Alles Mythos!

Der Titel ist ein wenig irreführend, denn dieses Buch handelt nicht von Mythen im eigentlichen Sinne, sondern die Autorin korrigiert einige weitverbreitete Vorurteile über das Mittelalter. So etwa, dass die Menschen im Mittelalter durchweg dumm und ungebildet waren, dass sie sich gegen neue Erfindungen und technische Entwicklungen gesträubt hätten, dass das einfache Volk unter erbärmlichen Bedingungen gelebt habe, während es sich der Adel gut habe gehen lassen und vieles anderes mehr.

Dabei entsteht ein lebendiges und aktuelles Bild von Leben und Alltag im Mittelalter, also der Zeit Jahre zwischen ca. 500 – dem Untergang des weströmischen Reichs – bis etwa 1500 – dem Abschluss der der Rückeroberung Spaniens von den Mauren. Dabei werden nicht nur alle gesellschaftlichen Schichten und Gruppen behandelt, sondern auch Fragen wie die nach der rechtlichen Stellung der Frau, der Stellung der Kirche in der Gesellschaft oder dem sozialen Status der Ritterschaft. Vieles wird die Leser überraschen, so etwa die aktive Stellung der Frauen in Handel und Gewerbe – in Köln zum Beispiel waren es zumeist Frauen, die die Zunft der Seidenweber beherrschten – oder die Tatsache, dass die Hexenverfolgung eher eine Angelegenheit der frühen Neuzeit als des angeblich so dunklen Mittelalters gewesen ist. Auch über das Rittergewerbe und die Absichten der Kreuzfahrer weiß Karin Schneider-Ferber interessantes und überraschendes zu berichten.

Das Buch zeichnet sicher ein summarisches und chronologisch unzureichend bleibendes Bild des Mittelalters, doch erfüllt es die selbst gestellte Aufgabe, allgemeine Vorurteile zu entlarven, auf das Beste.

Karin Schneider-Ferber: Alles Mythos! 20 populäre Irrtümer über das Mittelalter. Stuttgart: Theiss, 2009. ISBN: 978-3-8062-2237-1. Preis: € 16,90. Dieser Titel kann in der Stadtbibliothek Solingen als Buch und als als eBook ausgeliehen werden.

The Social Network

Mark Zuckerberg (Jesse Eisenberg), der in Harvard Informatik studiert, hat zwei wirklich große Talente: Er kann virtuos programmieren und seinen Mitmenschen ungeheuerlich auf die Nerven gehen. Als ihn seine Freundin Erica (Rooney Mara) verlässt, setzt er sich wütend an den Rechner und programmiert eine Webseite, auf der die Harvard-Studenten die Studentinnen bewerten können. Die Seite hat innerhalb von zwei Stunden 22.000 Aufrufe und bringt das Harvard-Netzwerk zum Absturz – ein großer »Erfolg« für den Programmierer.

Mark wird daraufhin von drei Studenten angesprochen, die eine Idee haben, selbst aber nicht programmieren können. Sie wollen eine exklusiv auf Harvard-Studenten beschränkte Webseite erstellen, auf der man ein persönliches Profil anlegen kann. Wesentlich schwebt ihnen eine elitäre Dating-Seite vor. Mark »nimmt« diese Idee, leiht sich von seinem einzigen Freund Eduardo Saverin (Andrew Garfield) 1.000 $ um einen entsprechenden Server zu mieten und programmiert innerhalb der nächsten acht Wochen seine eigene Webseite: Am 4. Februar 2004 geht »The Facebook« online und bereits am ersten Tag melden sich 650 Studenten auf der Seite an. Dies ist nicht nur der Beginn einer märchenhaften Erfolgsgeschichte, sondern auch der Ursprung zweier Prozesse, in denen es um Millionen geht …

Regisseur David Fincher hat aus der wahren Geschichte der Facebook-Gründung mit einer Besetzung junger, begabter Schauspieler ein spannendes und intensives Drama gestrickt.

»The Social Network«. USA, 2010. 2 DVDs, Sony. Sprachen: Deutsch, Englisch, Türkisch. Länge: ca. 115 Minuten. Extras: Making-of, Featurettes, Audiokommentare vom Regisseur sowie vom Drehbuch-Autor und den Darstellern. FSK: ab 12 Jahren. Preis: ca. € 10,–.

Montauk

Am 15. Mai jährte sich der Geburtstag des Schweizer Autors Max Frisch zum 100. Mal. Zusammen mit seinem zehn Jahre jüngeren Kollegen Friedrich Dürrenmatt galt Frisch ab Mitte der 50er Jahre als Hauptvertreter einer kritischen und modernen Schweizer Literatur. Er wurde ab Mitte der 50-er Jahre zu einem der weltweit bekanntesten Vertreter deutschsprachiger Literatur. Mit seinem Roman »Homo Faber« aus dem Jahr 1957 ist er bis heute im Kanon der Schullektüre vertreten.

Dabei hatte seine berufliche Laufbahn ganz anders begonnen: Nach dem unerwarteten Tod des Vaters brach er ein Germanistik-Studium ab und wandte sich der Architektur als Brotberuf zu. Als noch junger Architekt gewann er einen Wettbewerb um den Bau eines Freibades und machte sich daraufhin selbstständig. Doch seine Liebe zur Literatur und zum Schreiben ließen ihn nicht los. Als er 1954 mit dem Roman »Stiller« einen europaweiten Erfolg hat, verkauft er seine Firma, um freier Schriftsteller zu werden.

Die umfangreiche Erzählung »Montauk« (1975) hat ihren Namen von einem kleinen Ort an der nördlichen Spitze von Long Island. Dort machen der Erzähler, der unverkennbar autobiographische Züge seines Autors trägt, und seine deutlich jüngere Geliebte Lynn – Frisch hatte ihr Vorbild im Mai 1974 anlässlich eines Interviews mit ihm kennengelernt – einen Wochenendurlaub. Diese verspätete und nicht einfache Liebe ist für Max Frisch Anlass, sich noch einmal mit seinem Lebensweg, seiner Rolle als Mann und seinen Partnerinnen auseinanderzusetzen. Max Frisch wollte mit »Montauk« ein wahrhaftiges Buch schreiben; es ist zumindest sein persönlichsten geworden, weit entfernt von den manchmal waghalsigen Konstruktionen seiner früheren Romane.

Max Frisch: Montauk. Eine Erzählung. Suhrkamp Taschenbuch 4237. ISBN: 978-3-518-46237-9. Preis: 7,95 €.

Der Ghostwriter

Adam Lang (Pierce Brosnan), ehemaliger englischer Premierminister, arbeitet an seinen Memoiren, als unerwartet sein Ghostwriter bei einem Unfall ums Leben kommt: Er fällt volltrunken von einer Fähre ins Meer und ertrinkt. Vom Verlag aus wird deshalb nach einem Nachfolger gesucht, der in nur einem Monat den ersten Entwurf des Buches druckreif machen soll. Gerade als der neue Ghostwriter (Ewan McGregor) auf der Insel ankommt, auf der Lang zusammen mit seiner Frau und einem kleinen Mitarbeiterstab im Haus seines Verlegers wohnt, spitzt sich die Lage des Ex-Politikers dramatisch zu: Wegen einer seiner Entscheidungen als Regierungschef soll Lang vor dem internationalen Gerichtshof als Kriegsverbrecher angeklagt werden.

Während der Ghostwriter, dessen Namen der Zuschauer bis zum Ende des Films übrigens nicht erfährt, an dem Manuskript arbeitet, recherchiert er nebenbei dem Schicksal seines Vorgängers nach. Er findet in dessen Zimmer, das er nun selbst bewohnt, einen versteckten Briefumschlag, der Bilder aus der Studienzeit Langs enthält und die Telefonnummer eines der politischen Gegners Langs, der hinter der drohenden Anklage steckt. Als der Ghostwriter dann auch noch mehr zufällig der letzten Route seines Vorgängers in dessen Auto folgt, stößt er auf eine mögliche Verbindung Langs mit der CIA …

Regie-Altmeister Roman Polanski hat den Bestseller von Robert Harris in einen packenden Thriller in der besten Tradition Hitchcocks und Chabrols verwandelt, der völlig zu Recht in Berlin mit dem Silbernen Bären für die beste Regie ausgezeichnet wurde.

»Der Ghostwriter«. F/D/UK, 2010. 1 DVD, Arthaus. Sprachen: Deutsch, Englisch. Länge: ca. 123 Minuten. FSK: ab 12 Jahren. Preis: ca. € 15,–.

Soldaten

Der Historiker Sönke Neitzel hat bereits im Jahr 2005 unter dem Titel »Abgehört« eine Sammlung von Abhörprotokollen veröffentlicht, die während des 2. Weltkriegs im englische Trent Park in der Nähe Londons erstellt worden sind. Dort waren hochrangige Wehrmachtsoffiziere interniert. Neben systematischen Verhören gehörte auch das geheime Abhören der Gefangenen zu den Ermittlungsmethoden des englischen Militärgeheimdienstes.

Nun lässt Neitzel einen weiteren Band folgen, der den schlichten Titel »Soldaten« trägt. Während »Abgehört« ausschließlich Äußerungen von Offizieren enthielt, sind diesmal auch Gespräche einfacher Soldaten ausgewertet worden. Und während es sich beim ersten Band in der Hauptsache um eine Dokumentation handelte, arbeitet Neitzel für sein neues Buch mit dem Sozialpsychologen Harald Welzer zusammen, um eine interdisziplinäre Deutung der abgehörten Gespräche zu liefern.

Die Autoren konzentrieren sich dabei hauptsächlich auf das Thema Gewalt: Wie kommt es dazu, dass Menschen, die im Zivilleben nicht zu Gewalt neigen, im Krieg Gewalt nicht nur wie selbstverständlich ausüben, sondern auch an Aktionen teilnehmen, die sie selbst als verbrecherisch oder doch zumindest als fragwürdig ablehnen? Gibt es tatsächlich eine Abstumpfung durch Gewalt, oder ist vielmehr das militärische Umfeld schon ausreichend, um Gewalt auch gegen Wehrlose und Zivilisten auszuüben? Welchen Einfluss hatte die nationalsozialistische Ideologie auf die Soldaten?

Zu diesen und ähnlichen Fragen liefern die abgehörten Gespräche interessante und aufschlussreiche Einsichten. Ein Buch, das auch für historische Laien gut lesbar ist.

Sönke Neitzel / Harald Welzer: Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben. Frankfurt/M.: S. Fischer, 2011. ISBN: 978-3-10-089434-2. Preis: € 22,95.

Der alte König in seinem Exil

Arno Geiger (geb. 1968) gewann im Jahr 2005 den damals erstmals verliehenen Deutschen Buchpreis für seinen Roman »Es geht uns gut«, der die Geschichte einer österreichischen Familie mit ihren Verwicklungen in der Nazizeit aus der Sicht eines Nachgeborenen erzählt.

Sein neues Buch »Der alte König in seinem Exil« ist eine Mischung aus autobiografischer Erzählung und Essay. Es erzählt die Geschichte seines Vaters, genauer die Entwicklung von dessen Demenzerkrankung bis hin zu seinem Tod. Was die Angehörigen zuerst nur als ein Sich-Gehenlassen, als Lustlosigkeit oder mangelndes Interesse interpretieren, stellt sich mit der Zeit als ernsthafte Erkrankung heraus. Bald ist der Vater auf ständige Betreuung angewiesen, und Arno Geiger verbringt viel Zeit mit ihm. Eigentlich hatte er seine Beziehung zum Vater emotional bereits abgeschrieben, aber erstaunlicherweise findet er durch die Krankheit einen Weg zurück zu ihm. Es fängt damit an, dass er als Schriftsteller erstaunt ist über die Formulierungen, die der Vater findet und erfindet:

Es waren Sätze, die auch ein Held von Franz Kafka oder Thomas Bernhard gesagt haben könnte, ich dachte mir, da haben sich zwei gefunden, ein an Alzheimer erkrankter Mann und ein Schriftsteller.

Langsam findet er sogar jenen Vater wieder, den er von der Krankheit bereits zerstört glaubte.

»Der alte König in seinem Exil« ist nicht nur die Dokumentation einer Erkrankung, sondern es erzählt auch die Lebensgeschichte des Vaters nach, von seiner unglückliche Ehe, seinem Einzelgängertum und seiner stillen Liebe. Ein leises und beeindruckendes Buch über eine Vater-Sohn-Beziehung.

Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil. München: Carl Hanser, 2011. ISBN: 978-3-446-23634-9. Preis: € 17,90. Dieser Titel kann auch als eBook ausgeliehen werden.

Die Wannseekonferenz

Am 20. Januar 1942 fand in einer Berliner Villa am Großen Wannsee auf Einladung und unter der Leitung von SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich, dem Chef des Reichssicherheitshauptamtes, ein verhängnisvolles, geheimes Treffen von 14 führenden Entscheidungsträgern des 3. Reiches statt. Die später als Wannseekonferenz in die Geschichtsschreibung eingegangene Sitzung hatte nur einen einzigen Tagesordnungspunkt: die sogenannte Endlösung der Judenfrage, eine euphemistische Umschreibung für eines der größten Verbrechen des 20. Jahrhunderts.

Zeitlich vorangegangen war der Angriff der Japaner auf den US-amerikanischen Marinestützpunkt in Pearl Harbour am 7. Dezember 1941, der daraus folgende Kriegseintritt der USA und die Kriegserklärung Deutschlands gegenüber den USA am 11. Dezember. Mit dieser Zuspitzung der Kriegslage verband Hitler den Plan, die Juden Europas systematisch und restlos umbringen zu lassen. Die Organisation dieses Massenmordens in die Wege zu leiten, war die Aufgabe der Wannseekonferenz.

Es hat sich ein einziges von ursprünglich 30 Exemplaren des Sitzungsprotokolls erhalten. Aus ihm erfahren wir detailliert, was an jenem 20. Januar besprochen und beschlossen worden ist. Der Regisseur Heinz Schirk hat 1984 im Auftrag des Bayerischen Rundfunks auf der Grundlage dieses Dokuments mit einer hervorragenden Besetzung eine minutiöse Rekonstruktion der Sitzung gedreht, die den Verlauf beinahe in Echtzeit wiedergibt. Es handelt sich um ein frühes Doku-Drama, das mit seiner Qualität auch für heutige Produktionen immer noch als Vorbild dienen kann.

»Die Wannseekonferenz«. D/AU, 1984. 1 DVD, Komplett-Media. Sprache: Deutsch. Länge: ca. 90 Minuten. FSK: Info-Programm. Preis: ca. € 18,–.

Die Panikmacher

Es begann wohl mit dem furchtbaren Anschlag auf das World Trade Center am 9. September 2001: Der Schock, der damals die westliche Welt erfasste, hat sie bis heute nicht wirklich wieder losgelassen. Mit dem Entsetzen über die Tat zugleich entstand eine unbestimmte, undeutlich bleibende Furcht vor einer in wesentlichen Zügen fremden Kultur des Islam, die nicht nur tausende von Kilometern entfernt existierte, sondern die auch mitten unter uns gelebt wurde.

Diese Furcht ist nicht ohne Folgen geblieben: Urteile gegen kopftuchtragende Lehrerinnen, Bekenntnisse sich emanzipierender Musliminnen, Presseberichte über prügelnde und ihre christlichen Mitschüler terrorisierende muslimische Halbstarke in Berlin und nicht zuletzt die umstrittenen Thesen eines Thilo Sarrazin, die eine breite Resonanz fanden, haben in Deutschland eine Stimmung erzeugt, wie sie seit vielen Jahrzehnten nicht zu beobachten war.

Patrick Bahners (geb. 1967), der Feuilletonchef der FAZ, hat diesem Phänomen sein neues Buch gewidmet. Bereits der Titel »Die Panikmacher« macht deutlich, wie Bahners die Entwicklung der letzten zehn Jahre einschätzt. Er glaubt, dass einige wenige Publizisten – an prominentester Stelle nennt er z. B. Thilo Sarrazin, Necla Kelek und Henryk M. Broder – dafür verantwortlich sind, die fraglos in unserer Gesellschaft bestehenden kulturellen Differenzen aufzubauschen und ein Geschäft mit der daraus resultierenden Angst zu betreiben.

Bahners liefert ein kühl und sachlich argumentierendes Buch, das ein bedeutendes Gegengewicht zur derzeitigen Grundtendenz der gesellschaftlichen Debatte darstellt.

Patrick Bahners: Die Panikmacher. Die deutsche Angst vor dem Islam. Eine Streitschrift. München: C.H. Beck, 2011. ISBN: 978-3-406-61645-7. Preis: € 19,95.

Freitisch

Der Freitisch ist eine uralte akademische Tradition, die auswärtigen, jungen und begabten Studenten aus ärmlichen Verhältnissen das Studium erleichtern sollte. Professoren und andere Honoratioren einer Universitätsstadt luden diese Studenten zu sich an den Mittagstisch ein. Auf diese Weise war nicht nur gesichert, dass die jungen Leute wenigstens eine ausreichende warme Mahlzeit am Tag erhielten, sie kamen auch in familiären Kontakt mit dem gebildeten Bürgertum, konnten ihre Umgangsformen verfeinern und hier und da auch manchen Kontakt knüpfen, der ihnen im späteren Leben vielleicht nützlich sein würde.

Auch im 20. Jahrhundert ist diese Tradition fortgesetzt worden, wenn auch in veränderter Form: Uwe Timm erzählt von einem Freitisch Mitte der 60-er Jahre in München, für den eine große Versicherung ihre Kantine zur Verfügung stellt. Dort treffen sich an einem Vierertisch regelmäßig zwei Germanisten, ein Mathematiker und ein Jurist zum Essen und unterhalten sich über die Welt, die Literatur und besonders den Schriftsteller Arno Schmidt. Um diesen Einsiedler in der Lüneburger Heide zu besuchen, machen sich schließlich der Mathematiker und einer der Germanisten in einem geliehenen VW-Käfer auf den langen Weg nach Norddeutschland.

Erzählt wird all dies als Rückblick der beiden Schmidt-Besucher, die sich über 40 Jahre später zufällig in einer Kleinstadt an der Ostsee wieder begegnen. Der eine ist ein inzwischen pensionierter Lehrer, der andere ein Unternehmer in Sachen Müllentsorgung geworden …

Eine intelligent und lakonisch erzählte Geschichte im Geiste, nicht in der Manier Arno Schmidts.

Uwe Timm: Freitisch. Novelle. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2011. ISBN: 978-3-462-04318-1. Preis: € 16,95.

Engel im Schnee

Arthur Parkinson (Michael Angarano) geht noch zur Highschool, verdient sich nebenbei in einem China-Restaurant etwas Geld und spielt Posaune im Schulorchester. Innerhalb weniger Wochen ändert sich sein Leben dramatisch: Er lernt an seiner Schule eine neue Mitschülerin, Lila Raybern (Olivia Thirlby), kennen und verliebt sich zum ersten Mal. Auch Lila ist dem eher schüchternen und zurückhaltenden Jungen offensichtlich zugetan. Gleichzeitig trennen sich Arthurs Eltern, da sein Vater eine Affäre mit einer jüngeren Frau hat. Es ist nicht die einzige Affäre in Arthurs Umgebung: Auch seine Kollegin im China-Restaurant Annie (Kate Beckinsale), die vor Jahren als Babysitterin auf ihn aufgepasst hat und jetzt mit ihrer kleinen Tochter Tara allein lebt, hat eine Beziehung zum Mann ihrer besten Freundin. Sie muss sich zudem ständig gegen die Nachstellung ihres Ex-Manns Glenn (Sam Rockwell) wehren.

Diese ohnehin angespannte Lage spitzt sich zu, als die kleine Tara eines Tages aus dem Haus läuft, während ihre Mutter schläft, und spurlos verschwindet. Nach einigen Stunden bildet man aus den Schülern der Highschool Suchteams, und es ist ausgerechnet Arthur, der die Leiche des kleinen Mädchens in einem See entdeckt. Der Tod des Kindes trifft nicht nur Annie tief, sondern wirft auch Glenn, der psychisch sehr labil zu sein scheint und nach der Scheidung versucht hat, sich umzubringen, vollständig aus der Bahn. Er beginnt wieder zu trinken und verliert von Tag zu Tag mehr seine Selbstkontrolle.

Regisseur David Gordon Green hat die Romanvorlage Stewart O’Nans vor der winterlichen Kulisse einer amerikanischen Kleinstadt in eindrucksvolle Bilder umgesetzt.

»Engel im Schnee«. USA, 2007. 1 DVD, Warner Brothers. Sprachen: Deutsch, Englisch. Länge: ca. 103 Minuten. FSK: ab 12 Jahren. Preis: ca. € 8,–.