Pnin

»Bekannt ist Lolita – ich bin es nicht.« Mit diesen Worten fasste Vladimir Nabokov in unbeirrbarer Selbsterkenntnis seinen Status als Autor zusammen. 1899 in Petersburg geboren, floh er zusammen mit seiner Familie vor der Oktoberrevolution ins Ausland. Er studierte im englischen Cambridge und zog dann 1922 zu seiner Familie nach Berlin. Hier veröffentlicht er seine ersten Texte auf Russisch. 1934 geht die Flucht weiter: zuerst nach Paris und von dort aus 1940 in die USA. Im selben Jahr erscheint auch sein erster auf Englisch geschriebener Roman: »Das Leben des Sebastian Knight«.

Aber von literarischem Erfolg kann noch lange keine Rede sein. Stattdessen schlägt er sich als akademischer Lehrer für europäische und russische Literatur durch. Nebenher schreibt er weiter. Für sein anspruchsvollstes Projekt, »Lolita«, kann er lange keinen Verleger finden. Als dann der Skandal um dieses Buch Nabokov endlich bekannt machte, setzte gleich das nächste Missverständnis ein: Alle Welt redete nur über »Lolita«, kaum jemand interessierte sich für seine anderen Bücher.

Dabei hatte Nabokov 1957, noch vor dem Einsetzen des Skandals, seinen selbstironischsten Roman veröffentlicht: »Pnin« erzählt die Geschichte eines russischen Emigranten, der als Professor an einer kleinen amerikanischen Universität unterrichtet. Seine persönlichen Erfahrungen, sein mangelhaftes Englisch, sein eingesponnenes Gelehrtentum machen ihn zu einem skurrilen Außenseiter in seiner neuen Heimat. Diesen wundervollen humoristischen Roman hat der Schauspieler Ulrich Matthes in der exzellenten Übersetzung Dieter E. Zimmers komplett eingespielt. Eine Empfehlung für alle Freunde leis-ironischen Humors.

Vladimir Nakobov: Pnin. Gelesen von Ulrich Matthes. Berlin: Audio Verlag, 2002. 6 CDs, ca. 7 Stunden Gesamtspielzeit. Preis: ca. € 25,00.