Balzac

Honoré de Balzac (1799–1850), Schöpfer des riesigen Erzählzyklus der »Menschlichen Komödie«, hat ein unglaublich spannendes und bewegtes Leben geführt. Stets musste er sich mit seinen wachsenden Schulden und seinen Gläubigern herumschlagen, was ihn allerdings nicht davon abhielt, seinen luxuriösen Lebensstil fortzuführen, ja den Luxus entgegen besserer Einsicht noch weiter zu steigern. Rettung erhoffte sich Balzac immer erneut durch irgendwelche wundersamen Geschäftsgewinne – alle Versuche in dieser Richtung endeten bereits nach kurzer Zeit im nächsten finanziellen Desaster – oder durch eine vorteilhafte reiche Heirat, die ihn auf einen Schlag von allen Sorgen befreien sollte. Mehr der Not als der Neigung gehorchend sah er sich gezwungen, sich auf sein einziges wirkliches Talent, das Schreiben, zu stützen, um wenigstens den dringendsten Luxus finanzieren zu können. Besonders von strohgelben Glacéhandschuhen musste Balzac jederzeit ein oder zwei Dutzend Paar zur Verfügung haben, um sich wohl zu fühlen.

Johannes Willms Biographie Balzacs nimmt sich über Strecken wie eine Sammlung von Klatsch und Tratsch aus. Doch wie schon für seinen »Napoleon« wertete Willms umfangreich Briefzeugnisse aus, um ein möglichst genaues und persönliches Bild zu zeichnen. Dabei weicht er den unvorteilhaften Zügen Balzacs nicht aus: nicht dem schwierigen Verhältnis zur Mutter, nicht seiner rücksichtslosen Ausnutzung anderer Menschen, nicht seiner Verlogenheit sich und anderen gegenüber, nicht seiner Neigung, die Verantwortung für seine Misere auf andere zu schieben. Eine interessante und exzellent geschriebene Biografie.

Johannes Willms: Balzac. Zürich: Diogenes, 2007. ISBN: 978-3-257-06624-1. Preis: € 24,90. Dieser Titel kann in der Stadtbibliothek Solingen über die Bergisch-Bib entliehen werden.