Die Wahlverwandtschaften

Eduard und Charlotte sind ein adeliges Ehepaar, das erst spät im Leben zueinander gefunden hat: Beide hatten sich zwar schon als junge Leute kennen und schätzen gelernt, aber erst nachdem sie in erster Ehe anderweitig verheiratet waren, erlauben es ihnen die Umstände, einander zu heiraten. Nun leben sie zurückgezogen auf einem Landgut und genießen ihre Zweisamkeit. Während Eduard den Obst- und Blumengarten pflegt, gestaltet Charlotte den Park um, der zum Gut gehört.

Die Erzählung setzt ein, als die traute Zweisamkeit der beiden gestört werden soll: Eduards Jugendfreund, ein Hauptmann mit breiten wissenschaftlichen und technischen Kenntnissen, der auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung ist, soll zu Besuch kommen; und auch Charlotte wünscht sich, dass ihre Nichte Ottilie, die zusammen mit Charlottes Tochter in einer Pension erzogen wird, eine Zeit lang bei ihr leben soll.

Noch bevor Ottilie auf dem Gut eintrifft, erzählt der Hauptmann von den chemischen Wahlverwandtschaften, also von chemischen Elementen, die, miteinander in Kontakt gebracht, sich aus ihrer alten Verbindung lösen und spontan neue Kombinationen bilden. So hat auch die Begegnung des Ehepaars Eduard und Charlotte mit dem Hauptmann und Ottilie gravierende Auswirkungen …

»Die Wahlverwandtschaften«, erschienen 1809, sind Goethes modernster und provozierendster Roman; die in ihm geäußerten Ansichten zur Ehe wurden von vielen Zeitgenossen als empörend und unmoralisch empfunden. Dieser Kritik stand schon zu Goethes Lebzeiten hohes Lob von Kollegen und Kritikern gegenüber. Der Roman ist auch heute noch eine anregende Lektüre.

Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften. Reclam UB 7835. ISBN: 978-3-15-007835-8. Preis: € 5,60.