Als der Philosoph Arthur Schopenhauer am 21. September vor 150 Jahren starb, hinterließ er eine bedeutende Menge von Notizen. Die frühesten stammen bereits aus dem Jahr 1804, als Schopenhauer gerade einmal 16 Jahre alt war und noch einer Kaufmannslehre in Danzig nachging. Darunter fand sich auch eine weitgehend ausgearbeitete Schrift über die Kunst des Streitens, genauer: über die Kunst, Recht zu behalten. Schopenhauer nannte dieses kleine Lehrbuch, das 38 argumentative Kniffe aufführt, »Eristische Dialektik« – eristisch nach der altgriechischen Göttin der Zwietracht, Eris, und Dialektik als Bezeichnung für die Kunst des Argumentierens.
Die Grundidee des Büchleins ist es, jene rhetorischen Tricks zu lehren, mit denen gute Redner in der Lage zu sein scheinen, immer im Recht zu bleiben, so sehr ihnen ihr Gegenüber auch zusetzt. Schopenhauer nennt zwei Gründe, warum jeder, der diskutiert, diese Kniffe kennen sollte: Zum einen, um ihre Anwendung gegen einen selbst zu erkennen und den Kniff entlarven zu können. Zum anderen aber auch, damit man selbst seinen Standpunkt nicht vorschnell aufgeben muss, bloß weil einem im Augenblick nicht das richtige Argument einfällt. Man kann also versuchen, auch gegen die scheinbar stärkeren Argumente vorerst Recht zu behalten, in der Hoffnung, dass einem das bessere Argument später doch noch einfallen wird.
Dass dieser letzte Grund moralisch etwas fragwürdig ist, hat Schopenhauer vielleicht davon abgehalten, das Büchlein zu veröffentlichen. Nichtsdestotrotz ist es zu einer seiner meistgelesenen Schriften geworden.
Arthur Schopenhauer: Eristische Dialektik oder die Kunst, Recht zu behalten. Zürich: Kein & Aber, 2009. ISBN: 978-3-0369-5269-7. Preis: € 9,90. Dieser Titel kann im digitalen Angebot der Stadtbibliothek Solingen als Hörbuch heruntergeladen werden.