Als »Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten« von Robert M. Pirsig 1974 erschien, hatten es zuvor 121 Verlage abgelehnt. Das ist ein Weltrekord für einen späteren Bestseller, wie auch das Guinness-Buch der Rekorde anerkennt. Daher waren sowohl der Autor als auch der Verleger überrascht, dass sich das Buch zuerst zum Best- und anschließend zum Longseller entwickelte. Bis heute sind weltweit mehr als fünf Millionen Exemplare des Buchs verkauft worden, und es wurde rasch in alle bedeutenden Literatursprachen übersetzt. Allerdings sollte der Leser trotz des Titels nicht allzu tiefe Einsichten in den japanischen Zen-Buddhismus erwarten: Das Buch ist zur einen Hälfte autobiografische Erzählung, zum anderen ein breit angelegter philosophischer Essay, den Pirsig bewusst so geschrieben hat, dass er auch für philosophische Laien verständlich ist. Den erzählerischen Rahmen bildet eine Motorrad-Tour, die Pirsig zusammen mit seinem ältesten Sohn Chris und zwei Bekannten durch den Nordwesten der USA unternimmt. Während der langen Fahrten kreisen die Gedanken des Erzählers immer wieder um Themen wie Geduld, Aufmerksamkeit, Sorgsamkeit, Konzentration und Geläufigkeit. Gleichzeitig erfährt der Leser aber auch Pirsigs frühere Lebensgeschichte, die in einer Einweisung in eine psychiatrische Anstalt gipfelt.
Pirsig hatte mit dieser Mischung von Themen offenbar einen Nerv der 70-er Jahre getroffen. Aber auch heute noch sind seine Gedanken zu Technik und dem richtigen Umgang mit ihr höchst aktuell und lesenswert. Ein Buch zum Entdecken und Wiederlesen.
Robert M. Pirsig: Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten. Fischer Taschenbuch 2020. ISBN: 978-3-596-22020-5. Preis: € 9,95.