Swing Vote – die beste Wahl

Bud Johnson (Kevin Costner) ist ein alleinerziehender Vater, der mit seiner 12-jährigen Tochter Molly (Madeline Carroll) in ärmlichen Verhältnissen in einem winzigen Ort im US-Bundesstaat New Mexico lebt. Molly ist ein hochintelligentes Mädchen, das sich brennend für Politik interessiert. Sie will unbedingt, dass ihr Vater an der Präsidenten-Wahl teilnimmt. Aber da Bud gerade an diesem Tag seinen Job verliert, betrinkt er sich und vergisst die Verabredung mit seiner Tochter beim Wahllokal. Verärgert über ihren Vater schleicht sich Molly am schlafenden Wahlhelfer vorbei zum Wahlcomputer, doch gerade als sie statt ihres Vaters wählen will, fällt für einen Moment der Strom aus und Molly flüchtet aus dem Wahllokal.

Nun ergibt sich der Zufall, dass sich zwischen dem Präsident um dem Herausforderer ein Patt ergibt: Wer von den beiden die Wahl in New Mexico gewinnen wird, hat die Wahl gewonnen. Und auch die Stimmenauszählung in New Mexico ist gänzlich ausgeglichen, so dass eine weitere Stimme die Wahl entscheiden wird. Und da, als Molly wählen wollte, der Strom ausgefallen ist, darf Bud Johnson sein Wahlrecht doch noch wahrnehmen: Er allein wird entscheiden, wer der Präsident der USA sein wird.

Regisseur Joshua Michael Stern hat aus dieser unwahrscheinlichen Konstellation heraus ein humorvolles Lehrstück in Sachen Demokratie entwickelt. In den zehn Tagen, die Bud Johnson für seine Entscheidung hat, wird er von seiner Tochter vom unpolitischen Faulpelz zum politisch verantwortlichen Wähler gewandelt.

»Swing Vote. Die beste Wahl«. USA, 2008. 2 DVDs, Splendid Entertainment. Sprachen: Deutsch, Englisch. Extras: Making-of, Interviews, Deleted + extended Scenes u.v.m. Länge: ca. 115 Minuten. FSK: ab 6 Jahren. Preis: ca. € 13,-.

Ein verlockendes Spiel

In den 20er-Jahren liegt in den USA der Profi-Football danieder: Die Teams spielen auf Viehweiden und haben nur minimale Budgets, die es kaum erlauben, vernünftige Ausrüstung oder die Fahrkarten zu Auswärtsspielen zu kaufen. Außerdem enden regelmäßig Spiele in Schlägereien, was die Sponsoren alles andere als fröhlich stimmt. Im Gegensatz dazu hat der College-Football ein nahezu makelloses Image, stets ausverkaufte Häuser und die wahren Helden des Sports.

Da hat Jimmy Connelly (George Clooney), ein alternder Profi, dessen Team kurz vor dem Konkurs steht, eine brillante Idee: Warum kauft man sich nicht einen der jungen Stars des College-Footballs ein und legt sich damit auch gleich ein neues Image zu und baut so die Profi-Liga wieder auf? Und er hat auch gleich den idealen Kandidaten an der Hand: Carter Rutherford (John Krasinski) ist nicht nur ein Football-Star, er ist auch ein Kriegsheld, da er im Ersten Weltkrieg alleine eine ganzen Trupp deutscher Soldaten gefangen genommen hat.

Doch mit der Wahrheit dieser Geschichte scheint es nicht zum Besten bestellt zu sein. So behauptet es jedenfalls einer von Carters Kriegskameraden, und deshalb setzt eine Chicagoer Zeitung die rasende Reporterin Lexie Littleton (Renée Zellweger) auf ihn an. Natürlich kommt es, wie es kommen muss: Jimmy und Carter verlieben sich in Lexie und geraten darüber aneinander …

George Clooney hat als Darsteller, Regisseur und Produzent eine liebevolle und hervorragend besetzte Screwball-Komödie abgeliefert, die leider bei Kritik und Publikum nicht den Erfolg hatte, den sie eigentlich verdient.

»Ein verlockendes Spiel«. USA, 2008. DVD, Universal. Sprachen: Deutsch, Englisch, Polnisch, Ungarisch. Extras: Deleted Scenes. Länge: ca. 110 Minuten. FSK: ab 6 Jahren. Preis: ca. € 10,-.

W.

Oliver Stone hat seinen dritten Film über einen amerikanischen Präsidenten gedreht. 1991 beschäftigte er sich in »JFK« mit der Aufarbeitung der Widersprüche, die die offizielle Version der Ermordung John F. Kennedys enthielt und legte zugleich eine Verschwörung von Ex-Kubanern, der Mafia oder gar der Geheimdienste oder des Militärs nahe. Nur vier Jahre später kam mit »Nixon« sein mehr als dreistündiges, dunkles und in Europa bis heute wenig beachtetes Porträt des 37. US-Präsidenten in die Kinos. Und im vergangenen Jahr erschien, noch während seiner Amtszeit, mit »W.« sein Film über George W. Bush.

Stone verfolgt in diesem Film das Leben und die Karriere George W. Bushs (Josh Brolin) von seiner Universitätszeit bis zum sogenannten Ende des Irakkrieges. Dabei bildet die Zeit des Irakkrieges den erzählerischen Rahmen, in den durch Rückblenden die früheren Lebensstationen Bushs hereingeholt werden. Niemand, der Stones Filme kennt, wird ein positives Bild Bushs erwarten. Im Zentrum stehen denn auch eher dessen private, geschäftliche und politische Misserfolge sowie sein lange Zeit gespanntes Verhältnis zum Vater. Das Porträt ist dabei sicherlich nicht unaufrichtig, es ist nur ein wenig einseitig geraten, was einem aber den Spaß an diesem satirischen Kabinettstück nicht verderben sollte.

Der Film ist mit hervorragenden Schauspielern besetzt: Elizabeth Banks als Laura Bush, James Cromwell als Vater Bush, Richard Dreyfuss grandios in der Rolle Dick Cheneys, Jeffrey Wright als Colin Powell und nicht zuletzt eine unglaublich verklemmt wirkende Thandie Newton als Condoleezza Rice.

»W.«. USA, 2008. DVD, Planet Media. Sprachen: Deutsch, Englisch. Extras: Interviews mit Cast und Crew; Biografien; Trailer. Länge: ca. 124 Minuten. FSK: ab 12 Jahren.

Empörung

Marcus Messner ist auf der Flucht vor seinem überängstlichen Vater. Es ist das Jahr 1951, und Marcus fühlt sich von seinem Vater gegängelt und kontrolliert. Deshalb wechselt er das College und geht von seinem Heimatort Newark auch nach Winesburg in Ohio. Aber es ist nicht nur sein Vater, der Marcus Sorgen macht: Die USA befinden sich in Korea im Krieg, und Marcus befürchtet, nach dem College eingezogen zu werden und als einfacher Soldat in Korea zu sterben. Er will daher einen besonders guten Abschluss machen, damit er die Möglichkeit hat, sich für den Geheimdienst zu bewerben; auf diese Weise hofft er, dem eigentlichen Kampfgeschehen zu entgehen.

Marcus legt also alles darauf an, ein Musterstudent zu werden, aber das ist einfacher gesagt als getan, denn seine Mitbewohner im College haben ganz andere Ambitionen und lassen ihn nicht ungestört lernen. Marcus wechselt deshalb mehrfach das Zimmer, bis er schließlich ganz allein unter dem Dach haust. Das wiederum macht dem Dekan des College Sorgen, denn er befürchtet, Marcus isoliere sich von den anderen Studenten. Er lädt Marcus daher zu einem Gespräch ein, das einen ganz unvorhergesehenen Verlauf nimmt und damit endet, dass Marcus sich im Büro des Dekans übergibt …

Philip Roth stellt mit seiner neuen Erzählung »Empörung« einmal mehr seine Kunst unter Beweis, ganz einfache zwischenmenschliche Konstellationen mit einem überraschenden Reichtum an sozialen und psychischen Konflikten zu verknüpfen, aus denen sich für den Helden schier unauflösliche Probleme zu ergeben scheinen. Dass der Held am Ende nur über eine Lappalie stolpert, gibt der Geschichte eine schauervoll ironische Wendung.

Philip Roth: Empörung. Aus dem Amerikanischen v. Werner Schmitz. München: C.H. Beck, 2009. ISBN: 978-3-446-23278-5. Preis: € 17,90.

Das Glück der anderen

Jacob Hansen lebt gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Städtchen Friendship im nordamerikanischen Westen. Er ist verheiratet und hat eine kleine Tochter. In der Gemeinde hat er gleich mehrere Funktionen: Er ist Sheriff, zugleich Bestattungsunternehmer und Totengräber und zudem noch Prediger. Eines Tages wird er zu einem Leichenfund im Wald gerufen, und als er die Leiche in die Stadt bringt, findet er unterwegs auch noch eine desorientierte Frau. Er bringt beide zum Arzt von Friendship, dem rasch klar ist, dass sowohl der Tote als auch die Frau mit Diphtherie infiziert sind. Zu dieser Zeit gab es noch kein Mittel gegen die Erkrankung, und eine Infektion bedeutete in aller Regel ein Todesurteil. Als sei dies allein nicht schlimm genug, ist das kleine Städtchen auch noch durch einen Großbrand gefährdet, der sich aufgrund eines langen, trockenen Sommers unaufhaltsam ausbreitet.

Jacob Hansen ist ein pflichtbewusster Mann, dem der sorgfältige und respektvolle Umgang mit den Toten am Herzen liegt. Die Einwohner von Friendship halten ihn zwar für ein wenig verschroben, aber sie respektieren ihn. Doch kurz nach Ausbruch der Epidemie erkranken kurz nacheinander Hansens Tochter und Frau …

Stewart O’Nan hat mit »Das Glück der anderen« ein ruhiges und eindringliches Porträt eines Einzelgängers geschaffen, der unter schwierigsten Umständen weiterhin seinen Glauben behält und seinen Pflichten nachkommt. Das Buch ist durchgehend in der sehr seltenen Du-Form geschrieben, was eine interessante Spannung von Nähe und Distanz zum Geschehen erzeugt. Ein gelungenes literarisches Experiment.

Stewart O’Nan: Das Glück der anderen. Aus dem Amerikanischen v. Thomas Gunkel. rororo 23430. ISBN: 978-3-499-23430-9.

Der Namensvetter

Als die frischgebackenen Eltern Ashima und Ashoke Ganguli ihren erstgeborenen Sohn aus dem Krankenhaus mit nach Hause nehmen wollen, ergibt sich ein kleines Problem: Nach US-amerikanischem Recht darf ein Kind nur mit einen gültigen Geburtsschein entlassen werden, und auf den gehört nun einmal ein Vorname. Aber die Gangulis warten seit Wochen auf einen Brief von Ashimas Großmutter, in dem der Name für den neuen Erdenbürger stehen soll. In ihrer Not beschließen sie, ihren Sohn vorläufig zu benennen, und als der Arzt vorschlägt, doch den Namen eines bewunderten Vorbildes zu nehmen, wählt Ashoke den Namen seines Lieblingsschriftstellers: Gogol.

Es ist nicht nur dieser Namen, der dafür sorgt, dass Gogols Kindheit und Jugend nicht die glücklichsten sind. Seine Eltern sind aus Kalkutta eingewanderte Bengalen, die versuchen, möglichst viel ihrer mitgebrachten Kultur in den USA beizubehalten. Sie haben nahezu ausschließlich bengalische Freunde, feiern bengalische Feste, kochen bengalische Mahlzeiten usw. usf. Gogol und seine jüngere Schwester Sonia dagegen wachsen immer mehr in die US-amerikanische Gesellschaft hinein, je älter sie werden. Gogol wird seinen Eltern und deren Kultur immer fremder, bis eines Tages unvorhergesehen sein Vater Ashoke stirbt …

Jhumpa Lahiri (geb. 1967) ist eine amerikanische Autorin bengalischer Herkunft. Sie hat im Jahr 2000 mit ihrem ersten Buch »Melancholie der Ankunft« sogleich den renommierten Pulitzer-Preis gewonnen. Ihr erster Roman »Der Namensvetter« verarbeitet die persönlichen Erfahrungen zahlreicher bengalischer Einwanderer zu einer amüsanten und bewegenden Erzählung.

Jhumpa Lahiri: Der Namensvetter. Aus dem Amerikanischen v. Barbara Heller. btb Bd. 73638. ISBN: 978-3-442-73638-6.