Der US-amerikanische Journalist und Schriftsteller Bill Bryson (geb. 1951 in Iowa) wurde an dieser Stelle vor einiger Zeit bereits mit seinem Buch »Eine kurze Geschichte von fast allem« vorgestellt. Bryson hat ein außergewöhnliches Talent, in seinen Bücher seine offenbar unbegrenzte Neugier fruchtbar zu machen und seinen Lesern auch komplizierte oder abgelegene Probleme eingängig nahezubringen. Da Bryson einen bedeutenden Teil seines Lebens in England verbracht hat, ist es nicht verwunderlich, dass er sich in einem seiner neuesten Bücher der Person bzw. dem Problem Shakespeares widmet.
Im Wesentlichen besteht das Problem der modernen Leser mit Shakespeare darin, dass wir über seine Person nur sehr wenig Faktenwissen haben. Zwar wissen wir über Shakespeare mehr als über die anderen Dichter seiner Zeit, aber dennoch genügt das Material nicht für eine Biografie, wie wir sie gewohnt sind. Das hindert Shakespeare-Forscher allerdings nicht daran, dicke Wälzer über ihn zu verfassen.
Bill Brysons Buch über Shakespeare hat zwei Vorteile: Zum einen ist es knapp und auf das Wesentliche reduziert. Bryson beweist auch hier wieder sein sicheres Gespür dafür, was erzählt werden muss und was guten Gewissens fortfallen kann. Und zum anderen macht Bryson an jeder Stelle klar, was man sicher über den Dichter weiß und was Spekulation ist. Natürlich ist auch Bryson genötigt, viel Allgemeines über das Elisabethanische Zeitalter zu erzählen, wo ihm konkreten Fakten zum Leben Shakespeares fehlen, doch bleibt sein Buch auch dabei immer interessant und gut lesbar.
Eine hervorragende, kurze Einführung in Shakespeare und seine Epoche.
Bill Bryson: Shakespeare – wie ich ihn sehe. Goldmann Taschenbuch 47275. ISBN: 978-3-442-47275-8. Preis: € 7,95.