Mario Vargas Llosa (geb. 1936) ist einer der populärsten Vertreter der südamerikanischen Literatur. Schon als Schüler begann der Peruaner zu schreiben, arbeitete als freier Journalist für lokale Zeitungen und brachte ein erstes Theaterstück auf die Bühne. Mit dem Roman »Die Stadt und die Hunde« hatte er 1962 seinen Durchbruch als Schriftsteller. Ab den 80-er Jahren wandte sich Vargas Llosa verstärkt der Politik zu, was 1990 in seiner Kandidatur für das Präsidentenamt Perus gipfelte. Er verlor damals die Stichwahl gegen Alberto Fujimori, der im Jahr 2000 wegen Korruptionsvorwürfen sein Amt räumen musste.
»Tante Julia und der Kunstschreiber« (1977) ist wahrscheinlich der humoristischste Roman Vargas Llosas. Sein Held, der 18-jährige Marito, der für einen kleinen Rundfunksender in Lima arbeitet, lernt am selben Tag zwei neue Menschen kennen: Seine geschiedene Tante Julia, in die er sich sofort haltlos verliebt, und den Autor Pedro Camacho, der für den Rundfunksender Radio-Novellas schreibt. Das Buch erzählt in einander abwechselnden Kapiteln einerseits die verwickelte Liebesgeschichte Julias und Maritos, der seine 14 Jahre ältere Tante unbedingt heiraten will, und andererseits Auszüge aus den diversen Radio-Novellas Pedros. Während Marito immer verzweifelter versucht, eine Person zu finden, die bereit ist, ihn mit Julia auch ohne Genehmigung von Maritos Eltern zu verheiraten, verirrt sich Pedro langsam aber sicher in seinen eigenen Geschichten, die er unter hohem Zeitdruck schreibt und die er, je länger sie werden, kaum noch auseinanderhalten kann. Beide Erzählstränge drohen, unaufhaltsam ins Chaos abzugleiten …
Mario Vargas Llosa: Tante Julia und der Kunstschreiber. Suhrkamp Taschenbuch 1520. ISBN: 978-3-518-38020-8. Preis: € 10,00.