Als sich Samuel L. Clemens, der unter seinem Pseudonym Mark Twain schon berühmt war, hinsetzte, um eine Fortsetzung zu seinem erfolgreichen Roman »Die Abenteuer von Tom Sawyer« zu schreiben, war ihm wahrscheinlich selbst nicht klar, dass er damit sein Meisterwerk schaffen würde. Während sich der »Tom Sawyer« aus Twains Jugenderinnerungen speiste und deshalb in weiten Teilen zur Idylle geriet, war die Perspektive in »Huckleberry Finn« die eines kritischen und spöttischen Erwachsenen.
Im Gegensatz zu Tom Sawyer, der bei seiner Tante Polly in behüteten Verhältnissen aufwächst, ist sein Freund Huckleberry Finn der Sohn eines wüsten und grausamen Trunkenbolds. Deswegen reißt Huck auch eines Tages von zu Hause aus und versteckt sich auf einer Mississippi-Insel, wo er dem geflüchteten Negersklaven Jim begegnet. Der eine auf der Flucht vor der bürgerlichen Ordnung, der andere auf der vor dem Gesetz, verbünden sie sich und reisen gemeinsam auf einem Floß den Mississippi hinab.
»Die Abenteuer von Huckleberry Finn« ist ein Buch voller Sehnsucht nach einem Leben in Freiheit und Gerechtigkeit, das es nur noch auf dem Fluss zu geben scheint. Und es schildert auch das Scheitern dieser Sehnsucht an einer nur auf ihren eigenen Vorteil bedachten Welt. Und darüber hinaus ist es großartig erzählt! Kein Wunder, dass dieser Roman großen Einfluss auf so verschiedene Autoren wie etwa Sherwood Anderson, Ernest Hemingway oder Jerome D. Salinger gehabt hat.
Mit »Alles über Huckleberry Finn« legte der Europa Verlag im Jahr 2001 die ultimative deutsche Ausgabe vor: Der reich illustrierte und kommentierte, großformatige Band enthält auf 610 Seiten neben einer umfangreichen Einführung von Herausgeber Michael P. Hearn die derzeit beste deutsche Übersetzung von Friedhelm Rathjen. – ISBN: 3-203-83535-5, Preis: € 39,90.