Meyer Landsman ist ein alternder, etwas heruntergekommener Beamter der Mordkommission von Sitka in Alaska. Er ist geschieden, hat ein Alkoholproblem und steht außerdem unmittelbar davor, seinen Job zu verlieren. Da wird er eines Tages in dem Hotel, in dem er wohnt und das auch schon bessere Tage gesehen hat, vom Portier gebeten, sich einen anderen Gast anzuschauen, der offensichtlich ermordet worden ist. Er nannte sich Emanuel Lasker, schien drogensüchtig und Schachspieler zu sein. Meyer Landsman nimmt zusammen mit seinem Kollegen Berko Shemets die Untersuchung des Falles auf und entdeckt bald, dass der vorgebliche Lasker in Wirklichkeit Mendel Shpilman hieß und der Sohn eines der einflussreichsten Rabbiner von Sitka war.
Spätestens an dieser Stelle muss die Besonderheit dieses Kriminalromans erwähnt werden: Autor Michael Chabon lässt seine Geschichte in einem jüdischen Distrikt in Alaska spielen. Sein Sitka ist seit 60 Jahren von Juden bewohnt und verwaltet worden. Im Gegensatz zu der uns bekannten Weltgeschichte verläuft die in Chabons Roman deutlich anders: Die US-Amerikaner habe während des Zweiten Weltkriegs in bedeutendem Umfang jüdische Flüchtlinge aus Europa aufgenommen und in Alaska angesiedelt. Der Staat Israel dagegen ist bereits 1948 im Krieg gegen die Araber wieder untergegangen. Sitka ist daher das einzige zusammenhängende jüdische Siedlungsgebiet. Dort lebt eine Gemeinschaft mit eigener Kultur und Sprache, eigenen Sitten und Gesetzen.
Chabon ist mit dieser alternativen Weltgeschichte ein ganz außergewöhnlicher Wurf gelungen, der aus einem eher traditionellen Kriminalroman ein überraschendes Leseabenteuer macht.
Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten. dtv 13793 ISBN: 978-3-423-13793-5. Preis: € 9,90. Dieser Titel kann in der Stadtbibliothek Solingen über die Bergisch-Bib entliehen werden.