Vittorio Kowalski wird bei »Wetten, dass..?« Wettkönig, weil er für jeden einzelnen Tag der vergangenen 15 Jahre das Wetter kennt, das in einem kleinen Alpendorf geherrscht hat. Es ist das Dorf, in dem er als Junge zusammen mit seine Eltern viele Jahre Urlaub gemacht hat. In dem Jahr, in dem sich aus einer Kinderfreundschaft mit Anni eine erste Liebe entwickelt, reisen die Eltern vorzeitig ab und fahren anschließend nie wieder in diesen Ort. Vittorio glaubt, dies sei seine Schuld, denn während er sich mit Anni in einer Hütte geliebt hat, ist draußen im Unwetter Annis Vater ums Leben gekommen.
Voller Schuldgefühle bricht er zwar den äußeren Kontakt ab, hält ihn aber innerlich aufrecht, in dem er das Wetter im Dorf Tag für Tag auswendig lernt. Erst durch seinen Auftritt bei »Wetten, dass..?« kommt es wieder zum Kontakt mit Anni, die immer noch im Dorf lebt. Vittorio fährt zu ihr, erfährt von ihrer bald bevorstehenden Heirat und wird auf einem einsamen Spaziergang in genau der Hütte, die damals den beiden Jugendlichen Zuflucht geboten hat, verschüttet. Während der Tage, die er in der Hütte eingeschlossen verbringt, macht er eine Entdeckung, die die vergangenen Ereignisse in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen …
Wolf Haas, der zuvor schon als Krimiautor erfolgreich war, erzählt diese Geschichte auf eine höchst originelle Weise, nämlich als Interview zwischen ihrem Autor und einer Journalistin. Dadurch steht weniger die Liebesgeschichte als vielmehr der Prozess des Schreibens im Mittelpunkt. Nur Stück für Stück erfährt der Leser den Inhalt des in Wirklichkeit ungeschriebenen Romans um Vittorio Kowalski.
Wolf Haas: Das Wetter vor 15 Jahren. Hamburg: Hoffmann und Campe, 2006. ISBN: 978-3-455-40004-5. Preis: € 18,95.