Die souveräne Leserin

Schuld waren die Corgis: Als Königin Elizabeth II. von England eines Tages ihren Hunden nachlaufen muss, die ums Schloss Windsor herum zu verschwinden drohen, stößt sie hinter dem Schloss ganz zufällig auf den Bücherbus der Bibliothek von Westminster. Dieser Bücherbus versorgt das Personal der Königin jeden Mittwoch mit Lektüre, ohne dass dies der Herrscherin bislang aufgefallen wäre. Mit einer Mischung aus Neugier und pflichtbewusster Höflichkeit betritt Elizabeth II. den Bücherbus, grüßt den Fahrer und den Küchenhelfer Norman Seakins, der sich gerade Bücher aussucht, und schaut sich um. Obwohl sie bislang keine große Leserin war, leiht sie sich ein Buch von Ivy Compton-Burnett aus, an die sie sich persönlich erinnert, weil sie sie 1967 geadelt hat.

Zwar ist die Königin von diesem ersten Buch nicht restlos begeistert, aber immerhin liest sie es zu Ende und bringt es in der Woche darauf auch selbst zurück. Als nächstes Buch fällt ihr Nancy Mitfords »Englische Liebschaften« in die Hand. Mit der Lektüre der »Englischen Liebschaften« hat es die Königin gepackt: Von nun an verfällt sie der Leseleidenschaft, hat stets auch bei offiziellen Anlässen ein Buch in ihrer Handtasche dabei, macht den Küchenhelfer Norman zu ihrem persönlichen Bibliotheks-Pagen und empfindet ihre Repräsentationspflichten mehr und mehr als lästig. Das verursacht verständlicher Weise Irritationen in der nächsten Umgebung der Herrscherin …

Alan Bennett (Jg. 1934), der in England ein sehr erfolgreicher Erzähler und Theaterautor ist, wird mit diesem entzückenden kleinen Buch bei uns gerade erst richtig entdeckt.

Alan Bennett: Die souveräne Leserin. Berlin: Wagenbach, 2008. ISBN: 978-3-8031-1254-5. Preis: € 14,90.

2 Gedanken zu „Die souveräne Leserin

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