»Es ist über Shakespeare schon so viel gesagt, dass es scheinen möchte, als wäre nichts mehr zu sagen übrig«, schreibt Goethe bereits im Jahr 1813. Aber auch danach noch ist eine schier unübersehbare Menge von Büchern über Shakespeare nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Deutsch erschienen.
Doch dann und wann ragt ein Buch für einige Jahre über diese Flut hinaus und kann eine Zeit lang ein neues Bild Shakespeares prägen. Peter Ackroyds Shakespeare-Biografie könnte ein solches Buch sein. Auf deutlich über 600 Seiten fasst Ackroyd in seiner gut lesbaren Erzählung das zusammen, was wir über William Shakespeare und seine Zeit heute wissen.
Und das ist erstaunlich viel: Denn der Mangel, der oft bei konkreten biografischen Details spürbar wird, da es einfach zu wenige zeitgenössische Quellen gibt, wird durch eine lebendige und kenntnisreiche Beschreibung der Lebens- und Arbeitswelt Shakespeares mehr als wett gemacht. Der Leser findet in diesem Buch nicht nur alles Relevante über Shakespeare, es eröffnet sich ihm zugleich die elisabethanische Kultur Englands, und insbesondere lernt er die Theaterwelt dieser Zeit kennen, die Shakespeares Schreiben und Denken ganz wesentlich mitbestimmt hat.
Es ist für das Buch sicherlich von Vorteil, dass es nicht von einem Shakespeare-Spezialisten geschrieben worden ist. Ackroyds langjährige journalistische Erfahrung und sein breites historisches Wissen machen diese umfangreiche Biografie beinahe schon zu einem historischen Roman.
Peter Ackroyd: Shakespeare. Die Biographie. Aus dem Englischen von Michael Müller und Otto Lucian. Knaus, 2006. 655 Seiten. ISBN-13: 978-3-8135-0274-9, Preis: € 28,–.