Daniel Defoe (ca. 1660-1731) ist außerhalb Englands in der Hauptsache als Autor eines einzigen Buchs bekannt: »Robinson Crusoe«. Er hat erst im Alter von etwa 60 Jahren angefangen, Romane zu schreiben, nachdem er sein Geld zuvor als Händler und Journalist verdient hatte. Auch eine Zeit im Gefängnis hatte er abgesessen, und wurde nach seiner Entlassung von der Regierung als eine Art Geheimagent beschäftigt. Nach dem sehr erfolgreichen »Robinson Crusoe« folgten zahlreiche andere Romane, darunter auch der seit seinem Erscheinen 1722 als unmoralisch und unzüchtig verrufene »Moll Flanders«, der in der Tradition der Schelmenromane eine Bigamistin, Diebin und Prostituierte zur Heldin macht.
Moll Flanders, im Gefängnis von Newgate (London) von ihrer zur Deportation nach Nordamerika verurteilten Mutter geboren, wird der Mutter weggenommen und als Waisenkind herumgereicht, bis sie schließlich mit Zigeunern herumzieht und endlich vom Bürgermeister von Colchester in sein Haus aufgenommen wird. Dort lebt sie halb als Tochter, halb als Bedienstete, und ihr Unglück beginnt, als sich beide Söhne des Hauses sich zugleich in sie verlieben. Sie wird von dem einen verführt, muss aber den anderen heiraten, und als dieser stirbt beginnt ihr außergewöhnliches und abenteuerliches Leben …
Regisseur David Atwood hat 1996 für das englische Fernsehen eine gut besetzte, textgetreue und historisch sorgfältige Verfilmung des Romans erstellt, die ein spannendes und humorvolles Bild vom Leben Ende des 17. Jahrhunderts zeichnet und inzwischen auch auf DVD vorliegt.
»Die skandalösen Abenteuer der Moll Flanders«. GB, 1996. 2 DVDs, Granada. Länge: insg. ca. 189 Minuten. Preis: ca. € 15,-.