Wonderboys

Professor Grady Tripp (Michael Douglas) befindet sich in einer Krise: Gerade am Morgen hat ihn seine Frau verlassen, er muss sich um das Literaturfestival kümmern, das am selben Tag an seiner Universität beginnt, sein Lektor Terry (Robert Downey Jr.) kommt in die Stadt, um sich dringlich nach dem Stand von Gradys Roman zu erkundigen, an dem der bereits seit sieben Jahren schreibt, und um die Lage abzurunden, teilt ihm seine verheiratete Geliebte Sara (Frances McDormand), die zugleich die Rektorin seiner Universität ist, mit, dass sie schwanger von ihm ist. Doch bringt ihn das alles noch nicht wirklich aus dem Gleichgewicht, da er sich durch den Konsum bestimmter Hanfprodukte eine grundlegende Gelassenheit verschafft.

Doch wirklich abenteuerlich wird es, als er am Abend bei einer Party in Saras Haus seinen schriftstellerisch hoch begabten Studenten James (Tobey Maguire) trifft. Als er merkt, dass James ein Film-Enthusiast ist, zeigt er im heimlich eines der Sammlerstücke von Saras Mann: die Jacke, die Marylin Monroe bei ihrer Hochzeit mit Joe DiMaggio getragen hat. Als sie sich aus dem Haus schleichen wollen, wird Grady von Saras Hund angefallen, den James daraufhin erschießt.Der Versuch, all dies zu vertuschen, ist Auftakt zu einem chaotischen Wochenende, an dessen Ende nichts mehr so ist wie zuvor und doch alles wieder in Ordnung.

Regisseur Curtis Hanson hat mit einer hochklassigen Besetzung nach der Romanvorlage von Michael Chabon eine witzige und immer wieder überraschende Komödie gedreht. Besonders Michael Douglas glänzt in einer für ihn ungewöhnlichen Rolle.

»Die Wonderboys«. USA, 2000. 1 DVD, Concorde. Sprachen: Deutsch, Englisch. Länge: ca. 118 Minuten. Extras: Regiekommentar, Produktionsnotizen, Featurette. FSK: ab 12 Jahren. Preis: ca. € 8,–.

Beim Leben meiner Schwester

Die Fitzgeralds haben drei Kinder: den ältesten Sohn Jesse (Evan Ellingson) und die beiden Mädchen Kate (Sofia Vassilieva) und Anna (Abigail Breslin). Anna ist ein Wunschkind der besonderen Sorte. Als ihre Schwester Kate noch sehr klein war, wurde bei ihr Leukämie diagnostiziert. Ein der behandelnden Ärzte weist Kates Eltern darauf hin, dass es durch eine Zeugung im Reagenzglas möglich sei, für Kate gezielt eine Spenderin für Transfusionen und Knochenmark zu erzeugen. Aus diesem Grund wurde Anna geboren.

Zu Beginn des Films ist Anna elf Jahre alt. Kates Krankheit verschlimmert sich: Ihre Nieren versagen, und sie benötigt dringend eine Spenderniere. Doch Annas Bereitschaft, ihrer Schwester zu helfen, scheint an ihre Grenze gekommen zu sein. Anna sucht einen berühmten Rechtsanwalt (Alec Baldwin) auf und bitte ihn darum, einen Prozess um ihr Recht auf medizinische Selbstbestimmung zu führen. Es ist nicht verwunderlich, dass dies in der Familie zu einer schweren Krise führt. Besonders Kates und Annas Mutter Sara (Cameron Diaz), selbst eine ausgebildete Juristin, ist bereit, alles zu tun, um das Leben ihrer Tochter Kate zu verlängern. Und so kommt es tatsächlich zum Prozess zwischen Anna und ihren Eltern. Doch im Laufe der Verhandlungen stellt sich heraus, dass Anna ganz andere Motive hat, als sie vorgibt …

Schauspieler und Regisseur Nick Cassavetes hat mit »My Sister’s Keeper« ein eindringliches Drama geschaffen, das in allen Rollen mit brillanten schauspielerischen Leistungen glänzt.

»Beim Leben meiner Schwester«. USA, 2009. 1 DVD, Warner Brothers. Sprache: Deutsch, Englisch, Italienisch. Länge: ca. 105 Minuten. Extras: Zusätzliche Szenen. FSK: ab 12 Jahren. Preis: ca. € 10,–.

60 Jahre Peanuts

Am 2. Oktober 1950 erschien in gleich acht US-amerikanischen Zeitungen ein Comicstreifen, der aus vier simplen, schwarz-weißen Bildchen besteht: Aus der Ferne des Bildes kommt ein kleiner Junge, der an zwei anderen auf dem Bordstein sitzenden Kindern vorbeigeht. Aus dem Kommentar eines der sitzenden Kinder erfahren wir, dass es der »gute, alte Charlie Brown« ist, der da vorübergeht. Wohl niemand, auch nicht der Autor des Comicstrips Charles M. Schulz (1922–2000), konnte damals ahnen, dass dies der Auftakt zu einem bis heute ungebrochen anhaltenden, weltweiten Erfolg sein würde.

Die Charaktere haben sich langsam entwickelt: Zu Anfang war Charlie Brown eher eine kleiner Raufbold, später wird er in jedem Sinne die Verkörperung des »kleinen Mannes«, eines Jungen, dem vieles misslingt, der von seinen Kameraden oft schief angesehen wird, der Besitzer des merkwürdigsten Beagles des Welt und Captain des schlechtesten Baseball-Teams aller Zeiten. Aber Charlie lässt sich von all dem nicht unterkriegen. So oft er auch über sein Leben und sein Unglück seufzt, wir können sicher sein, dass er schon morgen wieder verhalten optimistisch in die Welt schauen wird.

Die »Peanuts« wurden in 21 Sprachen übersetzt, später wurden sie auch koloriert, wurden Fernseh- und Kinohelden und ihre Abenteuer wurden auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs nahezu gleichzeitig von 355 Millionen Lesern in 75 Ländern verfolgt. Schulz hat mit den »Peanuts« eine Welt geschaffen, die ausschließlich von Kindern er- und durchlebt wird. Erwachsene kommen zwar vereinzelt vor (oft nur als ein paar Beine oder eine quäkende Stimme), aber Schulz’ Sympathie gehört immer den »kleinen Leuten«, wie er die Serie ursprünglich hatte nennen wollen.

Sowohl im Buchhandel als auch in der Stadtbibliothek Solingen sind zahlreiche Bücher und Videos der »Peanuts« zu finden.

Adam

Wir lernen Adam Raki (Hugh Dancy) auf der Beerdigung seines Vaters kennen. Auf Anhieb kommt einem der junge Mann etwas verloren vor, und dieser Eindruck verstärkt sich von Minute zu Minute. Adam isst jeden Tag die gleichen Mahlzeiten und arbeitet in einer kleinen Spielzeugfabrik, für die er Prototypen elektronischer Puppen entwickelt. In seiner Freizeit surft er im Internet und interessiert sich hauptsächlich für Astronomie. Freunde scheint Adam keine zu haben bis auf Harlan (Frankie Faison), einen Kriegskameraden seines Vaters, der sich ein wenig um ihn kümmert.

Doch in Adams Leben stehen dramatische Veränderungen bevor: Zum einen bekommt er eine neue Nachbarin, Beth Buchwald (Rose Byrne), eine junge Kinderbuchautorin. Sie findet Adam sofort sympathisch, und da sie sich gerade von ihrem Freund getrennt hat, lernen sich die beiden rasch näher kennen. Zur gleichen Zeit verliert Adam seinen Job und muss sich nach einer neuen Arbeitsstelle umschauen. Für den menschenscheuen und weltfremden Adam ist das eine fast nicht zu bewältigende Aufgabe. Doch Harlan und Beth lassen ihn nicht im Stich …

Regisseur und Autor Max Mayer erzählt in seinem zweiten Spielfilm eine stille Liebesgeschichte, in deren Zentrum ein junger Mann mit Asperger-Syndrom, einer autistischen Erkrankung, steht. Die Darstellung dieser Erkrankung kommt dabei aufgrund der schauspielerischen Leistung des Hauptdarstellers weitgehend ohne Klischees aus. Ein witziger und einfühlsamer Film.

»Adam«. USA, 2009. 1 DVD, 20th Century Fox. Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch. Länge: ca. 95 Minuten. Extras: Audiokommentar des Regisseurs; Making-of; geschnittene Szenen u. alternatives Ende. FSK: ab 6 Jahren. Preis: ca. € 13,–.

Novemberkind

Inga Kaden (Anna Maria Mühe) lebt als Bibliothekarin in dem kleinen Ort Malchow in Mecklenburg-Vorpommern. Die junge Frau ist bei ihren Großeltern aufgewachsen und hat ihre Eltern nie kennengelernt: Ihre Mutter sei in der Ostsee ertrunken; ihren Vater kenne nicht einmal die beste Freundin ihrer Mutter. All das gerät ins Wanken, als eines Tages ein Fremder (Ulrich Matthes) in ihrer kleinen Bibliothek erscheint. Es handelt sich um einen Konstanzer Professor für Kreatives Schreiben. Robert erzählt Inga die Geschichte einer jungen Frau, die eines Tages in einem seiner Seminare gesessen und von einer Flucht aus der DDR berichtet habe, bei der sie ungewollt ihr Kind habe zurücklassen müssen.

Inga weiß sofort, dass es sich bei der Frau um ihre Mutter gehandelt haben muss. Sie stellt ihre Großeltern zur Rede, kann aber auch von ihnen nichts Genaueres erfahren. So macht sie sich zusammen mit Robert auf die Suche: zuerst nach dem russischen Soldaten, mit dem zusammen ihre Mutter in den Westen geflohen ist, dann auch nach ihrer Mutter, die immer noch in Konstanz zu leben scheint, verheiratet mit einem Jugendfreund, der wohl auch Annas Vater ist. Doch in Konstanz erwartet sie mehr als eine Enttäuschung …

»Novemberkind« erzählt eine überraschend vielschichtige deutsch-deutsche Geschichte und kommt dabei ganz ohne bekannte Klischees und abgenutzte Vorurteile aus. Besonders Anna Maria Mühe glänzt in ihrer Doppelrolle als Mutter und Tochter.

»Novemberkind«. Deutschland, 2008. 1 DVD, Schwarzweiß Filmverleih. Sprache: Deutsch. Länge: ca. 95 Minuten. Extras: Audiokommentar von Regisseur und U. Matthes; Making-of; geschnittene Szenen u.a. FSK: ab 12 Jahren. Preis: ca. € 18,–.

In the Electric Mist

Inspektor Dave Robicheaux (Tommy Lee Jones) untersucht den Mord an einer jungen Prostituierten, deren Leiche verstümmelt in den Sümpfen von Louisiana entdeckt worden ist. Sein Verdacht fällt sehr rasch auf Julie ›Baby Feet‹ Balboni (John Goodman), einen einflussreichen Kriminellen, der versucht sein Renommee zu verbessern, in dem er ins Filmgeschäft eingestiegen ist. Er finanziert daher einen Film, der während des amerikanischen Bürgerkriegs spielt. Zu selben Zeit lernt Robicheaux eher zufällig die beiden Hauptdarsteller dieses Filmes kennen: Elrod Sykes (Peter Sarsgaard) und Kelly Drummond (Kelly Macdonald). Elrod erzählt Robicheaux, dass er während des Drehens im Sumpf den Leichnam eines Schwarzen, wahrscheinlich eines Sklaven entdeckt hat. Als er das Skelett untersucht, wird Robicheaux klar, dass er als Kind Zeuge der Ermordung dieses Mannes geworden ist. Damals hat ihm niemand glauben wollen, und die Polizei hat sich um den Fall nicht weiter gekümmert. Als kurz darauf versucht wird, Robicheaux zu ermorden, wird ihm klar, dass er der Lösung zumindest eines dieser Fälle näher sein muss, als er ahnt …

Der französische Regisseur Bertrand Tavernier hat nach der Romanvorlage von James Lee Burke einen atmosphärisch außergewöhnlich dichten Film gedreht, in dem es ausnahmsweise mehr um die Charaktere als um die Aufklärung des Verbrechens geht. Vor dem Hintergrund des vom Hurrikan Katrina zerstörten New Orleans ist ein originelles Porträt des Südens der USA entstanden.

»In the Electric Mist«. USA/Frankreich, 2009. 1 DVD, Koch Media. Sprachen: Deutsch, Englisch. Länge: ca. 112 Minuten. Extras: Making-of; geschnittene Szenen. FSK: ab 16 Jahren. Preis: ca. € 13,–.

Up in the Air

Ryan Bingham (George Clooney) arbeitet für eine Unternehmensberatung: Er fliegt im Auftrag wechselnder Firmen von Ort zu Ort, um Mitarbeiter zu entlassen. Er erledigt diese Aufgabe seit Jahren mit großer Routine, vermeidet alle juristischen Stolpersteine, kennt alle emotionalen und verbalen Reaktionen der Entlassenen und weiß auf sie zu reagieren. Keines der Schicksale, die ihm täglich begegnen, berührt ihn; er verlässt jeden Betrieb am Abend so gleichgültig, wie er ihn am Morgen betreten hat. Und er liebt diese Existenz: Von 365 Tagen verbringt er nur 40 daheim. Er fliegt jährlich über 350.000 Meilen und betont stolz, dass es bis zum Mond nur 250.000 seien. Sein höchstes Lebensziel ist es, 10 Millionen Bonusmeilen zu sammeln.

All das gerät durch zwei Begegnungen ins Wanken: Zum einen lernt er eines Abends in einer Hotellobby Alex Goran (Vera Farmiga) kennen, sein weibliches Pendant, mit der er eine Affäre beginnt. Zum anderen bekommt er mit Natalie Keener (Anna Kendrick) eine neue Kollegin, die alle Entlassungsgespräche aus Kostengründen nur noch als Videokonferenzen durchführen lassen will. Um Natalie davon zu überzeugen, dass ihr Plan in der Praxis scheitern würde, nimmt Ryan sie mit auf eine seiner Reisen. Diese beiden Frauen bringen Ryans Routine und seine emotionale Kontrolle Stück für Stück aus dem Gleichgewicht …

Regisseur Jason Reitman (»Thank You for Smoking«) hat zusammen mit seinem Star George Clooney das Porträt eines Mannes geschaffen, der als gut funktionierendes Rädchen im Getriebe der Wirtschaft plötzlich seine Menschlichkeit entdeckt.

»Up in the Air«. USA, 2009. 1 DVD, Paramount. Sprachen: Deutsch, Englisch. Länge: ca. 105 Minuten. Extras: Audiokommentar. FSK: ohne Alterbeschränkung. Preis: ca. € 12,–.

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Der große Bluff

Der amerikanische Flieger, Erfinder, Filmemacher und Milliardär Howard Hughes (1905–1976) war eine der skurrilsten Figuren des 20. Jahrhunderts. Als 20-Jähriger trat er eine Erbschaft von über 500.000 $ an und riskierte dieses Geld, indem er als Produzent und Regisseur in Hollywood mit »Hells’s Angels« (1930) den bis dahin teuersten Film produzierte. Er hatte damit entgegen allen Voraussagen einen riesigen Erfolg. Auch später zeichnete sich Hughes durch eine hohe Risikobereitschaft bei seinen Geschäften aus. Allerdings zeigten sich auch schon früh Symptome einer psychischen Erkrankung, die dazu führte, dass sich Hughes ab dem Ende der 50er Jahre praktisch komplett aus der Öffentlichkeit zurückzog.

Hughes’ Welt- und Menschenscheu versuchte Anfang der 70er Jahre der mäßig erfolgreiche amerikanische Schriftsteller Clifford Irving für sich auszunutzen: Er bot seinem Verlag die exklusive und angeblich autorisierte Autobiographie von Howard Hughes an, die er allerdings zusammen mit seinem Kollegen Richard Suskind aus Archiv-Material zusammengeschrieben hatte. Er kassierte große Vorschüsse und überzeugte den Verlag trotz ausdrücklicher Proteste von Seiten Howard Hughes’ von der Echtheit der Autobiographie. Erst nachdem das Buch bereits gedruckt war, flog der Betrug auf. Irving wurde am Ende zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Regisseur Lasse Halström (»Gottes Werk & Teufels Beitrag«, »Schiffsmeldungen«) hat aus diesem Stoff mit einer überraschenden Besetzung (Richard Gere und Alfred Molina in den Hauptrollen) eine flotte und witzige Betrugskomödie geschaffen.

»Der große Bluff«. USA, 2006. 1 DVD, Ascot Elite. Sprachen: Deutsch, Englisch. Länge: ca. 116 Minuten. Extras: Interviews, Featurette. FSK: ab 12 Jahren. Preis: ca. € 9,–.

State of Play

Cal McAffrey (Russell Crowe) ist Journalist der alten Schule und lebt und arbeitet in Washington. Bei seiner Recherche zum Tod eines Drogenabhängigen, der von einem Profikiller ermordet wurde, stößt er überraschend auf eine Verbindung zu einer jungen Frau, die sich umgebracht zu haben scheint. Diese junge Frau war Mitarbeiterin des Politikers Stephen Collins (Ben Affleck), mit dem Cal seit College-Tagen befreundet ist. Collins spielt eine zentrale Rolle in einem Untersuchungsausschuss, der sich mit den Praktiken einer großen, privaten Sicherheitsfirma befasst. Offenbar hatte Collins eine intime Beziehung mit seiner gerade verstorbenen Mitarbeiterin.

Cal gerät in seiner Redaktion unter Druck, seine enge Beziehung zu Collins zu nutzen, um Informationen zum Tod der Assistentin zu liefern. Ihm wird von seiner Chefin (Helen Mirren), die dringend Erfolge braucht, die junge Online-Redakteurin Della Frye (Rachel McAdams) als Kollegin aufgenötigt, um rasch eine sensationelle Story produzieren zu können. Als der Zufall Cal Bilder in die Hand spielt, die beweisen, dass Collins Geliebte über längere Zeit beobachtet worden ist, verdichtet sich der Verdacht, dass sie ermordet wurde. Von diesem Moment an nehmen die Recherchen mehr als eine unvorhergesehene Wendung.

Regisseur Kevin Macdonald (»Der letzte König von Schottland«) hat eine Mini-Serie der BBC zu einem zweistündigen, kompakten Kinofilm umgeschmiedet. Der Film ist aufgrund seiner thematischen Vielfalt und der differenziert gezeichnet Charaktere unbedingt sehenswert.

»State of play«. USA, GB, Frankreich 2009. 1 DVD, Universal. Sprachen: Deutsch, Englisch, Türkisch. Länge: ca. 122 Minuten. Extras: Making-of, zusätzliche Szenen. FSK: ab 12 Jahren. Preis: ca. € 10,–.

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Che

Steven Soderbergh (geb. 1963 in Atlanta) hat sich eine für einen Hollywood-Regisseur eher ungewöhnliche Filmographie erarbeitet. Bekannt wurde er 1989 mit »Sex, Lügen und Videos«, doch seinen Durchbruch hatte er erst mit »Erin Brockovich« (2000). Mit seiner Trilogie um den Dieb Danny Ocean (2001/2004/2007) schien er endgültig in der Unterhaltungsmaschinerie Hollywoods angekommen zu sein. Doch dann überraschte er das Publikum im Jahr 2008 mit einer mehr als vierstündigen Film-Biographie des argentinischen Revolutionärs Ernesto Guevara (1928–1967), besser bekannt unter seinem Kampfnamen Che.

Che, dessen Bild bereits in den 60er-Jahren zur Ikone wurde, war Arzt und lernte 1956 auf einer seiner vielen Reisen in Mexiko Fidel Castro kennen. Er schloss sich dessen revolutionärer Bewegung an, die schließlich Anfang 1959 das Bastista-Regime auf Kuba stürzen und die Macht übernehmen konnte. Nach einigen Jahren der politischen Arbeit in Havanna ging Che 1966 als Revolutionär nach Bolivien, wo er im Oktober 1967 gefangen genommen und ermordet wurde.

Soderberghs historisch sorgfältiges Porträt konzentriert sich ganz auf die politische Biographie Ches. Dessen Privatleben bleibt bis auf Andeutungen ausgeblendet. Die erste Hälfte des Films beschäftigt sich mit den kubanischen Jahren, während die zweite den Guerillakampf in Bolivien dokumentiert. Mit Benicio Del Toro hat Soderbergh einen leidenschaftlichen Darsteller Ches gefunden, der mit seiner intensiven Verkörperung der politischen Ikone diesen vierstündigen Film-Marathon zu einem Erlebnis macht.

»Che«. Spanien, Frankreich, USA, 2008. 3 DVDs, Senator. Sprachen: Deutsch, Spanisch. Länge: zusammen ca. 256 Minuten. Extras: Making-of, Interviews. FSK: ab 12 Jahren. Preis: ca. € 20,–.