Marek, ein neunjähriger polnischer Junge, freut sich auf seine Sommerferien: Er soll in diesem Jahr zusammen mit seiner Mutter zum ersten Mal nach Venedig fahren dürfen. Schon seine Großeltern haben die Lagunenstadt mehrfach besucht, und auch sein älterer Bruder hat die Eltern schon dorthin begleiten dürfen. Aber es kommt alles anders, denn es ist der Sommer 1939, und Mareks Mutter ist politisch engagiert und schiebt die Vorbereitungen zur Reise immer wieder hinaus. Als dann auch noch Mareks Vater einen Einberufungsbefehl erhält, wird der Urlaub endgültig abgesagt. Stattdessen fährt Marek mit seiner Mutter in den Süden Polens zu seiner Tante Weronika, die in einer Villa auf dem Land lebt. Hier vergisst Marek schon bald seine Enttäuschung, denn mit der Zeit belebt sich das Haus mehr und mehr: Weitere Tanten fliehen vor dem drohenden Krieg aufs Land, und auch Mareks Kusine Karola und sein älterer Bruder Wiktor treffen ein.
Da entdeckt Marek eines Tages im Keller eine »Quelle«, die einfach aus dem Boden sprudelt; nach und nach füllt sie alle Kellerräume mit Wasser. Und während draußen der Zweite Weltkrieg beginnt und die Straßen mit Flüchtlingen füllt, spielen Marek und seine Familie im Keller Venedig: Sie tragen Tische hinunter, legen Bretter als Stege zwischen sie, stellen Stühle und Sessel auf und verbringen so doch noch einige letzte Urlaubstage »in der Ferne«.
Diese atmosphärisch dichte Erzählung des in München und Warschau lebenden, polnischen Autors Włodzimierz Odojewski steht auf der Auswahlliste des Deutschen Jugendliteraturpreises 2008, sei aber ausdrücklich auch Erwachsenen ans Herz gelegt.
Włodzimierz Odojewski: Ein Sommer in Venedig. Aus dem Polnischen von Barbara Schaefer. München: SchirmerGraf, 2007. ISBN: 978-3-86555-044-6. Preis: € 14,80.