Im September 1905 erschien ein Aufsatz Einsteins, in dem der Zusammenhang zwischen Materie und Energie auf die handliche Formel E = mc² gebracht wird. Damit war die Idee geboren, dass Materie vollständig in Energie umgewandelt werden könne, wobei gewaltige Mengen von Energie frei werden. Noch bevor eine technische Anwendung dieser Idee auch nur absehbar war, erschien 1922 ein utopischer Roman von Karel Čapek (1890–1938): »Das Absolutum«. Čapek, unter anderem Miterfinder des Begriffs »Roboter« und Briefpartner Thomas Manns, lässt darin einen Ingenieur das Problem der Materieumwandlung lösen: Er baut eine Maschine, die Materie kontrolliert in Energie umwandeln kann.
Leider stellt sich dabei heraus, dass die Materie aufs Engste mit dem Göttlichem verbunden ist, und da die Materie vollständig verschwindet, wird das in ihr gebundene Göttliche, das Absolutum, frei. Freies Absolutum hat zwei Effekte: Zum einen verwandelt es Menschen, die ihm ausgesetzt sind, in religiöse Eiferer, zum anderen setzt es die göttliche Schaffenskraft in ungebremste Tätigkeit um: Das Absolutum übernimmt die Maschinen aller Fabriken, in denen die neue Energiequelle eingesetzt wird, und produziert so in kürzester Zeit riesige Mengen aller möglichen Güter. Es ist einleuchtend, dass dies binnen Kurzem zum Zusammenbruch der kompletten Weltwirtschaft führt. Zeitgleich verschenken die vom Absolutum bekehrten Bankangestellten alles verfügbare Geld an Arme und Bedürftige – in wenigen Monaten ist das Chaos perfekt …
Dieser kleine satirisch-utopische Roman ist derzeit leider nur antiquarisch erhältlich oder kann in der Stadtbibliothek Solingen ausgeliehen werden.
Karel Čapek: Das Absolutum oder die Gottesfabrik. Suhrkamp Taschenbuch, 1990.