Kannitverstan

Fast jeder kennt die Geschichte vom Kannitverstan: Wie es einen deutschen Handwerksburschen nach Amsterdam verschlägt, wo er vor lauter Pracht aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Vor einem herrlichen Haus fragt er einen Passanten, wem das Haus wohl gehöre, und kassiert als Antwort ein kurzes »Kannitverstan«, also »Ich verstehe Euch nicht«. Genauso ergeht es ihm vor einem prächtigen Schiff und schließlich auch, als er auf einen Beerdigungszug trifft und fragt, wer denn da beerdigt werde.

»Armer Kannitverstan«, rief er aus, »was hast du nun von allem deinem Reichtum?«

So bekannt diese Geschichte auch ist, nur wenige kennen ihren Autor. Es war Johann Peter Hebel (1760–1826), der als Gymnasialprofessor in Karlsruhe ab 1803 einen jährlichen Kalender, ab 1808 unter dem Titel »Der Rheinländische Hausfreund«  gestaltete und herausgab. Der größere Teil des Kalenders brachte kleine Geschichten und kurze Aufsätze, die in volkstümlicher Sprache alle möglichen Themen von der Landwirtschaft bis zur Astronomie, Anekdoten, Nachrichten aus aller Welt, Erzählungen und Historisches enthielten. Im Jahr 1811 versammelte Hebel seine Beiträge zum Kalender unter dem Titel »Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes« in einem Buch, das rasch in ganz Deutschland Erfolg hatte.

Noch heute ist das »Schatzkästlein« ein höchst vergnügliches Lesebuch, das einen festen Platz auf dem Nachttischchen aller Leserinnen und Leser verdient hat. Die witzigen und geistreichen Texte mit einem Umfang zwischen einer halben und drei Seiten bilden eine ideale Gutenacht-Lektüre.

Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Insel Taschenbuch 719. ISBN: 978-3-458-32419-5. Preis: € 13,00.