Verbrechen

Es kommt nicht häufig vor, dass ein Autor gleich mit seinem ersten Buch nicht nur einen Bestseller landet, sondern damit zugleich auch mit einem eigenen, markanten Stil an die Öffentlichkeit tritt. Ferdinand von Schirach (geb. 1964) ist hauptberuflich als Anwalt und Strafverteidiger in Berlin tätig und hat mit »Verbrechen« seinen ersten Band mit Erzählungen vorgelegt. Er enthält elf Kriminalfälle, die stets distanziert und sachlich aus der Sicht eines Strafverteidigers erzählt werden. Und diese Fälle haben es in sich:

Da wird zum Beispiel von dem Unbekannten erzählt, der auf einem Berliner Bahnhof von zwei Skinheads belästigt wird. Sie gehen allerdings mit ihrer Provokation einen entscheidenden Schritt zu weit – nur eine Minuten später liegen beide tot auf dem Bahnsteig, während der Unbekannte gelassen auf seine Verhaftung wartet. Da eindeutig in Fall von Notwehr vorliegt, muss die Polizei den Mann schließlich auf freien Fuß setzen, ohne sein Geheimnis lüften zu können. In der ganzen Erzählung sagt der Täter kein einziges Wort, auch nicht zu seinem Anwalt.

Oder es wird die Geschichte der drei Berliner Kleinkriminellen erzählt, die sich für einen Einbruch das falsche Opfer aussuchen und sich am Ende glücklich schätzen können, mit dem Leben davonzukommen.

Oder die Geschichte von Karim, der in seiner Familie als etwas zurückgeblieben angesehen wird, aber ein erfolgreiches Doppelleben führt und sich als schlauer erweist als der Apparat der Justiz.

Alle Fälle schildert von Schirach in einem einfachen, glasklaren und trainierten Stil. Die besten dieser Erzählungen enthalten keinen Satz, ja, kein Wort zu viel. Unbedingt lesenswert!

Ferdinand von Schirach: Verbrechen. München: Piper, 2009. ISBN: 978-3-492-05362-4. Preis: € 16,95.