Sibylle Berg (geb. 1962 in Weimar) ist derzeit wahrscheinlich die einzige erfolgreiche, wirklich misanthropische Autorin in deutscher Sprache. Ihr erstes Buch erschien 1997 unter dem hübschen Titel »Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot«. Es erzählt in einer erstaunlich unbarmherzigen und schlanken Prosa vom Leben einer Gruppe junger Leute. Schon in diesem ersten Text war ein ganz eigener Ton zu vernehmen, der Sibylle Berg sofort aus dem Gros der sogenannten jungen Autoren heraushob. Sie publiziert seitdem mit schöner Regelmäßigkeit, neben Romanen und Erzählungen inzwischen auch Theaterstücke, und hat außerdem zwei umfangreiche Bände mit Abschiedsbriefen herausgegeben, einen mit Frauen, einen zweiten mit Männern als Verfasser/innen. Viele Leser werden ihre Texte auch aus der »Zeit« oder der »NZZ« kennen.
Ihr jüngster Roman erschien im letzten Jahr und wurde für den Deutschen Buchpreis 2009 nominiert. Erzählt wird die Geschichte einer Frau in mittleren Jahren, die nach langen Jahren des Menschenhasses endlich einen Mann findet, mit dem sie zusammenleben kann. Nachdem die beiden vier Jahre zusammen sind, unternehmen sie ihre zweite gemeinsame Urlaubsreise nach Hongkong, genauer auf eine kleine Insel vor Hongkong. Dort verschwindet der Mann eines Tages spurlos … Erzählt wird die Geschichte in abwechselnden Kapiteln, die zum einen von den vier Jahre des Zusammenlebens, zum anderen von der Zeit nach dem Verschwinden des Mannes berichten. Beide Erzählstränge vereinigen sich auf den letzten Seiten des Buches.
Ein außergewöhnliches, provokantes und spannendes Buch.
Sibylle Berg: Der Mann schläft. München: Carl Hanser, 2009. ISBN: 978-3-446-23388-1. Preis: € 19,90.