Frans de Waal schreibt seit 15 Jahren Bestseller über Menschenaffen (»Wilde Diplomaten«, »Der gute Affe«, »Der Affe und der Sushi-Meister«). Seinen Erfolg verdankt er in erste Linie seinem Talent, komplexe Zusammenhänge in einer klaren, auch dem Laien verständlichen Sprache darzustellen. Wie abstrakt auch immer sein Thema zu sein scheint, ihm gelingt es scheinbar mühelos, es mit einer passenden Geschichte aus seinem lebenslangen Umgang mit Primaten und anderen Affen zu illustrieren ohne zu simplifizieren. Frans de Waal ist ein Erzähler, der in jedem Fall seiner direkten Erfahrung mehr vertraut als jeder noch so ausgefeilten Theorie. In seinem neuen Buch stehen gleich drei Primatenarten im Zentrum seines Interesses: Schimpansen, Bonobos und der Mensch.
De Waal versucht dabei nicht, ein Buch über den Menschen schlechthin zu schreiben, sondern er betrachtet die menschliche Gesellschaft bewusst aus der Perspektive eines Primatologen. Und er erkennt vieles wieder – und wir mit ihm. Natürlich unterscheiden wir uns deutlich von Schimpansen und Bonobos, aber doch wieder nicht so grundsätzlich, dass wir uns nicht in de Waals Erzählungen widergespiegelt fänden.
Selbst wenn wir einige der Schlussfolgerungen de Waals nicht teilen wollen, ist das Buch eine anregende und horizonterweiternde Lektüre. Und wenn es am Ende auch nicht unseren Blick auf den Menschen verändert haben sollte, so werden wir doch auf jeden Fall den komplexen sozialen Fähigkeiten von Schimpansen und Bonobos einen neuen Respekt entgegenbringen. Das allein ist die Lektüre wert.
Frans de Waal: Der Affe in uns. Warum wir sind, wie wir sind. Aus dem Amerikanischen von Hartmut Schickert. München: Hanser, 2006. ISBN-13: 978-3-446-20780-6. Preis: € 24,90.