Die Unperfekten

Herman Cohen ist Chefkorrektor bei »der Zeitung«, einer internationalen, englischsprachigen Tageszeitung, deren Redaktion in Rom sitzt. Die Zeitung wurde in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts von einem amerikanischen MultimillionĂ€r gegrĂŒndet, hat aber ihre besten Zeiten bereits hinter sich. Herman Cohen ist dafĂŒr zustĂ€ndig, das stilistische Niveau auf der Höhe zu halten; er hat deshalb eine hausinterne Stil-Bibel verfasst, die ĂŒber die Jahre gigantische Ausmaße angenommen hat und deshalb wohl von keinem anderen Redaktionsmitglied ĂŒberhaupt noch zur Kenntnis genommen wird. Doch das ist nicht das einzige, was Herman derzeit plagt: Zu Besuch in Rom ist sein Schul- und Studienfreund Jimmy, den Herman fĂŒr einen hochbegabten Autor hĂ€lt und dem er gern einen Artikel fĂŒr die Zeitung abringen möchte …

Und dann ist da zum Beispiel auch noch der Student Winston Cheung, der unbedingt fĂŒr die Zeitung arbeiten möchte und sich deshalb als Reporter nach Kairo schicken lĂ€sst. Dort trifft er auf Rich Snyder, einen »alten Hasen«, der ihn nicht nur nach Strich und Faden ausnimmt, sondern ihn auch wie einen Deppen dastehen lĂ€sst, um einen potentiellen Konkurrenten los zu werden …

In insgesamt elf Kapiteln, in denen jeweils ein anderes Redaktionsmitglied im Mittelpunkt steht, erzÀhlt Tom Rachman die Geschichte der Zeitung bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2007. Dabei gelingt es ihm, die persönlichen Geschichten der Journalisten, die allgemeine Entwicklung des Zeitungswesens und die weltgeschichtlichen Ereignisse mit einem kenntnisreichen Portrait der ewigen Stadt Rom zu verflechten. Ein unterhaltsames und intelligentes Buch!

 

Tom Rachman: Die Unperfekten. Aus dem Englischen von Pieke Biermann. dtv 24821. ISBN: 978-3-423-24821-1. Preis: € 14,90.

Termini

Dorothea Dieckmann (geb. 1957) ist eine der bekannteren unter den unbekannteren deutschsprachigen Schriftstellerinnen. Ihre ersten BĂŒcher erschienen Anfang der 90er Jahre; sie ist seitdem als freie Schriftstellerin und Journalistin tĂ€tig. Im letzten Jahr legte sie mit »Termini« einen anspruchsvollen politischen Roman vor, der Ende Juli, Anfang August 1996, also zur Zeit des ersten römischen Prozesses gegen Erich Priebke spielt. Im Zentrum steht der junge Journalist Ansgar Weber, der im Auftrag des »Spiegel« nach Rom gekommen ist, um ĂŒber den Abschluss des Prozesses zu berichten. Doch Ansgar treibt tatsĂ€chlich ein ganz anderer Plan um: Durch die Tochter seines Chefredakteurs kann er Kontakt zu der tot geglaubten Autorin Lydia Marin aufnehmen. Seitdem sie ihren Tod vorgetĂ€uscht hat, lebt sie anonym in einem Vorort von Rom und ist vielleicht bereit, Ansgar ein Interview zu geben. Dieses Interview wĂ€re eine Sensation, die es Ansgar ermöglichen wĂŒrde, sich als Journalist selbststĂ€ndig zu machen und dem verhassten Druck in der »Spiegel«-Redaktion zu entkommen.

Ansgar verbringt insgesamt vier Tage in Rom, an denen er den Gerichtssaal des Priebke-Prozesses nicht ein einziges Mal betritt. Zwar gelingt es ihm tatsĂ€chlich, das Interview mit der Verschollenen zu fĂŒhren, aber die TonbĂ€nder gehen verloren und die Autorin selbst verschwindet erneut spurlos. Und dann erlebt Ansgar eine albtraumhafte Nacht in der römischen Unterwelt, die ihn an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringt …

»Termini« ist ein sprachlich außergewöhnlich dichter Roman, in dem jeder Satz, jedes Wort bewusst gesetzt ist. Eine Seltenheit im Einerlei der aktuellen Romanproduktion.

Dorothea Dieckmann: Termini. Stuttgart: Klett-Cotta, 2009. ISBN: 978-3-608-93660-5. Preis: € 21,90. Dieser Titel kann in der Stadtbibliothek Solingen ĂŒber die Bergisch-Bib entliehen werden.

Quo Vadis

Im Jahr 64 nach Christi Geburt kehrt der römische Kommandant Marcus Vinicius (Robert Taylor) aus Britannien nach Rom zurĂŒck. Bei seinem letzten Aufenthalt vor dem Einzug nach Rom verliebt er sich im Haus des alten Generals Plautius in dessen Ziehtochter Lygia (Deborah Kerr). Durch seinen am Hofe des Kaisers Nero (Peter Ustinov) einflussreichen Onkel Petronius (Leo Genn) gelingt es ihm, Lygia, die sich als eine königliche Geisel erweist, aus dem Haus ihrer Zieheltern entfernen zu lassen. Doch bevor sie im Haus seines Onkels ankommt, gelingt ihr die Flucht. Nachforschungen ergeben, dass Lygia ebenso wie ihre Zieheltern der in Rom im Geheimen agierenden Sekte der Christen angehört. Um Lygia wiederzufinden, schleicht sich Marcus Vinicius in eine der nĂ€chtlichen Versammlungen der Christen ein und hört, wie der Apostel Petrus (Finlay Currie) zur römischen Gemeinde predigt. Aber auch diesmal gelingt es Marcus nicht, Lygia fĂŒr sich zu gewinnen. Doch als Nero Rom anzĂŒnden lĂ€sst, um Raum fĂŒr seine verrĂŒckten architektonischen PlĂ€ne zu schaffen, stĂŒrzt sich Marcus in das Flammenchaos, um seine Geliebte zu retten …

Regisseur Mervyn LeRoy hat 1951 nach dem erfolgreichen und nobelpreisgekrönten Roman von Henryk Sienkiewicz den ersten monumentalen Antiken-Film der Nachkriegszeit geschaffen, dem zahlreiche andere folgen sollten. »Quo Vadis« aber bleibt allein schon wegen der schauspielerischen Leistung Peter Ustinovs immer wert, erneut angeschaut zu werden.

»Quo Vadis«. USA, 1951. 2 DVDs, Warner Brothers. Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Polnisch, Ungarisch. LĂ€nge: ca. 167 Minuten. Extras: Audio-Kommentar von F.X. Feeney, Making-of. FSK: ab 16 Jahren. Preis: ca. € 8,–.