Alfred Döblin (1878–1957) wird oft nur als Autor eines einzigen Buchs wahrgenommen: Mit »Berlin Alexanderplatz« hatte Döblin 1929 den ersten bedeutenden deutschsprachigen Großstadtroman geliefert, beeinflusst einerseits von James Joyces »Ulysses« und John Dos Passos’ »Manhattan Transfer«, andererseits von Erzähltechniken der italienischen Futuristen. Die Geschichte des Franz Biberkopf, der nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis versucht, ein »guter Mensch« zu werden, wurde auch mehrfach verfilmt, zuletzt von Rainer Werner Fassbinder als über 15-stündiger TV-Mehrteiler.
Döblin musste 1933 vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen und erreichte über die Schweiz, Frankreich und Portugal schließlich die USA. In den Jahren des Exils entstand unter schwierigen Verhältnissen der umfangreiche Romanzyklus »November 1918«, der auf etwa 2.300 Seiten das Ende des Ersten Weltkriegs und die Zeit des Umbruchs vom deutschen Kaiserreich zur Weimarer Republik beschreibt. Döblin verfolgt in den vier Romanen des Zyklus die Schicksale eines Ensembles, das Figuren von der die politische Führung der entstehenden Republik bis hin zum Berliner Proletariat, von der militärischen Führung bis zum versehrten Kriegsheimkehrer, vom unpolitischen Intellektuellen bis zum politischen Agitator umfasst. Die Handlung präsentiert dabei sowohl konkreten Lebensalltag dieser Umbruchzeit als auch die historische Entwicklungen und politischen Entscheidungen, die diese Zeit geprägt haben. »November 1918« wurde auf diese Weise ein außergewöhnlich lebendiger und anschaulicher Roman über eine der spannendsten Phasen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Alfred Döblin: November 1918. Eine deutsche Revolution. 4 Bde. dtv 59030. ISBN: 978-3-423-59030-3. Preis: € 68,00. Dieser Titel kann in der Stadtbibliothek Solingen über die Bergisch-Bib entliehen werden.