Der alternden Schauspieler Simon Axler gerät in eine tiefe Krise, als ihm seine Fähigkeit der intuitiven Darstellung seiner Rollen abhanden kommt. Dann trennt sich auch noch seine Ehefrau von ihm, und Axler lässt sich in eine psychiatrische Klinik einweisen, da er sich für akut selbstmordgefährdet hält. Allerdings lehnt er alle Hilfsangebote ab: Weder versucht er ernstlich, an den Therapieangeboten der Klinik teilzunehmen, noch geht er auf den Vorschlag seines Agenten ein, mit einem auf solche Krisen spezialisierten Schauspiellehrer zu arbeiten. Stattdessen zieht er sich komplett zurück.
Nach mehreren Monaten Einsamkeit bekommt Axler Besuch von der Tochter zweier Kollegen, Pegeen Stapleford, 25 Jahre jünger als er und eigentlich lesbisch. Sie verführt Axler und beginnt mit ihm eine Affäre, in der es Axler großes Vergnügen bereitet, in Pegeen das zu wecken, was man gemeinhin die feminine Seite nennt: Er kauft ihr Kleider, überredet sie zu einer neuen Frisur usw. Pegeens Eltern reagieren auf die Affäre besorgt: Sie warnen ihre Tochter davor, dass sie sich bald in einer Beziehung zu einem Siebzigjährigen wiederfinden wird, der sie mehr als Pflegerin denn als Partnerin nötig haben wird. Trotz dieses Widerstandes finden die ungleichen Partner ein labiles Gleichgewicht, das erst ins Wanken kommt, als sie sich auf ein sexuelles Experiment einlassen …
Der US-amerikanische Schriftsteller Philip Roth (geb. 1933) legt seine längeren Erzählungen derzeit im Jahresrhythmus vor. Mit »Die Demütigung« ist ihm einmal mehr ein eindringliches Porträt eines alternden Mannes gelungen.
Philip Roth: Die Demütigung. Aus d. Amerikanischen v. Dirk van Gunsteren. München: Hanser, 2010. ISBN: 978-3-446-23493-2. Preis: € 15,90.