Über die Tätigkeit der Index-Kongregation, der vatikanischen Zensurbehörde, war der Öffentlichkeit jahrhundertelang kaum etwas bekannt. Als der Vatikan dann 1998 seine Archive einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machte, konnten Kirchenhistoriker erstmals auch einen Blick in deren Akten werfen und sich einen Eindruck von den Verfahrensweisen und den verhandelten Fällen verschaffen. Von zahlreichen Verfahren wusste man bis dahin nichts, da nur dann, wenn ein Buch schließlich verboten wurde, eine entsprechende Eintragung im Index librorum prohibitorum, dem Verzeichnis der verbotenen Bücher, auftauchte.
Hubert Wolf, renommierter Kirchenhistoriker, leitet eine Arbeitsgruppe, die seit vielen Jahren damit beschäftigt ist, die Akten der katholischen Zensurbehörde zu sichten, zu edieren und zum Druck zu befördern. Er hat mit seinem Buch »Index« eine erste auch für den Laien lesbare Darstellung der fast 400-jährigen Tätigkeit der Index-Kongregation geschrieben.
Das Buch hat zwei Teile: Der erste enthält eine Überblicksdarstellung der Geschichte des Index von seiner Entstehung im 16. Jahrhundert als Reaktion auf die Erfindung des Buchdrucks bis hin zu seiner Aufhebung im Jahr 1966. Der zweite Teil stellt exemplarisch neun Verfahren vor, von denen sich vier mit belletristischen Schriftstellern befassen (Knigge, Heine, Beecher Stowe und Karl May), während die anderen Fälle theologische bzw. kirchenhistorische Schriften betreffen. An diesen Beispielen führt Wolf mit großer Sorgfalt die Vorgehensweisen, Argumentationen und Einflüsse vor, die die Verfahren geprägt haben – eine detaillierte historische Spurensuche in den geheimen Akten des Vatikans.
Hubert Wolf: Index. Der Vatikan und die verbotenen Bücher. Beck’sche Reihe 1749. ISBN: 978-3-406-54778-2. Preis: € 12,95.