Jacob Hansen lebt gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Städtchen Friendship im nordamerikanischen Westen. Er ist verheiratet und hat eine kleine Tochter. In der Gemeinde hat er gleich mehrere Funktionen: Er ist Sheriff, zugleich Bestattungsunternehmer und Totengräber und zudem noch Prediger. Eines Tages wird er zu einem Leichenfund im Wald gerufen, und als er die Leiche in die Stadt bringt, findet er unterwegs auch noch eine desorientierte Frau. Er bringt beide zum Arzt von Friendship, dem rasch klar ist, dass sowohl der Tote als auch die Frau mit Diphtherie infiziert sind. Zu dieser Zeit gab es noch kein Mittel gegen die Erkrankung, und eine Infektion bedeutete in aller Regel ein Todesurteil. Als sei dies allein nicht schlimm genug, ist das kleine Städtchen auch noch durch einen Großbrand gefährdet, der sich aufgrund eines langen, trockenen Sommers unaufhaltsam ausbreitet.
Jacob Hansen ist ein pflichtbewusster Mann, dem der sorgfältige und respektvolle Umgang mit den Toten am Herzen liegt. Die Einwohner von Friendship halten ihn zwar für ein wenig verschroben, aber sie respektieren ihn. Doch kurz nach Ausbruch der Epidemie erkranken kurz nacheinander Hansens Tochter und Frau …
Stewart O’Nan hat mit »Das Glück der anderen« ein ruhiges und eindringliches Porträt eines Einzelgängers geschaffen, der unter schwierigsten Umständen weiterhin seinen Glauben behält und seinen Pflichten nachkommt. Das Buch ist durchgehend in der sehr seltenen Du-Form geschrieben, was eine interessante Spannung von Nähe und Distanz zum Geschehen erzeugt. Ein gelungenes literarisches Experiment.
Stewart O’Nan: Das Glück der anderen. Aus dem Amerikanischen v. Thomas Gunkel. rororo 23430. ISBN: 978-3-499-23430-9.