Wann genau Daniel Defoe geboren wurde, weiß heute keiner mehr, aber es wird vor etwa 350 Jahren in London gewesen sein. An der Wiege hat man ihm nicht gesungen, dass er einst ein weltberühmter Autor werden würde. Defoe, der nach dem Willen des Vaters Geistlicher hätte werden sollen, schlug erst einmal eine Kaufmannskarriere ein. Nach einem großen Bankrott schlug er sich als Essayist und Journalist durch, bis im Jahr 1719 – Defoe war bereits 59 Jahre alt – sein erster Roman erschien, der zugleich der erste englische Roman im modernen Sinne war: Robinson Crusoe.
Die allermeisten Leser kennen von diesem Buch nur den ersten Teil, in dessen Zentrum die 28 Jahre stehen, die Robinson mehr oder weniger allein auf einer Insel verbringt. Nicht so bekannt dürfte hierzulande sein, dass Defoe dem Inselabenteuer einen zweiten Band folgen ließ, in dem Robinson nicht nur als reicher Mann zu seiner Insel zurückkehrt und dort ordnend in einen von Engländern und Spaniern gegründeten Staat eingreift, sondern auch zahlreiche weitere Abenteuer in China, Indien, Persien und Russland erlebt. Defoe hat sogar noch einen dritten Band folgen lassen, der Essays enthält, die vorgeblich aus der Feder Robinsons stammen.
Doch allein schon mit dem Insel-Abenteuer des Robinson Crusoe ist es Defoe gelungen, ein Roman-Genre zu begründen, das sich bis heute ungebrochener Beliebtheit erfreut. Noch immer ist es eine der großen Herausforderungen für den Menschen, ob es ihm – und sei es auch nur in der Phantasie – gelingt, auf sich gestellt und nur mit spartanischen Mitteln ausgerüstet vor der Natur zu bestehen.
Daniel Defoe: Robinson Crusoe. Erster u. zweiter Teil. Deutsch v. Lore Krüger. Aufbau Taschenbuch 2612. ISBN: 978-3-7466-2612-3. Preis: € 11,95.