Albert Speer muss als eine der zwielichtigsten Personen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts angesehen werden. Als einer der Hauptkriegsverbrecher in Nürnberg angeklagt und zu 20 Jahren Haft verurteilt, ist es ihm nach dem Krieg erfolgreich gelungen, jede Mitwisserschaft am nationalsozialistischen Völkermord an den Juden abzustreiten. Er wurde nach seiner Haftentlassung im Jahre 1966 durch die Veröffentlichung seiner Autobiografie und der sogenannten Spandauer Tagebücher, die seine Erlebnisse und Gedanken während der Haftzeit dokumentieren, zu einem erfolgreichen Autor und gefragten Interview-Partner.
Erst nach seinem Tod 1981 hat sich das Bild Albert Speers deutlich gewandelt: Neuere Forschungen konnten nachweisen, dass Speer die Vertreibung jüdischer Mitbürger aus Berlin aktiv betrieben hat, dass ihm Umfang und Zweck des Vernichtungslager Auschwitz sehr wohl bekannt gewesen sein mussten und dass ihm die Pläne der nationalsozialistischen Führung zur Vernichtung der Juden in Europa vertraut gewesen sind.
Heinrich Breloer hat für die ARD in einem beeindruckenden dreiteiligen Doku-Drama (insgesamt 270 Minuten) die Karriere Speers vom jungen Architekten, der in Hitlers Umfeld Karriere machen will, über seine Position als Reichsminister und den Nürnberger Prozess bis hin zu der 20 Jahre umfassenden Spandauer Gefangenschaft wahrhaftig und minutiös dargestellt.
Die inzwischen vorliegende DVD-Ausgabe ergänzt die drei Teile des Fernsehfilms durch umfangreiche Dokumentationen und Interviews sowie zusätzliche Szenen. Dieses DVD-Paket liefert Geschichtsstunden im besten Sinne.
»Speer und er«. BDR, 2005. 3 DVDs, Eurovideo. Länge: insg. ca. 508 Minuten. Preis: ca. € 15,-.