Unsere Zivilisation verändert sich mit rasender Geschwindigkeit. Ständig kommen neue Gegenstände in die Welt und auf uns zu, von deren Existenz wir gestern noch nicht nötig hatten zu träumen. Touchscreens, mp3-Player, elektronische Bücher, iPhones, die elektrische Nassrasur und Zahnbürsten mit Bluetooth-Bildschirm. Kurt Tucholsky bemerkte schon 1932, als er das ganze Ausmaß der Entwicklung noch nicht einmal erahnen konnte, völlig richtig: »Man sollte gar nicht glauben, wie gut man auch ohne die Erfindungen des Jahres 2500 auskommen kann!«
Was wir aber über der Flut der Neuerungen leicht vergessen, sind jene Dinge, die verdrängt werden, die Platz machen müssen für die Neuerungen sowohl in unseren Köpfen als auch in den Schränken. Volker Wieprecht und Robert Skuppin, zwei erfolgreiche Radiomoderatoren, haben sich jener verschwindenden Dinge angenommen und ein nostalgisches, leicht sentimentales, aber immer witziges »Lexikon der verschwundenen Dinge« zusammengestellt. Sie gedenken darin solcher Dinge wie dem VW Käfer, dem 2CV und dem R4, der Musik-Cassette und der Hi-Fi-Anlage, dem Telegramm oder dem Paternoster. Aber sie beschäftigen sich nicht nur der Technik: Auch die Missionarsstellung, Lebertran oder gar die »höchste Aufmerksamkeit« sind ihnen Einträge wert. Dass sie sich selbst und ihr Lexikon dabei nicht so sehr ernst nehmen, machen spätestens die Artikel zu Margot Honecker, Haaren – hier können zumindest zahlreiche Männer deren langsames Verschwinden bedauernd bestätigen – oder der »absoluten Mehrheit« klar.
Ein amüsantes Büchlein zum Stöbern, Schmökern und Erinnern.
Volker Wieprecht u. Robert Skuppin: Das Lexikon der verschwundenen Dinge. Berlin: Rwohlt Berlin, 2009. ISBN: 978-3-87134-639-2. Preis: € 17,90.