Diktate über Sterben und Tod

Am 19. Dezember 1981 bekam der 56-jährige Schweizer Jurist Peter Noll eine schlimme Diagnose gestellt: Blasenkrebs in fortgeschrittenem Stadium. Er war damals ordentlicher Professor für Strafrecht in Zürich, ein angesehener, wenn auch nicht immer bequemer Kollege, befreundet mit zahlreichen Künstlern und Schriftstellern, darunter auch Max Frisch. Nach einer Konsultation mit seinem Arzt, trifft Noll sehr rasch eine überraschende Entscheidung: Er wird sich nicht operieren lassen, selbst wenn sich eine solche Operation als möglich erweisen sollte. Er ist nicht bereit, die mit der Therapie einhergehende Einbuße an Selbstbestimmung und Lebensqualität hinzunehmen. Er will seine letzten Tage würdevoll, bewusst und so selbstständig wie möglich verleben, auch wenn das bedeutet, dass er nur noch wenige Monate zu leben haben wird. Am 28. Dezember beginnt er auf Vorschlag von Max Frisch ein Tagebuch, dass seine letzten Lebensmonate und sein Sterben dokumentiert. Am 9. Oktober 1982 stirbt Peter Noll nach einer kurzen Agonie. Sein Tagebuch ist erstmals 1984 erschienen.

Natürlich ist es außergewöhnlich, dass sich in unserem medizinischen Zeitalter ein Todkranker gegen eine Behandlung und für seinen Tod entscheidet. Wirklich erstaunlich aber ist, wie gelassen und ruhig Peter Noll mit dieser allen Menschen bevorstehenden Erfahrung umgeht. Seine lebenslange Auseinandersetzung mit seinem christlichen Glauben bildet die Grundlage dieser Gelassenheit. Ein Buch für alle, die bereit sind, sich mit der unumgehbaren Endlichkeit unserer Existenz auseinanderzusetzen.

Peter Noll: Diktate über Sterben und Tod. Piper Taschenbuch 5723. ISBN: 978-3-492-25723-7. Preis: € 9,95. Dieser Titel kann in der Stadtbibliothek Solingen über die Bergisch-Bib entliehen werden.