Als Manny DeLeon an einem Tag kurz vor Weihnachten seinen Dienst in einem Restaurant der amerikanischen Kette Red Lobster antritt, soll es, wenn es nach ihm ginge, ein Arbeitstag wie jeder andere werden. Aber eigentlich weiß er es besser: Er ist der Manager der Filiale, die heute zum letzten Mal ihre Pforten öffnet. Die Geschäftsleitung der Kette ist mit den Umsatzzahlen nicht zufrieden und hat beschlossen, das Restaurant zu schließen. Manny ist nicht sicher, wer von seinen Angestellten heute noch zur Arbeit erscheinen wird. Zum Glück ist aber das Wetter schlecht und wird im Verlauf des Tages immer noch schlechter, so dass Manny auch mit einer minimalen Besetzung in Küche und Restaurant über die Runden kommt. Andererseits hat er so mehr Zeit zum Nachdenken, als ihm lieb ist.
Zwar weiß Manny, wie es für ihn im nächsten Jahr beruflich weitergehen wird: Er wird mit einigen wenigen Kollegen in einem Restaurant im Nachbarort arbeiten. Aber privat macht er gerade eine Zeit der Unsicherheit durch: Seine langjährige Freundin Deena ist von ihm schwanger und die beiden werden wohl heiraten, doch innerlich trauert Manny immer noch der Affäre mit einer seiner Kellnerinnen, der verheirateten Jacquie, nach.
Stewart O’Nan erzählt diese Zeit des Wechsels und des Umbruchs in einer äußerlich ganz schlichten und nur scheinbar kunstlosen Geschichte. Er beschreibt mit großer Sachkenntnis und Liebe zum Detail den Tagesablauf in dem kleinen Restaurant, dessen beinah alltägliche Routine von der Melancholie des Abschieds und einigen kleineren Katastrophen überschattet wird. Eine ungewöhnlich ruhige und gedankenvolle Erzählung.
Stewart O’Nan: Letzte Nacht. Aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel. Hamburg: Marebuch, 2007. ISBN: 978-3-86648-074-2. Preis: € 18,00.