Germinal

Émile Zolas (1840–1902) umfangreicher Roman »Germinal« gilt wohl zu Recht als sein Meisterwerk. Er ist ein Teil des 20-bändigen »Rougon-Marquart«-Zyklus, hängt aber mit den anderen Romanen nur lose zusammen.

Zola erzählt die Geschichte eines Bergarbeiter-Streiks in Nordfrankreich in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts. Dabei ist das erste Drittel des Romans der Schilderung der schier unglaublichen Verhältnisse gewidmet, unter denen die Bergarbeiter zu leben gezwungen sind: Im Zentrum steht die Familie Maheu, die mit drei Generationen vom Großvater bis zu den Enkeln für die Bergwerksgesellschaft arbeitet und dennoch kaum in der Lage ist, das Nötigste für den Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Sie leben buchstäblich in der beständigen Angst vor dem Verhungern. Zugleich reduziert die Gesellschaft die ohnehin kärglichen Löhne, um in einer Krise ihre Verluste zu minimieren. Als ein neues System der Abrechnung eingeführt wird, das verdeckt die Löhne noch einmal verringert, kommt es zuerst zum Streik, dann – angesichts der durch den Streik noch verschärften Not – zu Sabotagen und schließlich auch zur blutigen Auseinandersetzung zwischen den Streikenden und dem herbeigerufenen Militär. Und das ist noch nicht das Ende …

Zolas Roman zeichnet sich vor allem durch exakte Milieu-Schilderungen aus, was das Leben sowohl der Arbeiter als auch der Inhaber und leitenden Angestellten der Bergwerksgesellschaft angeht. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen werden erstaunlich genau beschrieben, und Zola lässt auch jene Bereiche nicht aus, die seine feinfühligen Zeitgenossen sicherlich lieber nicht zur Kenntnis genommen hätten.

Émile Zola: Germinal. Insel Taschenbuch 720. ISBN-13: 978-3-458-32420-1. Preis: € 12,50.