Mathilde Möhring ist die Titelheldin von Theodor Fontanes letztem Roman. Er hatte ein ersten Entwurf zwar abgeschlossen, ist dann aber während der Überarbeitung gestorben.
Seine Heldin ist eine junge Frau, die zu Anfang des Buches mit ihrer Mutter zusammenlebt. Um sich den Lebensunterhalt zu verdienen, vermieten sie ein Zimmer ihrer Wohnung an Studenten. Mathilde macht sich keine Hoffnungen auf eine Ehe, denn sie ist keine Schönheit, und ihre Mutter kann ihr keine Mitgift mitgeben. Deshalb will sie auch Lehrerin werden.
Doch dann zieht Hugo Großmann bei den Möhrings ein. Hugo ist ein etwas verbummelter Jura-Student, und in ihm erblickt Mathilde ihre Chance auf ein anderes Leben. Sie bringt Hugo auf Trab, sorgt dafür, dass er sein Studium abschließt und ihr einen Heiratantrag macht, und sucht ihm dann eine Stellung.
Hugo wird Bürgermeister von Woldenstein in Westpreußen. Alleine hätte er hier vielleicht eine etwas ärmliche Figur gemacht, aber er hat ja Mathilde. Sie fängt nun an, im verschlafenen Woldenstein Politik zu machen, hat bald beste Beziehungen zum Landrat und bereitet die weitere politische Karriere ihres Mannes vor.
Da nimmt Hugo eines Wintertages an einem Ausflug aufs Eis teil, zieht sich eine Lungenentzündung zu und stirbt. Mit einem Schlag ist Mathildes Rolle auf der politischen Bühne ausgespielt: Ohne ihren Mann zählt sie nichts, wie begabt sie auch immer sein mag. Resigniert muss sie nach Berlin zurückkehren.
Dieser kleine Roman Fontanes schildert ganz ungeschminkt die Gesellschaft seiner Zeit, mag aber auch hier und da noch als Spiegel für unsere eigene Zeit dienen.
Theodor Fontane: Mathilde Möhring. Aufbau Verlag, 1995. ISBN-13: 978-3-7446-5267-7. Preis: € 4,–.