Vor 50 Jahren, am 21. Dezember 1958, starb in Los Angeles, im amerikanischen Exil, der deutsche Schriftsteller Lion Feuchtwanger. Zu seinen Lebzeiten gehörte er zu den meistgelesenen deutschen Schriftstellern sowohl in den USA als auch in Russland. Als Jude war er Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung und lebte von 1932 an im Ausland, nach abenteuerlicher Flucht aus Europa ab 1941 in den USA. Neben einigen bedeutenden Zeitromanen lag sein schriftstellerisches Hauptgewicht auf den historischen Romanen.
»Die Jüdin von Toledo« (1955) handelt zur Zeit des Hochmittelalters im zum Teil moslemisch besetzten Spanien. Im Zentrum steht die legendenhafte Affäre des kastilischen Königs Alfonso VIII. mit einer Jüdin, im Volksmund »La Fermosa«, die Schöne, genannt. Dieses Thema ist bereits seit dem 16. Jahrhundert in Balladen, Theaterstücken und Erzählungen ausgiebig behandelt worden. Das Verdienst von Feuchtwangers Bearbeitung des Stoffes ist es, die tragische Liebesgeschichte in einen konkreten historischen Rahmen einzustellen. Sein Alfons VIII. verliebt sich in die Tochter seines jüdischen Ministers und Finanzberaters Jehuda Ibn Esra. Der willigt in diese Affäre ein, weil er glaubt, den König so besser vom verderblichen Kriegshandwerk abhalten zu können. Doch als sich der König in seine Liebe zur Fermosa verliert, wächst die Eifersucht seiner Frau, Eleonora, Tochter des englischen Königs Heinrich II. Sie beginnt nun alle Hebel in Bewegung zu setzten, um ihren Mann in einen erneuten Krieg gegen die Mauren zu stürzen, in der Hoffnung, dass er auf dem Schlachtfeld seine schöne Jüdin vergessen werde.
Lion Feuchtwanger: Die Jüdin von Toledo. Aufbau Taschenbuch 5638. ISBN: 978-3-7466-5638-0. Preis: € 9,95.