Düsseldorf hat zwei Literaten hervorgebracht, die den Vornamen Harry trugen: Der eine ist unter seinem späteren christlichen Taufamen berühmt geworden und lange ein ungeliebter Sohn seiner Heimatstadt geblieben: Heinrich Heine. Die Schriften des anderen stehen seit Jahrzehnten an der Grenze zum Vergessen, schaffen es aber doch immer wieder, im Druck zu bleiben. Die Rede ist von Hermann Harry Schmitz (1880–1913). Schmitz wurde als Sohn eines Düsseldorfer Fabrikdirektors geboren, aber schon als Schüler aus der bürgerlichen Laufbahn herausgeworfen, als ihn die Tuberkulose zwang, die Schule für einen längeren Kuraufenthalt auf Korsika zu verlassen. Von seinem Vater in eine ungeliebte kaufmännische Lehre gezwungen, fing Schmitz ab dem Jahr 1906 an, sich als Autor kurzer, satirischer Texte zu etablieren. Die wenigen Jahren, die ihm blieben, verbrachte er als Dandy in seiner Heimatstadt, wo er nicht nur durch seine Satiren und Reisebeschreibungen bekannt war, sondern sich auch als beliebter Conférencier einen Namen machte.
Am bekanntesten dürfte sein »Buch der Katastrophen« sein. In den darin versammelten Texten spielt Schmitz seine Stärke aus, alltägliche Situationen in bis ins Absurde gesteigerte Katastrophen ausarten zu lassen, so etwa die erste Schwangerschaft im bürgerlichen Haushalt der Beckers, die von drei Tanten, drei Ammen und den modernen Gerätschaften zur Säuglingspflege in den Wahnsinn getrieben werden. Oder ein prächtiges Buch, der Stolz einer kleinen Familie, das verliehen wird und auf diesem Weg die ganze Familie ins Unglück stürzt. Eine hoch amüsante Lektüre für Freunde des absurden Humors.
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Insel Taschenbuch 3186. ISBN: 978-3-458-34886-3. Preis: € 7,50.