Holzfällen

Am 12. Februar vor 20 Jahren ist einer der einflussreichsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts im Alter von nur 58 Jahren verstorben: Thomas Bernhard. Berühmt (und berüchtigt) ist er als Theaterautor geworden, der besonders in seiner langjährigen Zusammenarbeit mit dem Theaterregisseur und Chef des Wiener Burgtheaters Claus Peymann für manch außergewöhnlichen Theaterabend, aber auch für den einen oder anderen Skandal verantwortlich war. In seinem Testament verbot er schließlich die Aufführung seiner Stücke in Österreich, ein Verbot, das inzwischen von seinem Universalerben aufgehoben worden ist.

Wirklich einflussreich war Bernhard jedoch als Erzähler: Ohne dass sich von einer Bernhard-Schule sprechen ließe, kann man doch feststellen, dass eine bedeutende Anzahl junger Schriftsteller an Bernhards Prosa viel gelernt haben. Einige haben später zu einem eigenen Ton gefunden, andere sind im Epigonentum untergegangen.

Eine der bekanntesten Erzählungen Bernhards dürfte »Holzfällen« sein, das 1984 mit dem Untertitel »Eine Erregung« erschienen ist. Das Buch, das aus einem langen Monolog des Ich-Erzählers besteht, der eine kulturelle Abendgesellschaft bei einem Komponisten-Ehepaar durchleidet, sich aber erst spät entschließen kann zu gehen, hat bei seinem Erscheinen einen erheblichen Aufruhr ausgelöst, denn der mit Bernhard bekannte österreichische Komponist Gerhard Lampersberg sah sich und seine Frau in dem Buch boshaft karikiert. Zu dem drohenden Verbot des Buches ist es dann zum Glück nicht gekommen, und so ist uns Lesern diese herrliche, raunzende Erregung eines wirklichen Individualisten erhalten geblieben.

Thomas Bernhard: Holzfällen. Suhrkamp Taschenbuch 1523. ISBN: 978-3-518-38023-9.