Erzählt wird die Geschichte Clara Molinaris, einer jungen Frau aus reichem Hause, deren Vater am Schwarzen Freitag 1929 sein gesamtes Vermögen verliert und vom Schlag getroffen stirbt. Clara steht nach diesem Tod allein vor dem Nichts. Sie hat nur einen Lebensinhalt: Sie ist Sekretärin und Guter Geist eines jungen Orchesters, in dessen Dirigenten sie ebenso heimlich wie leidenschaftlich verliebt ist. Der allerdings kümmert sich wenig um das Mädchen, nimmt die sich anbietende Affäre zwar so nebenbei mit, verschwendet aber weiter keinen Gedanken an Clara. Stattdessen heiratet er die Tochter des Besitzers der Maschinenfabrik und wird einer der reichsten Männer der Stadt. Auch seine Karriere als Musiker verfolgt er zielstrebig, und bald ist er nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann, sondern auch ein gesuchter und geschätzter Künstler.
Clara heiratet enttäuscht den ersten besten Mann, bekommt mit ihm ein Kind (den Erzähler des Buches) und verfällt zugleich einer immer schwärzer werdenden Depression. Weder ihre Ehe noch ihr Kind können sie aus ihrer emotionalen Bindung an den geliebten Dirigenten lösen. Jahrelang lebt sie mit Selbstmordgedanken und ihre psychische Krise steigert sich soweit, dass sie schließlich in eine Klinik eingewiesen werden muss …
Urs Widmer hat mit diesem kleinen Buch entlang von wirklichen Ereignissen und Erlebnissen, seiner eigenen Mutter und ihrer Liebe zu dem Dirigenten Paul Sacher ein janusköpfiges Denkmal gesetzt. Vier Jahre später hat er es um ein Buch über seinen Vater ergänzt, das ich in der nächsten Woche hier vorstellen werde.
Urs Widmer: Der Geliebte der Mutter. detebe 23347. ISBN: 978-3-257-23347-6. Preis: € 8,90.