Im vergangenen Jahr ist im Inselverlag wohl zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg ein ganz Deutschland umfassender literarischer Führer erschienen. Fred Oberhauser und Axel Kahrs haben, unterstützt von nur wenigen Mitarbeitern, auf 1469 Seiten die literarisch relevanten Orte Deutschlands aufgearbeitet und in aller Kürze dargestellt. Von selbst verstehen sich dabei natürlich Orte wie Berlin, Weimar, München oder Lübeck, die entweder als Kulturzentrum deutschlandweite Bedeutung haben oder als Geburts- oder Lebensort bedeutender Autoren erwähnenswert sind.
Aber auch Solingen findet seinen Platz unter der literarischen Stätten. Gewürdigt werden zum Beispiel der 1828 hier geborene Friedrich Albert Lange, dessen »Geschichte des Materialismus« (1866) auch heute noch relevant ist, oder der Fabrikant Mundartdichter Peter Witte (1876–1949), dessen Denkmal heute noch auf dem Alten Markt zu finden ist. Selbst der nicht mehr oft erwähnte konservative Kunsthistoriker und politische Schriftsteller Arthur Moeller van den Bruck (1876–1925) wird gewürdigt.
Der Aufenthalt Johann Heinrich Jung-Stillings (1740–1817) im Jahr 1762 als Geselle beim Schneidermeister Nagel – er spielte sonntags in der Kirche die Orgel und war so beliebt, dass er mehr Meister als Geselle im Haus war – wird genauso genannt wie die langjährige Tätigkeit Otto Gmelins (1886–1940) als Studienrat in Solingen-Wald.
Sicherlich wird der Lokalhistoriker immer das eine und andere zu ergänzen finden, aber insgesamt ist das Buch eine nahezu unerschöpfliche Fundgrube für alle reiselustigen Leserinnen und Leser.
Fred Oberhauser u. Axel Kahrs: Literarische Führer Deutschland. Frankfurt/M: Insel Verlag, 2008. ISBN: 978-3-458-17415-8. Preis: € 48,00.