Truman Capote wäre am 30. September 85 Jahre alt geworden. Vor 50 Jahren war er der Star der New Yorker Kulturszene: Der Reihe seiner erfolgreichen Bücher und Drehbücher hatte er mit dem kleinen Roman »Frühstück bei Tiffany« die Spitze aufgesetzt. Dabei war er selbst für New Yorker Verhältnisse eine exotische Erscheinung: Seine – bei aller Eloquenz – auffallende Art zu sprechen, seine offen gelebte Homosexualität, seine Art sich zu kleiden – all das hob ihn aus der Masse heraus.
Auf der Suche nach einem neuen Stoff entdeckte Capote Mitte November 1959 eine kurze Meldung über die brutale Ermordung einer vierköpfigen Familie in Kansas. Kurzentschlossen reist er zusammen mit seiner Jugend-Freundin Harper Lee nach Kansas, um vor Ort zu recherchieren, welche Auswirkungen ein solches Verbrechen auf die Bewohner der Kleinstadt Holcomb hat.
Die Recherche erweist sich als unerwartet ergiebig: Obwohl Capote in Kansas noch mehr heraussticht als in New York, erwirbt er sich rasch das Vertrauen der dortigen Menschen. Nicht zuletzt gelingt es ihm, mit einem der beiden bald gefassten Mörder, Perry Smith, ins Gespräch zu kommen. Capote wird die Geschichte der beiden Mörder in seinem Buch »Kaltblütig« zu einem dokumentarischen Roman verarbeiten, der sein letzter großer Erfolg werden wird.
Regisseur Bennett Miller hat mit »Capote« wiederum die jahrelange Recherche Capotes sorgfältig dokumentiert und Schauspieler Philip Seymour Hoffman hat ein erstaunlich präzises und lebensnahes Porträt des Schriftstellers gezeichnet.
»Capote«. USA, 2005. 1 DVD, Sony. Sprachen: Deutsch, Englisch. Länge: ca. 110 Minuten. Extras: Kommentare von Regisseur, Hauptdarsteller und Kameramann; Making-of. FSK: ab 12 Jahren. Preis: ca. € 9,–.
Ein ausgesprochen subtiler und feinfühliger Film: Am Ende ging es mir, wie Capote selbst: Ich fühlte mit den Mördern und wünschte, sie müssten nicht sterben. Wie fatal und verdreht ich mir vorkam…