Am 11. März vor 60 Jahren starb in Santa Monica in Kalifornien einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Heinrich Mann. Er war im Februar 1933, kurz nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, nach Frankreich geflohen. Da er seit langer Zeit den Kommunisten nahegestanden hatte, musste er damals jederzeit mit seiner Verhaftung rechnen. Er lebte zuerst in Südfrankreich und siedelte 1940 in die USA über. Dort wohnte er in der Nähe seines Bruders Thomas, mit dem er in den letzten Jahren wieder eine engere Beziehung hatte.
Als Romanautor stand Heinrich Mann in Deutschland wohl immer im Schatten seines jüngeren Bruders Thomas, obwohl er bereits ein etablierter Autor war, als dessen erster Roman erschien. Im Wesentlichen werden heute – neben seiner immer noch sehr lesenswerten Autobiographie »Ein Zeitalter wird besichtigt« (1946) – von Heinrich Manns zahlreichen Romanen nur noch zwei häufiger gelesen: »Professor Unrat« (1905) und »Der Untertan«, den er bereits im Juli 1914 abgeschlossen hatte, der aber erst 1918 nach dem Ende des Ersten Weltkriegs als Buch erscheinen konnte. Der Roman erzählt vom gesellschaftlichen Aufstieg Diederich Heßlings, eines feigen und obrigkeitshörigen Mitläufers, dessen größter Wunsch es ist, seinem Kaiser Wilhelm II. so ähnlich wie möglich zu sein. Mit großer satirischer Distanz erschafft Heinrich Mann in Heßling den Prototypen des wilhelminischen Bürgers. Das Buch löste bei seinem Erscheinen ein heftige Debatte aus, in der sich auch Thomas Mann gegen seinen Bruder stellte. Es hat bis heute nichts von seinem Witz und seiner satirischen Schärfe verloren.
Heinrich Mann: Der Untertan. Fischer Taschenbuch 90026. ISBN: 978-3-596-90026-8. Preis: € 9,00.