Am 16. September jährt sich der Geburtstag von Friedrich Torberg (bürgerlich Friedrich Kantor) zum 100. Mal. Torberg war Sohn einer österreichisch-tschechoslowakischen Familie, wurde in Wien geboren, wo er auch den Großteil seines Lebens zubrachte. Zwischen den beiden Weltkriegen arbeitete er als Journalist, Schriftsteller, Theaterkritiker und Übersetzer, floh dann vor den Nationalsozialisten über die Schweiz und Frankreich in die USA, wo er sich in Hollywood als Drehbuchautor verdingte. 1951 kehrte er als US-amerikanischer Staatsbürger nach Wien zurück und nahm seine publizistische Tätigkeit wieder auf. Neben seinen äußerst beliebten Übersetzungen Ephraim Kishons hatte Torberg zwei große Bucherfolge: Seinen Abiturientenroman »Der Schüler Gerber« und seine späte Anekdotensammlung »Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten«.
»Die Tante Jolesch« ist ein Erinnerungsbuch, in dem Torberg die Zeit zwischen den Kriegen in Wien wieder auferstehen lässt. Wie der Untertitel schon sagt, entsteht dieses liebevolle und humorvolle Porträt des Wiener Lebens durch eine Sammlung von Anekdoten, die Torberg selbst erlebt oder erzählt bekommen hat. Dabei entstehen einige unsterbliche Charaktere, so etwa der Kaffeehausbesitzer Neugröschl, der für seinen rabiaten Umgang mit den Gästen berühmt war, oder der Rechtsanwalt Dr. Sperber, der zwar kaum einen Prozess gewann, dafür aber mit seinen Aussprüchen – »Hohes Gericht, mein Mandant verblödet mir unter der Hand!« – Zuhörer, Staatsanwalt und Richter die Lachtränen in die Augen trieb.
Ein hoch amüsantes Büchlein, auch bestens geeignet zur kurzen Lektüre zwischendurch.
Friedrich Torberg: Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten. dtv 1266. ISBN: 978-3-423-01266-9. Preis: € 9,00.