Pu der Bär

Als Alan Alexander Milne (1882-1956) daran ging, ein Buch mit Geschichten für seinen Sohn Christopher Robin aufzuschreiben, war er ein mäßig erfolgreicher, englischer Roman- und Bühnenautor. Nachdem dann 1926 »Pu der Bär« erschienen war, veränderte dies sein Leben für immer. Milne schrieb zwar auch weiterhin Erzählungen und Theaterstücke, aber Ende der 1930er-Jahre gab es für seine Erwachsenenbücher nahezu keine Leser mehr. In den Augen des Publikums und der Kritik war Milne einer der besten Kinderbuch-Autoren seiner Zeit, nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.

Dieser Erfolg beruht im Wesentlichen auf vier Büchern, von denen sich zwei um Christopher Robin und seine Stofftiere drehen: außer »Pu der Bär« das zwei Jahre später erschienene »Pu baut ein Haus«. Beide Bücher erzählen von einer kleinen Gesellschaft von Stofftieren, in deren Mittelpunkt der Teddy Winnie-der-Pu und sein bester Freund Ferkel stehen. Weitere unvergessliche Gestalten sind der pessimistische Esel I-Ah, die »weise« Eule, Mutter Känga und ihr Kind Ruh und nicht zuletzt der Springinsfeld Tieger. Milnes stiller Humor und seine ebenso einfache wie prägnante Charakterzeichnung der Figuren haben die beiden Bücher nicht nur zu Klassikern der Kinder-, sondern zu Weltliteratur werden lassen.

Die Pu-Gesamt-Ausgabe beim Dressler Verlag bietet nicht nur die sorgfältige und phantasievolle Übersetzung Harry Rowohlts, sondern sie druckt auch die feinen Illustrationen der Originalausgaben von E.H. Shepard wieder ab, die er an die echten Stofftiere Christopher Robins angelehnt hat. Diese Stofftiere kann, wer will, heute übrigens in der New York Public Library besuchen.

A.A. Milne: Pu der Bär. Gesamtausgabe. Deutsch von Harry Rowohlt. Dressler Verlag, 1997. ISBN: 978-3-7915-1324-9. Preis: € 13,90.

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Zwischenfälle

Daniil Charms (1905-1942), bürgerlich Daniil Iwanowitsch Juwatschow, hatte ein kurzes und entbehrungsreiches Leben. Er wurde in der Sowjetunion die meiste Zeit seines Lebens politisch verfolgt und konnte sich und seine Familie nur kümmerlich durch die Veröffentlichung von Kinderbüchern und -gedichten ernähren. Er verhungerte schließlich während der Belagerung Leningrads durch die deutsche Wehrmacht als politischer Insasse der Gefängnispsychiatrie. Sein eigentliches Werk wurde erst Jahrzehnte nach seinem Tod aus dem Nachlass heraus entdeckt.

Wäre Charms ein westeuropäischer Autor gewesen, hätte man sein Werk ohne weiteres dem Dadaismus zugeordnet. Mit dieser antibürgerlichen Bewegung der Zeit zwischen den Weltkriegen teilt Charms das Vergnügen an Unsinn und Absurditäten, am Spiel mit der Sprache und an der Provokation um der Provokation willen.

»Zwischenfälle« versammelt zahlreiche kurze Prosastücke. Einiges kommt als Theaterszene daher, anderes gibt vor, eine Anekdote zu sein, doch alle Stücke laufen stets den Erwartungen zuwider, die man als Leser gewöhnlich mitbringt. Um sich zum Bespiel über die oft gedankenlose öffentliche Verherrlichung Puschkins lustig zu machen, erfindet Charms einfach einige Puschkin-Anekdoten, darunter auch diese:

Puschkin warf gern mit Steinen. Sowie er irgendwo Steine sah, legte er damit los. Manchmal geriet er derart in Fahrt, dass er dastand, rot angelaufen, die Arme schwenkte und mit Steinen warf, einfach schlimm!

Nur für Leser mit Sinn für Unsinn geeignet, für die aber ein absolutes Muss.

Daniil Charms: Zwischenfälle. Aus dem Russischen von Ilse Tschörtner. Sammlung Luchterhand 2049. ISBN: 978-3-630-62049-7. Preis: € 11,00.

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Jahrestage

Der Roman »Jahrestage« von Uwe Johnson ist eines der Meisterwerke der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. Er umfasst einerseits ein Jahr im Leben seiner Protagonistin Gesine Cresspahl vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968, andererseits mehr als 35 Jahre deutscher Geschichte vom Anfang der 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts an. Denn in dem einem Jahr, das die beinahe 1.900 Seiten des Romans beschreiben, erzählt Gesine Cresspahl ihr Leben ihrer Tochter Marie, beginnend mit dem Kennenlernen von Maries Großeltern über die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft bis hinein in die Nachkriegszeit und Gesines Schulzeit im sozialistischen Mecklenburg und weiter.

Viele Leser schrecken vor dieser umfangreichen und stilistisch anspruchsvollen Romanwelt zurück, in die man sich erst über viele Seiten hinweg einlesen muss. Für alle diejenigen, die bislang nicht in das Buch hineingefunden haben, hat Margarethe von Trotta im Jahr 2000 das Wagnis unternommen, diesen Jahrhundertroman in einen Film umzusetzen. Er wurde mit 4 Episoden von je 90 Minuten für die ARD produziert, und es ist mit ihm das Kunststück gelungen, den Geist der Johnsonschen Welt in ein anderes Medium zu transportieren. Das ist nicht zuletzt den großartigen schauspielerischen Leistungen zu danken: In erster Linie natürlich Suzanne von Borsody als Gesine Cresspahl, aber ebenso der jungen Marie Helen Dehorn als ihre Tochter Marie, Matthias Habich als Gesines Vater Heinrich und Axel Milberg als Dietrich Erichson.

Ein Film für Leser, der neugierig auf das Buch macht und einen Einstieg in die Welt des Romans vermitteln kann.

»Jahrestage«. Deutschland, 2000. 2 DVDs, absolut Medien – arte Edition. Länge: ca. 360 Minuten. Sprache: Deutsch. FSK: ab 12 Jahre. Preis: ca. € 24,-.

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Die Blendung

Als Elias Canetti im Jahr 1981 den Literatur-Nobelpreis erhielt, war das nicht nur für ihn eine Überraschung, sondern auch für viele deutsche Leser, denn Canetti war trotz des Erfolgs von »Die gerettete Zunge« (1977) noch weitgehend unbekannt. Erst mit dem Nobelpreis kam der späte, aber verdiente Ruhm.

Canettis Vater war ein erfolgreicher Kaufmann sephardischer Herkunft, und Elias wurde 1905 als ältester Sohn in Bulgarien geboren. Seine Muttersprache war Ladino, und als die Familie 1911 nach England zog, lernte er dort Englisch und Französisch. Als der Vater im Jahr darauf starb, begann die Mutter mit ihren drei Söhnen ein unstetes Leben in Österreich, der Schweiz und Deutschland, wo sich Elias gezwungenermaßen Deutsch als neue Gebrauchssprache aneignete, das er dann schließlich als Schriftsteller zu seiner sprachlichen Heimat machen sollte.

Canetti hat nur einen einzigen Roman geschrieben: »Die Blendung« (1935) ist bis heute weit unbekannter als seine autobiographischen Bücher. Erzählt wird die Geschichte des weltfremden Intellektuellen Peter Kien, eines weltberühmten Sinologen, der in seiner 25.000 Bände umfassenden Privatbibliothek lebt. Schon durch seine Weltfremdheit zur komischen Figur gestempelt, spitzt sich die Lage im Haushalt Kien zu, als eine neue Wirtschafterin, Therese, beschließt, Kien zu heiraten, was ihr aufgrund der zwischenmenschlichen Einfältigkeit Kiens auch leicht gelingt. Erst nach der Hochzeit begreift Kien, dass er sein bisheriges Leben so nicht wird weiterführen können, und geht in die Opposition zu seiner Gattin. Daraufhin wirft ihn Therese kurzerhand aus der Wohnung. Damit beginnt eine Odyssee des zunehmend verwirrten Kien …

Elias Canetti: Die Blendung. Fischer Taschenbuch 696. ISBN: 978-3-596-20696-4. Preis: € 9,95.

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Die Reifeprüfung

Am 8. August hat der Schauspieler Dustin Hoffman seinen 70. Geburtstag gefeiert. Ein schöner Anlass, um an die Anfänge dieses Ausnahme-Schauspielers zu erinnern: »Die Reifeprüfung« und sein Soundtrack von Simon & Garfunkel sind nun 40 Jahre alt und haben damit längst den Status von »Klassikern«. Es war Hoffmans erste Hauptrolle und mit ihr begründete er seinen Weltruhm. Hoffman erinnert sich, wie ihm nach der Premiere der Films die legendäre Hollywood-Kolumnistin Radie Harris voraussagte, dass von nun an in seinem Leben nichts mehr so sein werde wie zuvor.

»Die Reifeprüfung« erzählt die Geschichte des 20-jährigen Benjamin Braddock (Dustin Hoffman), der nach seinem erfolgreichen College-Abschluss ins Haus seiner Eltern zurückkehrt. Er ist ein etwas schüchterner junger Mann, dem seine Zukunft Sorgen macht. Da er aber ein Stipendium für den Besuch der Universität gewonnen hat, veranstalten seine Eltern eine große Willkommensfeier für ihn. An diesem Abend versucht die sehr viel ältere Frau eines Geschäftspartners seines Vaters, Mrs. Robinson (Anne Bancroft), ihn zu verführen. Nach anfänglichem Zögern lässt sich Benjamin auf diese Affäre ein, die bald zum einzigen Inhalt seiner Tage wird. Dramatisch wird die Lage aber erst, als Benjamin von seinen Eltern dazu gedrängt wird, Elaine (Katharine Ross), die Tochter seiner Geliebten, auszuführen und er sich prompt in sie verliebt. Von diesem Augenblick an versucht Mrs. Robinson mit allen Mitteln, eine Liebesbeziehung zwischen den beiden zu vereiteln …

Völlig zu Recht hat Regisseur Mike Nichols mit diesem Meisterwerk 1968 den Oscar für die beste Regie gewonnen.

»Die Reifeprüfung«. USA, 1967. DVD, Kinowelt. Länge: ca. 102 Minuten. Sprachen: Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch. Extras: Interview mit Dustin Hoffman. FSK: ab 12 Jahre. Preis: ca. € 9,–.

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Tristram Shandy

Als vor beinahe zweihundertfünfzig Jahren die ersten beiden Bände des Romans »Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman« erschienen, war ihr Autor Laurence Sterne (1713–1768) ein kleiner Landgeistlicher in Yorkshire, von dem in der Weltmetropole London bis dahin kein Mensch gehört hatte. Und obwohl Kritiker dem Buch eher misstrauisch gegenüberstanden, wurde es in kurzer Zeit ein Bestseller. Es war in London in aller Munde, man erwartete gespannt die folgenden Teile (es sollten bis 1767 insgesamt neun werden), und sehr rasch erfolgten die ersten Übersetzungen ins Deutsche und Französische. Auch auf dem Kontinent wurde das Buch ein großer Erfolg und wurde rasch zum meistgelesenen Buch in Europa neben der Bibel und den Epen Homers. Und obwohl es in Deutschland seitdem immer wieder neu übersetzt wurde, und es keine Zeit gab, in der es nicht im Druck war, ist es auch heute beinahe immer noch ein Geheimtipp.

Dabei ist es wahrscheinlich eines der witzigsten Bücher der Welt. Wie der Titel sagt, erzählt Tristram Shandy dem Leser sein Leben, und er geht dabei mit großer Gründlichkeit vor: Beginnend mit dem Tag seiner Zeugung braucht er immerhin bis zum dritten Band, um zu seiner Geburt zu gelangen. Das liegt daran, dass ihm unterwegs dauernd Abschweifungen einfallen, und so gerät er vom Hundertsten in Tausendste: Immer muss noch eine Geschichte erzählt, noch eine Figur eingeführt, noch ein Detail erklärt werden, bevor Tristram Shandy weitererzählen kann. All das wird mit großem Humor vorgetragen, und der Leser folgt nach wenigen 50 Seiten atemlos den immer neuen Wendungen und Verwerfungen dieses erfundenen Lebens.

Laurence Sterne: Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman. Aus dem Englischen von Michael Walter. Eichborn Verlag, 2006. ISBN: 978-3-8218-0733-1. Preis: € 39,90.

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Ein gutes Jahr

Der britische Bestsellerautor Peter Mayle (»Mein Jahr in der Provence«) und der britische Star-Regisseur Ridley Scott (»Blade Runner«, »Gladiator«) sind Nachbarn. Beide leben in der Provence, und bei der Silvesterfeier 2002/2003 in Mayles Haus unterhielten sie sich über die Erfahrungen, die Briten in Frankreich machen können. Aus diesem Gespräch erwuchs die Idee für Mayles Buch »Ein guter Jahrgang« (2004). Nur wenige Monate nach dessen Erscheinen hat Ridley Scott in der Provence frei nach dieser Vorlage einen Film gedreht: »Ein gutes Jahr«.

Erzählt wird die Geschichte Max Skinners (Russell Crowe), eines ebenso skrupellosen wie erfolgreichen Londoner Börsenmaklers, der gerade eine hoch profitable, aber nicht ganz legale Börsen-Manipulation abgewickelt hat. Da erfährt er, dass sein Onkel Henry (Albert Finney) verstorben ist und ihm sein Weingut in der Provence vererbt hat.

Max fliegt für zwei Tage nach Südfrankreich, um sich den Zustand des Gutes anzuschauen, auf dem er als Kind regelmäßig den Sommer verbracht hat. Er will Haus und Grund rasch zu Geld machen. In London spitzt sich derweil die Lage zu, und als Max aufgrund eines Unfalls seinen Rückflug nach London verpasst, wird er von seinem Chef in Zwangsurlaub geschickt.

Das gibt ihm Zeit, das Haus für den geplanten Verkauf herzurichten. Aber es kommt alles ganz anders: Er befreundet sich mit Francis Duflot (Didier Bourdon), der das Gut bewirtschaftet, verliebt sich in Fanny (Marion Cotillard) und dann taucht wie aus dem Nichts auch noch Henrys uneheliche Tochter Christie (Abbie Cornish) auf …

Eine leichte und unterhaltsame Sommerkomödie.

»Ein gutes Jahr«. USA, 2006. DVD, 20th Century Fox. Länge: ca. 113 Minuten. Sprachen: Deutsch und Englisch. Extras: Kommentar (inkl. Making-of) von Regisseur und Drehbuch-Autor. FSK: o. Altersbeschr. Preis: ca. € 18,–.

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Das Absolutum

Im September 1905 erschien ein Aufsatz Einsteins, in dem der Zusammenhang zwischen Materie und Energie auf die handliche Formel E = mc² gebracht wird. Damit war die Idee geboren, dass Materie vollständig in Energie umgewandelt werden könne, wobei gewaltige Mengen von Energie frei werden. Noch bevor eine technische Anwendung dieser Idee auch nur absehbar war, erschien 1922 ein utopischer Roman von Karel Čapek (1890–1938): »Das Absolutum«. Čapek, unter anderem Miterfinder des Begriffs »Roboter« und Briefpartner Thomas Manns, lässt darin einen Ingenieur das Problem der Materieumwandlung lösen: Er baut eine Maschine, die Materie kontrolliert in Energie umwandeln kann.

Leider stellt sich dabei heraus, dass die Materie aufs Engste mit dem Göttlichem verbunden ist, und da die Materie vollständig verschwindet, wird das in ihr gebundene Göttliche, das Absolutum, frei. Freies Absolutum hat zwei Effekte: Zum einen verwandelt es Menschen, die ihm ausgesetzt sind, in religiöse Eiferer, zum anderen setzt es die göttliche Schaffenskraft in ungebremste Tätigkeit um: Das Absolutum übernimmt die Maschinen aller Fabriken, in denen die neue Energiequelle eingesetzt wird, und produziert so in kürzester Zeit riesige Mengen aller möglichen Güter. Es ist einleuchtend, dass dies binnen Kurzem zum Zusammenbruch der kompletten Weltwirtschaft führt. Zeitgleich verschenken die vom Absolutum bekehrten Bankangestellten alles verfügbare Geld an Arme und Bedürftige – in wenigen Monaten ist das Chaos perfekt …

Dieser kleine satirisch-utopische Roman ist derzeit leider nur antiquarisch erhältlich oder kann in der Stadtbibliothek Solingen ausgeliehen werden.

Karel Čapek: Das Absolutum oder die Gottesfabrik. Suhrkamp Taschenbuch, 1990.

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Ein verhängnisvoller Tag

Briony Tallis ist ein 13-jähriges, phantasievolles und leicht überspanntes Mädchen, das gerne Schriftstellerin werden möchte. Gerade erst hat sie ein kleines Theaterstück fertiggestellt. Da beobachtet sie an einem Vormittag im Sommer 1935 von ihrem Fenster aus eine seltsame Szene zwischen ihrer zehn Jahre älteren Schwester Cecilia und dem Ziehsohn des Hauses, Robbie Turner. Sie reimt sich zwar etwas zusammen, begreift aber nicht wirklich, was zwischen den beiden vorfällt. Dann spielt ihr der Zufall einen diskreten Brief Robbies an Cecilia in die Hand, und noch später am selben Tag überrascht sie die beiden in einer sehr intimen Situation in der Bibliothek des Hauses. All dies verdichtet sich in ihr zu der Vorstellung, Robbie sei ein »Psychopath«. Als sich die Dramatik des Tages darin zuspitzt, dass ihre nur wenig ältere Kusine Lola im nächtlichen Garten überfallen und vergewaltigt wird, ist Briony der festen Überzeugung, dass Robbie der Täter sein müsse. Und so behauptet sie, ihn am Tatort erkannt zu haben.

Ihre Zeugenaussage ruiniert nicht nur Robbies Leben, der für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis kommt und auch dann nur entlassen wird, weil er sich freiwillig zum Militärdienst meldet, sondern auch das ihrer Schwester, die sich von ihrer Familie abwendet, und beinahe auch ihr eigenes. Als sie sich endlich entschließt, ihren Fehler einzugestehen, ist es vielleicht schon zu spät …

Ian McEwan hat mit diesem mehrfach preisgekrönten Roman ein psychologisches Meisterwerk geschrieben. Besonders die Entwicklung von Brionys Missverständnis ist von beispielloser Eindringlichkeit und Klarheit.

Ian McEwan: Abbitte. SPIEGEL Edition Bd. 9. ISBN: 978-3-87763-009-9. Preis: € 9,90.

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Über John Updike

John Updike ist einer der auch in Europa erfolgreichen us-amerikanischen Autoren. Spätestens seit seinem skandalträchtigen Bestseller »Ehepaare« hat er auch in Deutschland eine treue Leserschaft, die jedes neue Buch mit Spannung erwartet. Und das sind nicht wenige: Im Rhythmus von etwa zwei Jahren legt Updike seine umfangreichen Romane dem Publikum vor. Während hierzulande hauptsächlich seine erzählerischen Werke bekannt sind, ist er in seiner Heimat auch als Literaturkritiker und Essayist berühmt.

Pünktlich zum 75. Geburtstag Updikes in diesem Jahr hat der Hamburger Journalist Volker Hage, der sich seit vielen Jahren als Kenner der literarischen Moderne ausgewiesen hat, eine erste deutschsprachige Biographie über Updike vorgelegt. Das schmale Bändchen enthält in Kürze alles Wesentliche über Updike und sein umfangreiches Werk.

Wir lernen Updikes Herkunft aus provinziellen und ärmlichen Verhältnissen kennen, aus denen sich auch sein Fleiß und seine Schreib-Disziplin erklären. Nach dem Studium macht Updike eine Blitz-Karriere als Autor: Die renommierte Zeitschrift »The New Yorker« druckt nicht nur seine ersten Erzählungen, sondern bietet ihm bald auch einen Posten als Redakteur an. Mit »Hasenherz«, dem ersten Band der Rabbit-Tetralogie, begründet Updike dann 1960 seinen Ruf als Romanautor. Aber erst »Ehepaare«, ein Roman über Ehe, Liebe und Sex in der amerikanischen Provinz der 60-er Jahre, macht ihn 1968 beinah über Nacht zu einem weltweit bekannten Schriftsteller. Seitdem hat er mit seinen Büchern die Entwicklung der us-amerikanischen Gesellschaft konsequent und scharfsichtig begleitet.

Volker Hage: John Updike. Rowohlt Verlag, 2007. ISBN: 978-3-498-02989-0. Preis: € 16,90.

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