Wenn jemand versuchen würde, die langweiligsten Dinge aufzuzählen, über die man ein Buch schreiben kann, so würde sich – falls derjenige überhaupt darauf käme – das Lesen eines Lexikons mit Sicherheit ziemlich weit oben auf der Liste befinden. Zu Unrecht, wie uns das Buch »Britannica & ich« von A. J. Jacobs beweist.
Jacobs ist ein amerikanischer Journalist, der sich vor einigen Jahren dazu entschlossen hat, die Encyclopaedia Britannica komplett durchzulesen. Die Britannica ist das bedeutendste englischsprachige Lexikon; sie hat 32 Bände mit zusammen etwa 33.000 Seiten und 65.000 Stichwörtern – einige davon mit buchlangen Artikeln. Und Jacobs hat diesen Papierberg in 15 Monaten bewältigt. Er gibt offen zu, nicht jede Seite mit der gleichen Aufmerksamkeit gelesen zu haben, aber immerhin hat er sie alle gelesen.
So weit, so verrückt. Das wunderbare aber ist, dass es Jacobs gelungen ist, in seine Lektüre zu einer spannenden, witzigen und oft skurrilen Geschichte zu verarbeiten: Von A bis Z folgen wir ihm auf einem abenteuerlichen Weg durch einen Dschungel des Wissens. Wir erleben mit, wie ihn Freunde und Arbeitskollegen zuerst etwas irritiert von der Seite anschauen, schließlich aber beginnen, ihn ernst zu nehmen. Wir verfolgen gespannt seinen Versuch, in der amerikanischen Version von »Wer wird Millionär?« sein Wissen in bares Geld umzumünzen. Und wir freuen uns mit ihm, als – ganz unabhängig von der Lektüre – nach langer Zeit seine Frau endlich schwanger wird und Jacobs Lektüre plötzlich eine väterliche Perspektive bekommt. – Ein ungewöhnliches und amüsantes Buch!
A. J. Jacobs: »Britannica & ich«. Aus dem Amerikanischen von Thomas Mohr. List, 2006. 427 Seiten. ISBN 13: 978-3-471-79513-2. Preis: € 19,95.