Die kreisende Weltfabrik

Else Lasker-Schüler (1869–1945) gehört in die erste Reihe der Dichterinnen und Dichter der deutschsprachigen Moderne. Sie war befreundet mit vielen berühmten Schriftstellern und bildenden Künstlern der Epoche zwischen den beiden Weltkriegen, unter denen der sie bewundernde Gottfried Benn und der Maler Franz Marc die bekanntesten sein dürften. Ihre Gedichte und erzählenden Texte zeugen von ihrer erstaunlichen Fantasie und sprachlichen Originalität. Lasker-Schüler wurde in Elberfeld als Tochter eines jüdischen Bankiers geboren, wo sie im Briller Viertel aufwuchs. Sie heiratete den aus Berlin stammenden Arzt Johann Bertold Lasker – den Bruder des Mathematikers, Philosophen und Schachweltmeisters Emanuel Lasker – und zog mit ihm nach Berlin. 1902 begründete der Gedichtband »Styx« ihre Karriere als Dichterin. Auch Lasker-Schüler musste nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen und fand nach Zwischenaufenthalt in Zürich ab 1939 in Palästina unfreiwillig ihre neue Heimat.

Die Solinger Schauspielerin Claudia Gahrke hat nun in Kooperation mit der Wuppertaler Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft eine Auswahl von Gedichten, Erzählungen und Briefen Lasker-Schülers zu einem kurzweiligen Programm zusammengestellt, das in zahlreiche Aspekte von Leben und Werk Einblick gibt. Kindheitserinnerungen aus Wuppertal wechseln sich ab mit Briefen, Liebesgedichte mit humoristischen Texten etwa zur internationalen Kultur des Reibekuchens. Die exzellent vorgetragenen Texte werden aufgelockert durch kurze Musikstücke von Herbert Mitschke und Jojo Wolter. Ein außergewöhnliches Hörvergnügen.

»Die kreisende Weltfabrik«. Claudia Gahrke liest Else Lasker-Schüler. 1 CD mit ca. 76 Minuten Laufzeit. Solingen: Valve Records, 2011. ISBN: 978-3-00-034993-5. Preis: ca. € 12,–.

Der Hals der Giraffe

Der Hals der Giraffe ist eines der erstaunlichen Beispiele für die Anpassung einer biologischen Art an ihre Lebenswelt. Er umfasst bekanntlich exakt dieselbe Anzahl von Wirbeln wie der des Menschen. Die Vorfahren der Giraffen waren Waldbewohner und glichen dem Okapi. Als die Art gezwungen war, ihr Leben in der afrikanischen Savanne zu bestreiten, wichen sie der Konkurrenz mit den dort lebenden Grasfressern aus, indem sie sich auf die Blätter der Bäume spezialisierten. Von Generation zu Generationen waren jene Exemplare erfolgreicher, die einen längeren Hals hatten, bis schließlich das heutige Wundertier entstand.

Die junge, aus Greifswald stammende Autorin Judith Schalansky (geb. 1980) legt mit ihrem Roman »Der Hals der Giraffe« einen der dichtesten Romane der letzten Jahre vor. Erzählt wird die Geschichte der Biologie- und Sportlehrerin Inge Lohmark, die in einer kleinen Kreisstadt in Vorpommern an einem Gymnasium unterrichtet. Die Schule steht vor der Schließung, weil einfach nicht mehr genug Kinder da sind. Die 9. Klasse, die Lohmark unterrichtet, wird die letzte sein, die an dieser Schule Abitur macht. Inge Lohmark ist 55 Jahre alt, in der DDR aufgewachsen und dort ausgebildet worden und sieht nun ihrem vorzeitigen Ruhestand entgegen. Sie verachtet ihre Schüler und Kollegen, hat sich mit ihrem Mann auseinandergelebt, und auch ihre Tochter will nichts mehr von der Mutter wissen. Auf nur 220 Seiten erschafft Schalansky das Porträt einer Gescheiterten, die sich in ihrer Verbitterung in eine darwinistische Ideologie flüchtet und dennoch ihre Gefühle nie ganz unter Kontrolle halten kann.

Unbedingt lesenswert!

Judith Schalansky: Der Hals der Giraffe. Bildungsroman. Berlin: Suhrkamp, 2011. ISBN: 978-3-518-42177-2. Preis: € 21,90.

Mehr von Träumenden Büchern

Im Jahr 2004 erschien Walter Moers bislang bester und erfolgreichster Zamonien-Roman »Die Stadt der Träumenden Bücher«. Zamonien ist ein fantastisches Reich voller Fabelwesen und sein berühmtester Autor ist der Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz, der in diesem Roman die Geschichte des ersten großen Abenteuers seiner Jugend erzählte: Wie er, von einem zufälligen Brieffund neugierig gemacht, nach Buchhaim, der Stadt der Träumenden Bücher, reiste und dort in dem riesigen unterirdischen Labyrinth in den Besitz des Orms, der geheimnisvollen Dichtermacht Zamoniens kam. Dabei begegnete er den Bücherjägern, räuberischen Abenteurern, die aus dem Labyrinth unter Lebensgefahr rare und wertvolle Bücher an die Oberfläche bringen, und den Buchlingen, kleinen, einäugigen Wesen, die ihr ganzes Leben dem Werk eines Dichters widmen.

Nun ist nach sieben Jahren endlich die lang erwartete Fortsetzung dieser Geschichte erschienen. Der inzwischen deutlich gealterte Mythenmetz begibt sich abermals in die Bücherstadt auf der Suche nach dem tot geglaubten Schattenkönig. Er findet Buchhaim deutlich verändert vor, aber im Kern der alten Stadt lebt die alte Buchkultur noch weiter. Und entgegen all seinen Vorsätzen verschlägt es ihn dann doch wieder ins Labyrinth der Träumenden Bücher …

Der neue Zamonien-Roman ist der zweite Teil einer Trilogie, und Moers wird seine Leser noch zwei Jahre warten lassen, bis sie erfahren, wie sich das Schicksal seines Lindwurm-Helden weiter entwickeln wird. Ein Buch, das eingefleischte Moers-Fans gefangen nehmen wird.

Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher. Ein Roman aus Zamonien von Hildegunst von Mythenmetz. Aus dem Zamonischen übertragen und illustriert von Walter Moers. München: Knaus, 2011. ISBN: 978-3-8135-0393-7. Preis: € 24,99.

The King’s Speech

Albert, Duke of York (Colin Firth), ist der zweitälteste Sohn von König George V. von England. Er leidet seit seiner Kindheit unter schwerem Stottern, was öffentliche Auftritte für ihn zu einer Qual macht. Doch sein Vater erwartet von ihm immer wieder, sich zu präsentieren, besonders weil er fürchtet, dass sein ältester Sohn David (Guy Pearce) sich mit seinen Affären gesellschaftlich so unmöglich machen wird, dass er nicht in die Thronfolge wird eintreten können. Nachdem Albert bereits zahlreiche Ärzte erfolglos konsultiert hat, wird seiner Frau Elizabeth – die spätere sogenannte Queen Mom – (Helena Bonham Carter) der Australier Lionel Logue (Geoffrey Rush) empfohlen, der sich als Sprachtherapeut mit ungewöhnlichen Methoden einen Namen gemacht hat.

Zuerst ist die Behandlung alles andere als einfach: Trotz täglichen Visitationen kann Albert sein Stottern nicht ablegen. Die Lage spitzt sich zu, als George V. stirbt und David, der als Eduard VIII. sein Nachfolger wurde, nach nur zehn Monaten abdankt, da ihm seine Liebe zu der geschiedenen US-Amerikanerin Wallis Simpson wichtiger ist. Nun ist Albert gezwungen, als George VI. den Thron zu besteigen. Das bedeutet, dass er von nun an regelmäßig als öffentlicher Redner wird auftreten müssen …

Regisseur Tom Hooper hat aus der wahren Geschichte von George VI. und seinem Therapeuten Lionel Logue ein packendes Historiendrama gemacht, in dem besonders die beiden Hauptdarsteller glänzen. Der Film hat völlig zu Recht vier Oskars in den wichtigsten Kategorien gewonnen und ist damit der erfolgreichste Film des Jahres 2010 gewesen.

»The King’s Speech«. UK, 2010. 1 DVD, Senator. Sprachen: Deutsch, Englisch. Länge: ca. 113 Minuten. Extras: Audio-Kommentar des Regisseurs, Hörfilmfassung für Blinde. FSK: ab 6 Jahren. Preis: ca. € 13,–.

Per Anhalter durch die Galaxis

Als Arthur Dent, ein durchschnittlicher englischer Bürger, eines Morgens aufwacht, findet er sein Haus umstellt von Baumaschinen. Es ist geplant, eine Umgehungsstraße durch sein Haus zu bauen, und weil Arthur von dem Einfall nicht angetan ist, legt er sich erst einmal provisorisch vor den nächsten Bagger. Allerdings bleibt er dort nicht lange liegen, denn sein bester Freund, der auf den etwas merkwürdigen Namen Ford Prefect hört, überredet ihn, rasch die nächste Kneipe aufzusuchen, wo er ihm eröffnet, dass die Zerstörung der Erde unmittelbar bevorsteht, da auch sie Platz für eine Umgehungsstraße machen soll. Ford weiß das, weil er nicht, wie Arthur annimmt, aus Islington stammt, sondern von einem Planeten in der Nähe des Sterns Beteigeuze. Er ist auf der Erde, um für die erfolgreichste galaktische Publikation zu recherchieren, den Reiseführer »Per Anhalter durch die Galaxis«. Und da Arthur ihm einst das Leben gerettet hat, revanchiert er sich jetzt: Er nimmt Arthur mit, als er sich als blinder Passagier auf eines der Raumschiffe der Vogonen schleicht, die gekommen sind, um die Erde aus dem Weg zu räumen. Damit beginnt für Arthur eine phantastische Reise in die Weiten der Milchstraße.

Als Douglas Adams erster Roman seiner letzlich fünfbändigen »Anhalter«-Reihe 1979 erschien, war Arthur Dent in England bereits eine Berühmtheit. Die BBC hatte 1978 eine Hörspielreihe von Douglas Adams produziert, die auf Anhieb ein Erfolg war. Der erste »Anhalter«-Roman verkaufte sich in den ersten drei Monaten 250.000 Mal und begründete damit den Welterfolg von Douglas Adams als einem der originellsten Autoren des 20. Jahrhunderts.

Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis. Aus dem Englischen von Benjamin Schwarz. Heyne Taschenbuch 10822. ISBN: 978-3-453-14697-6. Preis: € 7,95.

Von den alltäglichen Dingen

Nach seinem Bestseller »Eine kurze Geschichte von fast allem« liefert Bryson nun mit »Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge» ein weiteres umfangreiches Sachbuch, das sich im Wesentlichen als eine Kulturgeschichte des Alltags im 19. Jahrhundert liest. Auf die Idee zu diesem Buch kam Bryson als er ein altes, zweistöckiges Pfarrhaus in Norfolk kaufte, das Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, und dabei unter anderem auf die alten Baupläne stieß, die auch die ehemalige Nutzung der einzelnen Räume erkennen ließen. Anhand dieser Pläne und auf einem Gang durch die heute tatsächlich existierenden Räumlichkeiten erzählt Bryson eine breit gefächerte Kulturgeschichte, deren Hauptgewicht auf den zur Bauzeit aktuellen Entwicklungen und Erfindungen in England liegt, sich aber bei einzelnen Themen auch bis in die Antike und sogar in vorgeschichtliche Zeiten zurückbegibt.

Wie schon in seinem Buch »über fast Alles« erweist sich Bryson nicht nur als ein begabter Erzähler, der ein exzellentes Gespür dafür hat, was erzählt werden muss und was fortgelassen werden kann, sondern einmal mehr auch als ein brillanter Rechercheur und Organisator des historischen Materials. Auch wenn das Buch zu Abschweifungen neigt, die oft nur sehr locker an das vom gerade besuchten Raum vorgegebene Thema angeknüpft sind, ist die Lektüre immer unterhaltsam und kurzweilig, ganz zu schweigen von den unzähligen kuriosen Informationen, die wie nebenbei abfallen.

Brysons zweite »kurze Geschichte« ist eine facettenreiche, eingängige und gut lesbare Einführung in die Welt Englands und Europas zur Zeit der Königin Viktoria.

Bill Bryson: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge. München: Goldmann, 2011. ISBN: 978-3-442-30122-5. Preis: € 24,99.

Alles, was wir geben mussten

Kathy, Ruth und Tommy wachsen Ende der 70-er Jahren als Waisen in einem ländlich gelegenen Kinderheim in England auf. Ihre Kindheit von Armut und Disziplin geprägt, aber abgesehen davon scheinen sie nicht wirklich unglücklich zu sein. Zwischen Kathy und Tommy entwickelt sich eine Freundschaft, aber Ruth, ängstlich allein gelassen zu werden, drängt sich in diese Freundschaft hinein, und in der Pubertät beginnt sie eine Beziehung mit Tommy, die Kathy isoliert zurücklässt.

Doch das ist nicht das wahre Drama dieser Kindheit: Wie die Kinder und die Zuschauer erst peu à peu erfahren, ist das Kinderheim kein gewöhnliches und seine Bewohner sind keine gewöhnlichen Kinder. Sie sind alle geklont worden, und ihr kurzes Leben dient einzig dem Zweck, anderen als Organspender zur Verfügung zu stehen. So erleben sie eine kurze Jugend auf dem Land, bevor sie alt genug sind, um dann in wenigen Jahren in einigen rasch aufeinander folgenden Operationen »geerntet« zu werden.

Kathy arbeitet in dieser Zeit als Betreuerin für andere ihrer Leidensgefährten und findet in dieser Zeit zuerst Ruth und dann auch Tommy wieder. Endlich können die beiden ihre Liebe zueinander leben …

Regisseur Mark Romanek (»One Hour Photo«) hat den Bestseller von Kazuo Ishiguro mit einer wundervollen Besetzung (Keira Knightley, Carey Mulligan und Andrew Garfield) in einen berührenden, zutiefst traurigen Film verwandelt, der auf jede Aufgeregtheit verzichtet und die Gefahr einer möglichen neuen Sklaverei zum Wohle der Menschheit in all ihrer Unmenschlichkeit darstellt. Sehenswert!

»Alles, was wir geben mussten«. UK/USA, 2010. 1 DVD, 20th Century Fox. Sprachen: Deutsch, Englisch, Italienisch. Länge: ca. 99 Minuten. Extras: Making-of, Stills. FSK: ab 12 Jahren. Preis: ca. € 14,–.

Eine Autobiographie

Zwischen 1975 und 1982 erschienen fünf autobiographische Erzählungen des österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard (1931–1989), in denen er sich an seine Kindheit und Jugend zurückerinnert. Bernhard war als uneheliches Kind geboren worden und lebte zuerst bei seinen Großeltern mütterlicherseits in Wien, da seine Mutter, die als Dienstbotin in den Niederlanden arbeitete, sich nicht um ihn kümmern konnte. Mit 10 Jahren wurde Bernhard in einem nationalsozialistischen Erziehungsheim im thüringischen Saalfeld untergebracht, ab 1943 lebte er im Internat des Johanneums in Salzburg, das ebenfalls Teil der NS-Erziehungsmaschinerie war. Mit dieser Salzburger Zeit setzt die Niederschrift seiner Erinnerungen ein.

Bernhard, der sich schon als Kind als künstlerisch, musikalisch hoch begabt erwies, schildert zu Anfang intensiv sein Unglück in der »Geistesvernichtungsanstalt« des Johanneums, in der er sich zuerst einer nationalsozialistischen, nach Kriegsende dann einer katholisch-religiösen Indoktrination ausgesetzt sah. Bernhard bricht dann die verhasste Schulausbildung ab und beginnt eine Ausbildung als Kaufmannsgehilfe in einer Salzburger Lebensmittelhandlung. Hier erkrankt er an einer Lungentuberkulose, die den Aufenthalt in zahlreichen Lungensanatorien erzwingt.

Bernhard schildert auf über 500 Seiten nicht nur die Ursachen für seine eigenen Menschenverachtung, die ihn zu einem der schärfsten Kritiker der österreichischen Nachkriegsgesellschaft hat werden lassen, sondern setzt auch seinen Großeltern, besonders seinem immer an ihn glaubenden und ihn fördernden Großvater ein eindrucksvolles Denkmal.

Thomas Bernhard: Die Autobiographie. St. Pölten: Residenz Verlag, 2009. ISBN: 978-3-7017-1520-6. Preis: € 25,00. Dieser Titel kann in der Stadtbibliothek Solingen über die Bergisch-Bib entliehen werden.

True Grit

True Grit bedeutet soviel wie echter Mumm (womit nicht der Sekt gemeint ist). Der Film »True Grit«, der im letzten Jahr in die Kinos kam und jetzt auch auf DVD vorliegt, ist ein Remake eines Hollywood-Westerns von 1969 mit dem damals bereits über 60-jährigen John Wayne in der Hauptrolle. Der alternde und übergewichtige Wayne spielte damals brillant einen heruntergekommenen, stets betrunkenen US-Marshal (der Film trug denn auch den deutschen Verleihtitel »Der Marshal«), der sich durch das Einfangen entlaufener Straftäter mehr schlecht als recht über Wasser hält. Er bekommt von einem jungen Mädchen den Auftrag, den Mörder ihres Vaters zu suchen, der sich ins Indianer-Reservat abgesetzt hat, um sich dort mit einigen anderen Banditen zu verbünden. Allerdings besteht das Mädchen darauf, den Marshal auf seinem Ritt zu begleiten. Dritter im Bunde ist ein junger, etwas überheblicher Texas Ranger, der den Mörder wegen anderer Vergehen bereits seit Längerem verfolgt.

Es ist ein Glücksfall, dass sich die Coen-Brüder (»Burn After Reading«, »No Country for Old Men«) dieses außergewöhnlichen Klassikers angenommen haben. Besonders die Neubesetzung des jungen Mädchens mit der Neuentdeckung Hailee Steinfeld, aber auch die der anderen Rollen (Jeff Bridges spielt den Marshal, Matt Damon den Ranger), machen die Neuverfilmung zu einem echten Highlight. Hailee Steinfeld spielt ihre Rolle mit soviel Energie und Souveränität, dass am Ende durchaus nicht klar ist, wem der Ehrentitel »True Grit« zugesprochen werden sollte. Sehr sehenswert!

»True Grit«. USA, 2010. 1 DVD, Paramount. Sprachen: Deutsch, Türkisch, Englisch. Länge: ca. 105 Minuten. Extras: Matties True Grit; Die Mode um 1880; Die Neuerschaffung von Fort Smith; Die Besetzung. FSK: ab 12 Jahren. Preis: ca. € 15,–.

Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten

Als »Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten« von Robert M. Pirsig 1974 erschien, hatten es zuvor 121 Verlage abgelehnt. Das ist ein Weltrekord für einen späteren Bestseller, wie auch das Guinness-Buch der Rekorde anerkennt. Daher waren sowohl der Autor als auch der Verleger überrascht, dass sich das Buch zuerst zum Best- und anschließend zum Longseller entwickelte. Bis heute sind weltweit mehr als fünf Millionen Exemplare des Buchs verkauft worden, und es wurde rasch in alle bedeutenden Literatursprachen übersetzt. Allerdings sollte der Leser trotz des Titels nicht allzu tiefe Einsichten in den japanischen Zen-Buddhismus erwarten: Das Buch ist zur einen Hälfte autobiografische Erzählung, zum anderen ein breit angelegter philosophischer Essay, den Pirsig bewusst so geschrieben hat, dass er auch für philosophische Laien verständlich ist. Den erzählerischen Rahmen bildet eine Motorrad-Tour, die Pirsig zusammen mit seinem ältesten Sohn Chris und zwei Bekannten durch den Nordwesten der USA unternimmt. Während der langen Fahrten kreisen die Gedanken des Erzählers immer wieder um Themen wie Geduld, Aufmerksamkeit, Sorgsamkeit, Konzentration und Geläufigkeit. Gleichzeitig erfährt der Leser aber auch Pirsigs frühere Lebensgeschichte, die in einer Einweisung in eine psychiatrische Anstalt gipfelt.

Pirsig hatte mit dieser Mischung von Themen offenbar einen Nerv der 70-er Jahre getroffen. Aber auch heute noch sind seine Gedanken zu Technik und dem richtigen Umgang mit ihr höchst aktuell und lesenswert. Ein Buch zum Entdecken und Wiederlesen.

Robert M. Pirsig: Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten. Fischer Taschenbuch 2020. ISBN: 978-3-596-22020-5. Preis: € 9,95.