»Lafcadio« ist ein Kinderbuch, das beinahe 50 Jahre alt ist und das verdient hätte, viel bekannter zu sein. Sein Autor Shel Silverstein erzählt in ihm die Geschichte eines jungen Löwen, der nicht wie seine Artgenossen vor den Jägern wegläuft, sondern einem von ihnen kurzerhand das Gewehr abnimmt und ihn auffrisst. Mit dem Gewehr bildet er sich selbst zum Scharfschützen aus und wird daraufhin von einem Zirkusdirektor mit dem Versprechen, ihn mit Marshmallows zu füttern, in die Stadt gelockt.
Dort trifft die junge Raubkatze bei ihrem ersten Ausflug den Erzähler der Geschichte, Onkel Shelby, der ihn zum Friseur begleitet, ihm seinen Schneider empfiehlt und ihn nicht zuletzt zum Essen ausführt, bei dem dann auch die versprochenen Marshmallows serviert werden. Am nächsten Tag bekommt der Löwe seinen Bühnennamen »Der große Lafcadio«, und schon sein erster Auftritt wird eine Sensation. Lafcadio wird zu einer großen Berühmtheit und ein echter Salonlöwe. Onkel Shelby, sein erster und bester Freund, führt ihn in die große Gesellschaft ein, und Lafcadio lässt seine »wilde« Vergangenheit mehr und mehr hinter sich. Natürlich erweist es sich, dass das Leben in menschlicher Gesellschaft auch einen Löwen auf Dauer nicht glücklich macht. Da kommt es gerade recht, dass der Direktor einen Jagdausflug nach Afrika vorschlägt …
Der vielseitige Shel Silverstein (1932–1999) war Schriftsteller, Musiker und Zeichner und hat »Lafcadio« nicht nur geschrieben, sondern auch selbst illustriert. Die deutsche Ausgabe hat das Glück, in Harry Rowohlt einen kongenialen Übersetzer gefunden zu haben.
Shel Silverstein: Lafcadio. Ein Löwe schießt zurück. Aus dem Amerikanischen von Harry Rowohlt. Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuch Verlag, 2004. ISBN: 978-3-596-85140-9. Preis: € 11,90.