Verklärte Nacht

Libuše Moníková, 1945 in Prag geboren, hat von 1971 bis zu ihrem viel zu frühen Tod im Jahr 1998 in Deutschland gelebt. Sie hat einige Jahre in Kassel und Bremen deutsche Literatur gelehrt, später als freie Schriftstellerin in Berlin gewohnt. Libuše Moníková hat auf Deutsch geschrieben. Mit dem Roman »Die Fassade«, für den sie 1987 den Alfred-Döblin-Preis erhielt, hatte sie ihren literarischen Durchbruch, blieb aber dennoch bis heute ein »Geheimtipp«.

»Verklärte Nacht« ist ein kurzes Buch von knapp 150 Seiten, das letzte, das Moníková noch beenden konnte. Es ist in zweifacher Hinsicht eine Liebesgeschichte: Im Zentrum der Handlung steht die alternde Tänzerin Leonora Marty. Sie ist als junge Frau aus Prag in den Westen gegangen und hat dort Karriere gemacht. Nach der »samtenen Revolution« von 1989 ist sie voller Heimweh nach Prag zurückgekehrt, aber das Prag ihrer Kindheit findet sie nicht wieder. Sie ist einsam und isoliert, auch verbittert und voller Vorurteile gegen Landsleute wie Touristen. Da taucht eines Tages wie aus dem Nichts ein deutscher Fan, Thomas Asperger, in ihrem Leben auf. Gleich bei der ersten Begegnung landen die beiden gemeinsam in der winterlichen Moldau. Leonora holt sich eine schwere Erkältung und wird von Thomas gesund gepflegt. Natürlich findet Leonora auch diesen Deutschen erst einmal gänzlich unerträglich …

Zugleich ist das Buch aber auch eine Liebeserklärung an Prag: Keine Straße, zu der Moníková keine Anekdote einfiele, kein Platz, der nicht seine Geschichte hätte, kein Ort ohne Bedeutung, kein Augenblick ohne Erinnerungen. Beinahe ist das kleine Buch ein Prager Reiseführer geworden, der uns ganz nebenbei auf eine Tour durch die reiche tschechische Kulturgeschichte mitnimmt.

Libuše Moníková: Verklärte Nacht. dtv Taschenbuch 13542. ISBN-13: 978-3-423-13542-9. Preis: € 9,50.

2 Gedanken zu „Verklärte Nacht

  1. Verklärte Nacht – dieses Buch stand nun schon ein paar Jahre in meinem Bücherregal und wartete auf mich. Diese Kolumne motivierte mich endlich zum Lesen und mein Eindruck ist etwas zweigeteilt. Die ersten 90 Seiten waren mir zu sehr von Einschüben und Rückblenden unterbrochen. Die Plätze und Erinnerungen daran kann ich schwer teilen, meine rudimentären Erinnerungen an Prag sind von abendlichem Gold. Aber dann konnt dieser unglaubliche Asperger ins Spiel und schafft es, auch mich zum Lachen zu bringen. Mit dem würde ich auch gerne in die Moldau fallen! 😉
    Kann man hier denn keine Sternchen geben? Ich gäbe fünf Stück! 😉

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