Roberto Bolaño, geboren 1953 in Chile als Sohn eines LKW-Fahrers, gestorben 2003 im spanischen Exil an Leberversagen, gilt als einer der wichtigsten südamerikanischen Erzähler der Generation nach Julio Cortázar, Garcia Márques und Vargas Llosas. An seinem nachgelassenen Roman mit dem mysteriösen Titel »2666« hat er die letzten fünf Jahre vor seinem Tod gearbeitet. Er wollte, dass die fünf Teile des Romans als getrennte Publikationen erscheinen, da er auf diese Weise hoffte, seine Frau und die beiden gemeinsamen Kinder besser versorgen zu können. Aber die Angehörigen und der Verleger haben sich dennoch entschlossen, die fünf Teile in einem Band drucken zu lassen. Die Übersetzung ins Englische war 2008 in den USA ein großer Erfolg bei Lesern und Kritikern, und auch die deutsche Fassung stand im vergangenen Jahr auf den Bestsellerlisten.
Erzählt werden in den fünf Teilen fünf verschiedene Geschichten, die alle mehr oder weniger direkt mit der fiktiven nordmexikanischen Stadt Santa Teresa zu tun haben. Dort finden ganze Reihen von Frauenmorden statt, die der vierte Teil des Romans ausführlich dokumentiert und die die örtliche Polizei vergeblich aufzuklären versucht. Aber es wird zum Beispiel auch die Geschichte eines US-amerikanischen Journalisten erzählt, der – in Vertretung für einen verstorbenen Kollegen – aus Santa Teresa über einen Boxkampf berichten soll. Oder die der vier Literaturwissenschaftler, die es bei ihrer Suche nach dem geheimnisumwitterten Autor Benno von Archimboldi nach Santa Teresa verschlägt.
Mit knapp 1.100 Seiten ein echtes Leseabenteuer zum Schmökern.
Roberto Bolaño: 2666. Aus dem Spanischen von Christian Hansen. München: Carl Hanser, 2009. ISBN: 978-3-446-23396-6. Preis: € 29,90.