität des Bösen sprachlos zurücklässt.

»Im Tal von Elah«. USA, 2007. 1 DVD, Concorde. Sprachen: Deutsch, Englisch. Länge: ca. 116 Minuten. FSK: ab 12 Jahren. Preis: ca. € 10,–.

Happy-Go-Lucky

Poppy (Sally Hawkins), die eigentlich Pauline heißt, ist 30 Jahre alt und arbeitet als Grundschullehrerin im Norden Londons. Sie zeichnet sich durch eine nicht zu zerrüttende gute Laune aus: Nichts bringt sie wirklich aus der Fassung, allem gewinnt sie eine gute Seite ab.

So auch, als ihr eines Tages ihr Fahrrad gestohlen wird. Statt sich zu ärgern, ergreift sie die Chance, endlich das Autofahren zu lernen. Auf diese Weise macht sie die Bekanntschaft Scotts (Eddie Marsan), eines selbstständigen Fahrlehrers, der in so ziemlich allem das Gegenteil von Poppy darstellt: Er ist ein verkniffener, eigenbrötlerischer Rechthaber, der zudem noch zu Verschwörungstheorien neigt. Da sich Poppy in ihrer Fröhlichkeit von all dem aber unbeeindruckt zeigt, braucht es nur wenige Fahrstunden, bis sie Scott einerseits an den Rand der Verzweiflung gebracht hat, er sich andererseits aber in sie verliebt.

Zum Glück für Poppy lernt sie in derselben Zeit auch einen anderen Mann kennen: Nick (Jack MacGeachin) ist ein Sozialarbeiter, der an ihrer Schule arbeitet und dessen ruhige und gelassene Art einen anderen Gegenpol zu Poppys Aufgedrehtheit bildet. Als Scott eines Tages zufällig Nick kennenlernt und begreift, dass er und Poppy ein Paar sind, kommt es zum dramatisch-komischen Höhepunkt des Films.

Regisseur und Autor Mike Leigh hat mit Poppy eine ganz einmalige Figur geschaffen und Sally Hawkins hat für ihre Verkörperung zu Recht den Silbernen Bären der Berlinale 2008 erhalten.

»Happy-Go-Lucky«. Großbritannien, 2008. 1 DVD, Tobis/Universum. Sprachen: Deutsch, Englisch. Extras: Hörfilmfassung für Sehbehinderte, Featurettes, Interviews u.a.m. Länge: ca. 114 Minuten. FSK: ab 6 Jahren. Preis: ca. € 15,–.

Der Afrikaner

Als Jean-Marie Gustave Le Clézio im vergangenen Jahr den Nobelpreis für Literatur zugesprochen bekam, gaben sich selbst für ihre Belesenheit berühmte Kritiker ratlos und skeptisch. Dabei lagen Le Clézios Schriften in bedeutendem Umfang auf Deutsch vor, nur haben sie offenbar nicht die angemessene Beachtung gefunden.

Schon 2007 war zum Beispiel im Hanser Verlag ein schmales Bändchen erschienen, das einen Erinnerungstext Le Clézios an seinen Vater enthielt. Der schlichte Titel »Der Afrikaner« schickt den Leser wenigstens für einen Augenblick in die Irre, denn es erweist sich, dass es sich bei dem Afrikaner eben um Le Clézios Vater handelt, einen Briten, der auf Mauritius geboren und aufgewachsen war und den Großteil seines Lebens als Arzt in Afrika verbracht hat. Er war als junger Mann nach Afrika gegangen, um der als snobistisch empfundenen englischen Gesellschaft zu entfliehen. Dann hatte ihn der Zweite Weltkrieg für viele Jahre von seiner Frau und seinen beiden jungen Söhnen in Europa getrennt.

Als Le Clézio schließlich als Siebenjähriger im Jahre 1948 seinen Vater kennenlernt, findet er in ihm einen autoritären Patriarchen, den zu lieben der Junge nicht fähig ist. Erst als Erwachsener entwickelt er Verständnis und Sympathie für diesen fremden Mann, den das Leben in Afrika verbraucht und für immer gezeichnet hat. Als der Vater schließlich nach Europa zurückkehrt, wechselt er nur von einer Isolation in die andere. Zu sehr ist er inzwischen ein Afrikaner geworden, um sich hier noch einfinden zu können.

Ein bewegendes kleines Büchlein eines Sohns über seinen Vater.

J. M. G. Le Clézio: Der Afrikaner. Aus dem Französischen von Uli Wittmann. München: Hanser, ²2008. ISBN: 978-3-446-20948-0. Preis: € 14,90.

Was bedeutet das alles?

Vielen Menschen, die durchaus an der Philosophie ernsthaft interessiert sind, geht es wie dem Schüler in Goethes »Faust«:

An ihrem Hals will ich mit Freuden hangen;
Doch sagt mir nur, wie kann ich hingelangen?

Einführungen in die Philosophie sind oft für Studierende geschrieben und deshalb auf den akademischen Betrieb der Philosophie ausgerichtet, oder sie präsentieren die Philosophie in ihrer historischen Entwicklung, was sie umfangreich macht und einen direkten Zugang zur Sache verstellt.

Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel hat im Gegensatz dazu eine Einführung in die Philosophie geschrieben, die auf nur wenig mehr als 100 Seiten einen weitgehend voraussetzungslosen Zugang zu klassischen Themen und Fragestellungen der Disziplin liefert. Nagels Büchlein beschäftigt sich mit der Frage nach der Erkenntnis, nach dem Bewusstsein anderer Menschen, dem Leib-Seele-Problem, der Bedeutung von Wörtern, der Frage nach Recht, Unrecht und Gerechtigkeit, dem Tod und schließlich auch nach dem Sinn des Lebens. Dabei gelingt es ihm anhand klarer und einfacher Beispiel und in wenigen Worten, wichtige, aktuelle philosophische Positionen zu diesen Fragen präzise zu beschreiben. Das Büchlein will keine Antworten auf die gestellten Fragen liefern, sondern die Art und Weise deutlich machen, wie Philosophen diese Fragen angehen.

Eine gelungene Einführung in die Philosophie, die frei ist von historischem oder akademischem Ballast. Eine Empfehlung für alle, denen bislang ein  Zugang zur Philosophie versperrt geblieben ist.

Thomas Nagel: Was bedeutet das alles? Eine ganz kurze Einführung in die Philosophie. Aus dem Englischen übersetzt von Michael Gebauer. Stuttgart: Reclam, 2008. ISBN: 978-3-15-010682-2. Preis: 6,90 €.

Der Erwählte

Nach der großen Anstrengung seines »Doktor Faustus« (1947) schrieb Thomas Mann als nächsten einen humoristischen und leichten Roman: »Der Erwählte« (1951). Es handelt sich dabei um eine parodistische Neuerzählung des »Gregorius« des Hartmann von Aue (12./13. Jahrhundert). Erzählt wird die Geschichte eines aus der verbotenen Liebe zweier Geschwister aus Fürstenhaus hervorgegangenen Knaben, der als Baby ausgesetzt wird, auf einer der Kanalinseln heranwächst und dort zum Geistlichen erzogen wird. Trotz dieser Ausbildung drängt es Gregorius, Ritter zu werden, was er schließlich auch durchsetzt.

Er kehrt unwissentlich in seine Heimat zurück, befreit die Stadt, in der seine Mutter residiert, von einer Belagerung und heiratet im Anschluss seine Mutter, mit der er zwei Töchter zeugt. Als zufällig die verwickelten Verwandtschaftsverhältnisse zutage kommen, verbannt sich Gregorius zu einem Exil im Sünderhemd auf einer winzigen Felseninsel, auf der er auf wundersame Weise von der Erde selbst genährt wird. Befreit wird er nach 17 Jahren von zwei römischen Gesandten, die sich aufgrund einer göttlichen Vision auf die Suche nach ihm gemacht hatten, um ihn als Papst nach Rom zu führen.

Diese im Grunde gräuliche Geschichte, die übrigens keinem wirklichen Papst zugeordnet wird, ist schon bei Hartmann mit zahlreichen märchenhaften und fantastischen Elementen durchsetzt. Mit Hilfe seines leichten und ironischen Tons verwandelt Thomas Mann diesen Stoff in ein humoristisches Glanzstück. Ich empfehle, sich das Büchlein vom »König der Vorleser«, Gert Westphal, vorlesen zu lassen.

Thomas Mann: Der Erwählte. Ungekürzte Lesung von Gert Westphal. Berlin: Universal/Deutsche Grammophon, 2005. 10 CDs mit zus. etwa 660 Minuten Laufzeit. Preis: ca. 60,- €.

Swing Vote – die beste Wahl

Bud Johnson (Kevin Costner) ist ein alleinerziehender Vater, der mit seiner 12-jährigen Tochter Molly (Madeline Carroll) in ärmlichen Verhältnissen in einem winzigen Ort im US-Bundesstaat New Mexico lebt. Molly ist ein hochintelligentes Mädchen, das sich brennend für Politik interessiert. Sie will unbedingt, dass ihr Vater an der Präsidenten-Wahl teilnimmt. Aber da Bud gerade an diesem Tag seinen Job verliert, betrinkt er sich und vergisst die Verabredung mit seiner Tochter beim Wahllokal. Verärgert über ihren Vater schleicht sich Molly am schlafenden Wahlhelfer vorbei zum Wahlcomputer, doch gerade als sie statt ihres Vaters wählen will, fällt für einen Moment der Strom aus und Molly flüchtet aus dem Wahllokal.

Nun ergibt sich der Zufall, dass sich zwischen dem Präsident um dem Herausforderer ein Patt ergibt: Wer von den beiden die Wahl in New Mexico gewinnen wird, hat die Wahl gewonnen. Und auch die Stimmenauszählung in New Mexico ist gänzlich ausgeglichen, so dass eine weitere Stimme die Wahl entscheiden wird. Und da, als Molly wählen wollte, der Strom ausgefallen ist, darf Bud Johnson sein Wahlrecht doch noch wahrnehmen: Er allein wird entscheiden, wer der Präsident der USA sein wird.

Regisseur Joshua Michael Stern hat aus dieser unwahrscheinlichen Konstellation heraus ein humorvolles Lehrstück in Sachen Demokratie entwickelt. In den zehn Tagen, die Bud Johnson für seine Entscheidung hat, wird er von seiner Tochter vom unpolitischen Faulpelz zum politisch verantwortlichen Wähler gewandelt.

»Swing Vote. Die beste Wahl«. USA, 2008. 2 DVDs, Splendid Entertainment. Sprachen: Deutsch, Englisch. Extras: Making-of, Interviews, Deleted + extended Scenes u.v.m. Länge: ca. 115 Minuten. FSK: ab 6 Jahren. Preis: ca. € 13,-.

Ein verlockendes Spiel

In den 20er-Jahren liegt in den USA der Profi-Football danieder: Die Teams spielen auf Viehweiden und haben nur minimale Budgets, die es kaum erlauben, vernünftige Ausrüstung oder die Fahrkarten zu Auswärtsspielen zu kaufen. Außerdem enden regelmäßig Spiele in Schlägereien, was die Sponsoren alles andere als fröhlich stimmt. Im Gegensatz dazu hat der College-Football ein nahezu makelloses Image, stets ausverkaufte Häuser und die wahren Helden des Sports.

Da hat Jimmy Connelly (George Clooney), ein alternder Profi, dessen Team kurz vor dem Konkurs steht, eine brillante Idee: Warum kauft man sich nicht einen der jungen Stars des College-Footballs ein und legt sich damit auch gleich ein neues Image zu und baut so die Profi-Liga wieder auf? Und er hat auch gleich den idealen Kandidaten an der Hand: Carter Rutherford (John Krasinski) ist nicht nur ein Football-Star, er ist auch ein Kriegsheld, da er im Ersten Weltkrieg alleine eine ganzen Trupp deutscher Soldaten gefangen genommen hat.

Doch mit der Wahrheit dieser Geschichte scheint es nicht zum Besten bestellt zu sein. So behauptet es jedenfalls einer von Carters Kriegskameraden, und deshalb setzt eine Chicagoer Zeitung die rasende Reporterin Lexie Littleton (Renée Zellweger) auf ihn an. Natürlich kommt es, wie es kommen muss: Jimmy und Carter verlieben sich in Lexie und geraten darüber aneinander …

George Clooney hat als Darsteller, Regisseur und Produzent eine liebevolle und hervorragend besetzte Screwball-Komödie abgeliefert, die leider bei Kritik und Publikum nicht den Erfolg hatte, den sie eigentlich verdient.

»Ein verlockendes Spiel«. USA, 2008. DVD, Universal. Sprachen: Deutsch, Englisch, Polnisch, Ungarisch. Extras: Deleted Scenes. Länge: ca. 110 Minuten. FSK: ab 6 Jahren. Preis: ca. € 10,-.

Cosi fan tutte

Nachdem Alan Bennett mit »Die souveräne Leserin«, das ich im letzten September hier empfohlen habe, einen lang anhaltenden Erfolg in Deutschland hatte, hat es auch ein zweites seiner Erzählbändchen auf die Bestsellerlisten geschafft: »Cosi fan tutte« erzählt die Geschichte eines gänzlich unauffälligen englischen Ehepaars. Mr. Ransome ist Anwalt, Mrs. Ransome Hausfrau, und da ihrer Ehe die Kinder fehlen, ist das wichtigste Bindeglied zwischen ihnen die gemeinsame Liebe zur Oper, besonders zu Mozart.

Als die Ransomes aber eines Abends aus der Oper nach Hause kommen, finden sie ihre Wohnung ausgeraubt vor, und zwar ist nicht nur alles Wertvolle verschwunden, sondern die Wohnung ist komplett leer. Alle Möbel, alle Haushaltgeräte, Topfpflanzen, Kleidungsstücke sind fort, sogar die im Ofen warm gestellte Kasserolle ist zusammen mit dem Ofen verschwunden. Um die Polizei anzurufen, muss Mr. Ransome erst einmal eine funktionierende Telefonzelle finden, was sich als gar nicht so einfach erweist.

Die Polizei ist ebenso ratlos wie die Ransomes selbst und kann ihnen auch nicht viel Hoffnung machen. Und so müssen die Ehepartner in den nächsten Tagen damit beginnen, ihr Leben von Grund auf wieder aufzubauen. Während es sich für Mr. Ramsome hauptsächlich um eine lästige Störung seiner alltäglichen Routine handelt, blüht Mrs. Ramsome durch diese Veränderung in ihrem Leben geradezu auf: Sie lernt neue Läden, neue Stadtteile, neue Menschen kennen.

Als sich der Alltag der Ransomes beinahe schon wieder normalisiert hat, erreicht sie eines Tages eine Rechnung über 344,36 £ für die Einlagerung diverser  Haushaltsgegenstände …

Alan Bennett: Cosi fan tutte. Berlin: Wagenbach, 6. Aufl. 2009. ISBN: 978-3-8031-1213-2. Preis: € 14,90.

Radetzkymarsch

Im Jahr 1932 erschien Joseph Roths bekanntestes Buch »Radetzkymarsch«, ein Abgesang auf die europäische Großmacht Österreich-Ungarn. Der Roman beginnt symbolisch genug im Jahr 1859 mit der Schlacht von Solferino, der ersten militärischen Niederlage des jungen Kaisers Franz Joseph I. In dieser Schlacht rettet der Leutnant Joseph Trotta, der erste Offizier in seiner Familie, dem jungen Kaiser das Leben, indem er mit seinem Körper eine Kugel abfängt. Zum Dank dafür wird er in den erblichen Adelsstand erhoben und zum Hauptmann befördert. Doch einige Jahre später findet Hauptmann von Trotta überrascht im Lesebuch seines Sohnes eine legendenhafte Darstellung seiner Tat. Nachdem seine Beschwerde darüber selbst beim Kaiser persönlich nichts fruchtet, verlässt von Trotta verbittert die Armee, ja verbietet sogar seinem Sohn die militärische Laufbahn.

So ist es erst sein Enkel Carl Joseph von Trotta, der, so bestimmt es der Vater, die Offizierslaufbahn bei der Kavallerie einschlagen muss. Der Enkel des »Helden von Solferino« ist allerdings für diesen Beruf alles andere als geeignet: Er mag das Reiten nicht, ihm fehlt überhaupt der Sinn für alles militärisch Strenge und er besitzt einen eher weichen, melancholischen Charakter. Als es schließlich in einer sogenannten Ehrensache dazu kommt, dass sein einziger Freund Dr. Demant in einem Duell getötet wird, gibt sich der jungen Trotta selbst auf. Er lässt sich an die russische Grenze versetzen, wo er aus Langeweile langsam dem Alkohol und dem Glücksspiel verfällt, bis der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ihn noch einmal kurz aus seiner Lethargie reißt …

Joseph Roth: Radetzkymarsch. dtv 12477. ISBN: 978-3-423-12477-5. Preis: € 9,50.

Herz der Finsternis

»Herz der Finsternis« dürfte Joseph Conrads (1857-1924) bekannteste und meistübersetze Erzählung überhaupt sein. Conrad war gebürtiger Pole und hatte, als er Mitte der 1890er-Jahre zu schreiben begann, eine abenteuerliche Karriere vom Matrosen zum Kapitän hinter sich gebracht, aus der er den Stoff für zahlreiche seiner Erzählungen bezog.

In »Herz der Finsternis«, einer Erzählung von immerhin rund 130 Seiten, berichtet Charles Marlow, eine Erzählerfigur, die immer wieder in Conrads Werk auftaucht, von einem seiner frühen Abenteuer. Auf der Suche nach Arbeit nimmt er durch Vermittlung einer Tante einen Job bei einer belgischen Firma an: Er soll in den Kongo – damals eine belgische Kolonie – reisen, mit einem Dampfboot den Kongo hochfahren, um von dort Elfenbein und, falls das möglich ist, einen Elfenbeinhändler, Kurtz mit Namen, zurückbringen. Am Unterlauf des Kongo eingetroffen, muss Marlow feststellen, dass das versprochene Dampfboot einem Wrack gleicht und ausgiebiger Reparaturen bedarf. Diese ziehen sich ungewöhnlich in die Länge, und als Marlow endlich aufbrechen kann, erweist sich die Fahrt auf dem Kongo als gefährliche Reise ins Unbekannte.

Endlich bei der Station der Elfenbeinhändler angekommen, findet er Kurtz todkrank vor. Dennoch scheint Kurtz von den Eingeborenen als eine Art von König, wenn nicht gar Gott angesehen zu werden. Marlow nimmt den siechen Kurtz an Bord und beginnt die Rückreise, auf der der Sterbende versucht, Marlow seine umwälzenden Erfahrungen im Herzen der Finsternis zu vermitteln …

Joseph Conrad: Herz der Finsternis / Jugend / Das Ende vom Lied. Aus dem Englischen von Manfred Allié. Fischer Taschebuch 90163. ISBN: 978-3-596-90163-0. Preis: € 9,50.