Abgelegene Inseln

Schon seit der Antike beflügeln kleine, einsam weit draußen im Meer liegende Inseln die Phantasie der Menschen. Sie sind entweder paradiesischer Zufluchtsort, nach dem sich der Zivilisationsmüde sehnt, oder Rettung für den Schiffsbrüchigen, der auf ihr wie Robinson Crusoe zwar sein Leben erhält, sich aber wie aus einem Gefängnis heraus zurück in die Gesellschaft der Menschen sehnt. Die Wirklichkeit jener abgelegenen Inseln sieht aber in den meisten Fällen ganz anders aus als unsere Phantasien.

Kennen Sie zum Beispiel Pitcairn Island? Ein winziges Eiland im Pazifischen Ozean, von Europäern erstmals 1767 entdeckt und mehr als 2.000 km sowohl von den Osterinseln als auch von Tahiti entfernt. Pitcairn ist nur 4,5 km² groß und hat heute 48 Bewohner. Die Insel wurde im Januar 1790 von den Meuterern der Bounty besiedelt, die hier ein ideales Versteck fanden, da die Lage der Insel auf den britischen Seekarten falsch verzeichnet war.

Oder St. Helena im Atlantik: Hier hat Napoleon seine letzten Tage verbracht, nachdem sich herausgestellt hatte, dass Elba entschieden zu nah am europäischen Festland liegt, um den machthungrigen Korsen dauerhaft sicherzustellen.

Oder Pingelap im Pazifik, auf der alle 250 Bewohner farbenblind sind, weil im 18. Jahrhundert ein Taifun die Bevölkerung auf weniger als 20 Personen reduzierte.

Die Greifswalder Autorin Judith Schalansky hat fünfzig dieser Eilande in einem Atlas versammelt. Von jeder Insel hat sie eine Zeichnung angefertigt und zu jeder weiß sie eine kleine Geschichte zu erzählen. Ein Buch zum Entdecken, Träumen und Erstaunen.

Judith Schalansky: Taschenatlas der abgelegenen Inseln. Fischer Taschenbuch 19012. ISBN: 978-3-596-19012-6. Preis: € 14,99.

Arthur Gordon Pym

Edgar Allan Poe (1809–1849) war unter den ersten amerikanischen Schriftstellern, die versucht haben, vom Schreiben zu leben. Er arbeitete für die damals neu entstehenden Magazine, die damals aufgrund von Fortschritten in der Drucktechnik und den verbesserten Vertriebsmöglichkeiten durch die Eisenbahn in großer Zahl gegründet wurden. Diese Magazine kamen dem schriftstellerischen Talent Poes entgegen, da er ein Meister sowohl des Gedichts als auch der kurzen Erzählung war. Doch konnte man als Zeitungsschreiber und -redakteur nur wenig überregionalen Ruhm erwerben. Deshalb entschloss sich Poe, einen Roman zu schreiben, und er legte es mit Konsequenz auf einen Bestseller an.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfreuten sich sowohl Romane als auch Sachbücher, die von den Abenteuern der Seefahrt handelten, großer Beliebtheit. Und so schickt auch Poe seinen Helden Arthur Gordon Pym auf eine Seereise, die ihn nach einer Reihe von nahezu unglaublichen Abenteuern und Entbehrungen – Meuterei, Schiffsbruch, wochenlanges Treiben auf hoher See – endlich in die damals noch weitgehend unerforschten Gebiete der Antarktis verschlägt. Dort entdeckt man auf der Insel Tsalal einen Volksstamm, der noch in steinzeitlichen Verhältnissen lebt. Obwohl diese ›Wilden‹ zuerst freundlich scheinen, greifen sie ihre Entdecker schließlich an und zerstören ihr Schiff. Nur Pym kann mit einem Kameraden entkommen und treibt nun in einem kleinen Boot immer weiter dem Südpol zu …

Poes einziger Roman ist mit seiner überbordenen und exaltierten Phantasie bis heute eines der bedeutenden Muster der Abenteuer- und phantastischen Literatur geblieben.

Edgar Allan Poe: Der Bericht des Arthur Gordon Pym. Insel Taschenbuch 1449. ISBN: 978-3-458-33149-0. Preis: € 9,00. Dieser Titel kann in der Stadtbibliothek Solingen als Hörbuch und auf CD-ROM entliehen werden.

Robinson Crusoe

Wann genau Daniel Defoe geboren wurde, weiß heute keiner mehr, aber es wird vor etwa 350 Jahren in London gewesen sein. An der Wiege hat man ihm nicht gesungen, dass er einst ein weltberühmter Autor werden würde. Defoe, der nach dem Willen des Vaters Geistlicher hätte werden sollen, schlug erst einmal eine Kaufmannskarriere ein. Nach einem großen Bankrott schlug er sich als Essayist und Journalist durch, bis im Jahr 1719 – Defoe war bereits 59 Jahre alt – sein erster Roman erschien, der zugleich der erste englische Roman im modernen Sinne war: Robinson Crusoe.

Die allermeisten Leser kennen von diesem Buch nur den ersten Teil, in dessen Zentrum die 28 Jahre stehen, die Robinson mehr oder weniger allein auf einer Insel verbringt. Nicht so bekannt dürfte hierzulande sein, dass Defoe dem Inselabenteuer einen zweiten Band folgen ließ, in dem Robinson nicht nur als reicher Mann zu seiner Insel zurückkehrt und dort ordnend in einen von Engländern und Spaniern gegründeten Staat eingreift, sondern auch zahlreiche weitere Abenteuer in China, Indien, Persien und Russland erlebt. Defoe hat sogar noch einen dritten Band folgen lassen, der Essays enthält, die vorgeblich aus der Feder Robinsons stammen.

Doch allein schon mit dem Insel-Abenteuer des Robinson Crusoe ist es Defoe gelungen, ein Roman-Genre zu begründen, das sich bis heute ungebrochener Beliebtheit erfreut. Noch immer ist es eine der großen Herausforderungen für den Menschen, ob es ihm – und sei es auch nur in der Phantasie – gelingt, auf sich gestellt und nur mit spartanischen Mitteln ausgerüstet vor der Natur zu bestehen.

Daniel Defoe: Robinson Crusoe. Erster u. zweiter Teil. Deutsch v. Lore Krüger. Aufbau Taschenbuch 2612. ISBN: 978-3-7466-2612-3. Preis: € 11,95.